Was sind das für Leute, die sich Hooligans nennen und den Fußball als Ventil ihrer Gewalt nutzen? Und mit welchen Mitteln kann man ihnen begegnen? Als „Brennpunkt“ hat die neue Koalition aus Verband, NRW-Innenministerium und den Vereinen die Oberligen ausgemacht.
Und tatsächlich: Wenn in der jüngeren Vergangenheit von Krawall und Körperverletzung am Rande von Fußballspielen die Rede war, dann zumeist im Zusammenhang mit der vierten Spielklasse. Die Gewaltserien in Leipzig, Berlin oder Krefeld spielen sich in einem Randbereich des deutschen Ligabetriebs ab. Dort, wo genügend Freiheit im Umgang mit den eigenen Anhängern besteht, zugleich aber auch ausreichend öffentliche Aufmerksamkeit zu finden ist, die immer wieder Anreiz ist, um aufzufallen.
Allein aus diesem Grund ist die jetzt beschlossene verstärkte Zusammenarbeit aller Beteiligten wünschenswert. Die Erfahrungen aus dem Profifußball zeigen: Mehr Kontrolle verdrängt das Problem aus dem Fokus. Doch sie löst es nicht. Der Jahresbericht 2006/2007 der Zentralen Informationsstelle Sport (ZIS) stellt fest: Das Gewaltpotenzial im deutschen Fußball ist weiter steigend.
Den klassischen Typus „Hooligan“ zu definieren, ist ein schwieriges Unterfangen. Die ZIS fasst wesentliche Merkmale zusammen. Die meist jungen Männer der „Kategorie C“ ("der gewaltsuchende Fan“ teilen einen Kleidungsstil nach britischem Vorbild und gleichen sich häufig im generellen Erscheinungsbild. Die Szene pflegt ihr Outfit. Online-Stores oder einschlägige Geschäfte werden zugleich zu Treffpunkten. Doch „erkennen“ kann man sie dennoch nicht, zumal sich die Gewaltakte in der Regel zwischen ganzen Gruppen und nicht zwischen Einzelpersonen abspielen. „Hools“ sind aus dem Zentrum an den Rand der großen Fanszenen abgedrängt worden.
Der ZIS-Bericht bringt eine erstaunliche Zahl hervor: Gut fünf Prozent der bekannten Hooligan-Szenen in den oberen drei Ligen haben einen rechtsextremen Hintergrund. Politische Motivation scheint zwar nur in Einzelfällen ein Anlass zu sein. Dennoch ist besonders auf vielen ostdeutschen Amateursportplätzen Rassismus auf den Rängen ein großes Problem.
Verschiedene Ansätze, dem Hooligan-Phänomen entgegenzuwirken, haben sich bereits als wirksam erwiesen. Stadionverbote, die verstärkte Präsenz der Polizei oder Zentraldatei „Gewalttäter Sport“ können gewaltbereite Personen aus den Stadien fernhalten. Doch es ergeben sich neue Problemlagen.
Dass sich organisierte Gruppen auf eine schnelle Prügelei treffen, verhindert dies ohnehin nicht. Denn die Szene nutzt die modernen Kommunikationsmittel und stellt sich in ihnen dar. Nicht selten finden sich in Fan-Foren „Nachberichte“ zur jüngsten Schlägerei nach dem Derby.
Gerade Stadionverbote sind ein großer Streitpunkt zwischen Fan-Vertretern und Funktionären. Viele Fans wittern häufig nicht zu Unrecht „Willkür“, denn es trifft auch friedlichen Personen. Deshalb sollte man auch bei dem aktuellen „Masterplan“ gegen die Gewalt das richtige Maß wahren. Die Reglementierungen in den ab Sommer 2008 ohnehin neu formierten Amateurligen müssen so ausgestaltet werden, dass sie nicht die große Mehrzahl der unverdächtigen Fans treffen und die Vereine überfordern.