Der Blick auf die Tabelle der Regionalliga West aus der Saison 2008/2009 mutet schon kurios an. Damals war die vierthöchste Spielklasse Deutschlands in drei Staffeln unterteilt - Nord, West und Süd. In der Regionalliga West tummelten sich damals wie heute Rot-Weiss Essen, Borussia Dortmund II, Preußen Münster, Schalke 04 II oder auch die Sportfreunde Lotte - aber auch der BV Cloppenburg.
Dabei liegt Cloppenburg mitten in Niedersachsen, rund 70 Kilometer von Bremen entfernt. Um drei Staffeln á 18 Mannschaften zu schaffen, musste der Verein nach dem Aufstieg jedoch als "Härtefall" in der Weststaffel antreten - und hatte dort rund 500 Kilometer weite Fahrten bis nach Elversberg oder Ludwigshafen zu bewältigen. RWE kam in Cloppenburg zu einem 0:0, an der Hafenstraße gab es in einem spektakulären Spiel einen 5:3-Sieg. Beim BVC ließ damals André Breitenreiter seine Karriere ausklingen. Das Cloppenburger Gastspiel im Westen sollte aber ein kurzes bleiben - als Tabellenvorletzter stieg der Verein am Ende der Saison mit 28 Zählern wieder ab.
750.000 Euro Schulden
Nichtsdestotrotz gehörten die Cloppenburger jahrelang zu den festen Größen im niedersächsischen Amateurfußball. 2012 kehrte der Verein in die Regionalliga zurück - spielte fortan in der Nordstaffel. Doch in den vergangenen Jahren stürzte der Klub immer weiter ab und ist nun am Ende.
Am Mittwochabend wurde auf der Mitgliederversammlung des Klubs das Aus der Herren- (Landesliga) und Damenmannschaft (2. Bundesliga) besiegelt. Anfang des Monats war bei den Cloppenburgern das Insolvenzverfahren eröffnet worden, laut des Insolvenzverwalters hatte der Verein bei rund 50 Gläubigern insgesamt Schulden in Höhe von 750.000 Euro angehäuft.
Zu den ersten beiden Saisonspielen in der Landesliga waren die Cloppenburger nicht angetreten, nun werden alle Spiele aus der Wertung genommen. Die aktuelle Entscheidung ist die traurige Konsequenz der Entwicklung der vergangenen Jahre. 2016 stieg der BVC in die Oberliga ab und hatte seitdem immer wieder mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Schlagzeilen machte der Klub zuletzt, als er im Dezember 2018 Imke Wübbenhorst als Trainerin installierte, die nun die Sportfreunde Lotte in der Regionalliga West anführt. Damals war sie die erste Trainerin in einer der ersten fünf deutschen Ligen, konnte den Abstieg in die Landesliga aber auch nicht verhindern.