Die Sportfreunde Lotte haben sich den Saisonstart wahrlich anders vorgestellt. Nur ein Punkt konnte die Mannschaft aus dem Tecklenburger Land aus den ersten drei Spielen holen. Zu wenig. Vor allem wenn man - Borussia Dortmund II (0:2) als Top-Rivale mal ausgeklammert - die Gegner mit Aufsteiger Ahlen (2:1) und Abstiegskandidat Bonn (2:2) betrachtet.
In solchen Spielen müssen auch die Sportfreunde punkten. Im Idealfall dreifach, wenn sie die Klasse halten wollen. Mit dem SV Lippstadt kommt am Mittwoch (19.30 Uhr) wieder ein Gegner in Lottes Kragenweite. Auch Kapitän Timo Brauer (30) weiß, dass die Sportfreunde langsam einen Dreier benötigen, um nicht frühzeitig unten festzustecken.
RevierSport hat mit dem gebürtigen Essener, der jahrelang für Rot-Weiss Essen spielte, und seit dieser Saison Kapitän der Sportfreunde Lotte ist, gesprochen.
Timo Brauer, wie bewerten Sie den Start der Sportfreunde Lotte? Wir haben erst drei von 40 Partien absolviert. Aber klar: Mit dem einen Punkt können wir nicht zufrieden sein. Spielerisch, taktisch sieht das schon gut aus. Leider hat uns in den entscheidenden Situationen die Cleverness gefehlt. Wenn ich da an das Last-Second-Gegentor gegen Bonn denke, dass nicht mehr passieren darf oder die erste Halbzeit gegen Ahlen, nach der wir 2:0 oder gar 3:0 führen müssen. Da fehlt dann vielleicht doch ein wenig die Erfahrung, die Abgebrühtheit. Gegen Lippstadt sind wir jetzt gefragt. Da wollen wir den ersten Saisonsieg landen.
Würden der Mannschaft noch erfahrene Spieler gut tun? Das denke ich schon. So zwei, drei Jungs, die in der 3. oder 4. Liga gespielt haben, würden uns gut zu Gesicht stehen. Denn die vielen talentierten Spieler, die wir haben, brauchen auch Akteure von denen sie geführt werden.
Sie sind einer dieser Führungsspieler. Wie fühlen Sie sich in der Rolle des Kapitäns? Sehr gut. Das ist für mich aber auch nichts Neues. Ich war ja schon früher bei Rot-Weiss Essen Kapitän oder später auch beim SV Grödig - und das als Deutscher in Österreich (lacht). Ich bin einfach ein Spieler, ein Mensch, der immer das sagt, was er denkt und gerne Verantwortung trägt. Die Rolle empfinde ich aber auch als große Ehre - egal bei welchem Verein man diese Binde trägt, hat man eine gewisse Vorbildfunktion.
Sie sind in Ihrem zweiten Lotte-Jahr, 30 Jahre alt und stehen noch bis Sommer 2022 unter Vertrag. Wollen Sie in Lotte alt werden? Warum nicht? Für mich kommen die Sportfreunde Lotte sowieso medial viel zu schlecht weg. Lotte hat durch die Medien einen negativen Stempel erhalten. Das kann ich nicht nachvollziehen. Das ist ein sehr familiärer Klub. Natürlich ist in Lotte alles anders als beispielswiese in Essen. Das heißt aber nicht, dass alles schlechter ist. Aber davon abgesehen: Im Fußball sollte man nie etwas planen. Das weiß ich ganz genau. Ich habe das selbst schon erlebt. Ich fühle mich aktuell topfit und bin auch spielerisch einen Schritt weitergekommen. Da hat mir die Zusammenarbeit mit Ismail Atalan sehr gut getan. Er ist ein hervorragender Trainer. Aber das gilt auch für Imke Wübbenhorst.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit Ihr? Sehr gut. Sie ist fachlich sehr kompetent und besitzt ein großes Wissen. Mir ist es egal, ob wir von einer Frau oder einem Mann trainiert werden. Es geht immer um die Sache - um fußballerischen Sachverstand. Und diesen besitzt Imke zweifelsohne.
Legen Sie eigentlich täglich die Strecke Essen-Lotte-Essen zurück? Nein, ich wohne in Haltern mit meiner Freundin zusammen. Sie kommt aus dieser schönen Stadt. Der Trainingsweg ist sehr angenehm. Ich fahre ungefähr 45 Minuten zum Training nur über die Autobahn. Wir haben mit ein paar Jungs einen Treffpunkt in Münster ausgemacht. Von dort aus geht es gemeinsam weiter nach Lotte. Das passt schon alles.
Sie haben schon einiges in Ihrer Karriere erlebt. Welchen sportlichen Traum hegt Timo Brauer noch für sich? Natürlich habe ich noch Träume. Aber wie gesagt: Meine Laufbahn hat mich gelehrt, dass man im Fußball nicht planen sollte. Ich bin topfit, hatte nie schwere Verletzungen und will noch lange Fußball spielen - auf hohem Niveau mit maximalen Erfolg. Die Träume behalte ich mal für mich. Wenn sie in Erfüllung gehen sollten, dann werde ich sie preisgeben (lacht).