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Corona-Krise trifft Regionalliga: „Unglaublich bitter“

Das Coronavirus hat auch die Regionalliga Nord fest im Griff.
Das Coronavirus hat auch die Regionalliga Nord fest im Griff. Foto: Michael Ketzer
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Die Corona-Krise trifft viele Clubs in der Regionalliga Nord hart. Anders als bei den Bundesligisten geht es nicht in erster Linie um Fernsehgelder, sondern um Zuschauereinnahmen und Sponsorengelder, die durch die Unterbrechung der aktuellen Saison wegbrechen. 

Während sich Erst- und Zweitligisten auf eine mögliche Fortsetzung der Saison vor leeren Rängen im Mai vorbereiten und viele Profivereine bereits in Kleingruppen wieder trainieren, sind die nächsten Spiele der vierten Ligen wohl noch weiter entfernt. Der frühere Bundesliga-Torwart und aktuelle Trainer des SSV Jeddeloh II, Oliver Reck, hofft, in zwei Wochen wieder mit seinem Team trainieren zu können. Ob die Saison irgendwann zu Ende gespielt werden kann, ist noch völlig unklar. Ebenso, wie über Auf- und Abstieg im Fall eines Saisonabbruchs entschieden wird. Besonders bitter könnte dieses Szenario für einen Verein werden.

VfB Lübeck

Der frühere Zweitligist ist der aktuelle Spitzenreiter und Aufstiegsaspirant Nummer eins. Geschäftsstellenleiter Florian Möller ist frustriert: „Momentan können wir unser Kerngeschäft, das Fußball spielen, nicht ausüben. Das ist unglaublich bitter, zumal wir seit drei, vier Jahren sehr stringent das Ziel Drittliga-Aufstieg verfolgen.“ Nach 25 Partien führt Lübeck die Tabelle mit 61 Punkten an. Mit Mirko Boland (Adelaide United) hat der Verein sogar schon einen früheren Bundesliga-Profi für die nächste Saison verpflichtet. Nun gebremst zu werden, sei „natürlich hart“, sagte Möller.

Am Mittwoch stellten die Lübecker einen Antrag auf eine Sondergenehmigung zum Training, wie es sie auch in der 1. und 2. Bundesliga gibt. Der VfB hofft sehr, dass eine sportliche Lösung zur Beendigung der Saison gefunden wird. Die finanziellen Auswirkungen der Pandemie seien derzeit noch nicht absehbar.

SC Weiche Flensburg

Dort, wo es möglich ist, wird im hohen Norden auf Kurzarbeit zurückgegriffen. Das betrifft beim Tabellendritten sowohl die Spieler als auch die Geschäftsstelle. Ein finanzieller Schaden sei derzeit nicht bezifferbar, hieß es bei den Flensburgern. Auch über die Beitragserhöhung der VBG könne man erst reden, wenn konkrete Auswirkungen geprüft seien.

Immerhin ist den Flensburgern der Humor nicht abhandengekommen. Auf der Website gab es einen Aprilscherz, dass die erst Ende 2019 installierte Flutlicht-Anlage wieder abgebaut werden soll. Das entspricht - zur Freude der Fans - aber nicht der Wahrheit. Gut angenommen wird zudem der Verkauf eines virtuellen Sitz- und Stehplatz-Tickets unter dem Motto „Gemeinsam gegen die Corona-Krise“.

Lüneburger SK Hansa

Der Tabellenelfte setzt in der Corona-Krise auf kreative Lösungen. Im Internet verkaufen die Lüneburger unter anderem Geistertickets, digitales Bier und virtuelle Bratwürste in der Zeit der abgesagten Heimspiele. Bis vor wenigen Tagen hatte der LSK dadurch und durch andere Spenden bereits rund 13 500 Euro eingenommen. Zudem seien „viele neue Mitglieder“ in den Verein eingetreten, sagte Finanzvorstand Henning Constien.

Die Lüneburger rechnen für die aktuelle Saison mit Einnahme-Verlusten von 40 000 bis 50 000 Euro. „Die fehlenden Zuschauereinnahmen können wir kompensieren, die große Frage bei fast allen Regionallisten ist aber: Was ist mit den Sponsoren?“, sagte Teamchef Rainer Zobel der Deutschen Presse-Agentur. „Es kommt für uns darauf an, dass unsere Sponsoren über die Runden kommen, denn in der Regionalliga nehmen wir ja praktische keine TV-Gelder ein.“

SSV Jeddeloh II

Auch der Tabellen-15. ist finanziell von der Coronavirus-Pandemie betroffen. „Es wird einige Zeit dauern, bis das wirtschaftliche Schwungrad wieder in Schwung gerät“, sagte Trainer Reck. Der 55-Jährige versucht, mit dem Verein das Beste aus der Situation zu machen und denkt bereits an das kommende Spieljahr. „Wir planen zwar die nächste Saison, aber natürlich fehlt uns der eine oder andere Euro durch Zuschauereinnahmen“, sagte er. Reck ist aber zuversichtlich: „Wir können es vielleicht auffangen, wenn wir uns strecken. Wir haben den Vorteil, dass wir hauptsächlich Sponsoren aus der Lebensmittelbranche haben, die das nicht so betrifft, wie vielleicht andere Unternehmen.“

VfB Oldenburg

Wie viele andere Clubs haben auch die Oldenburger Kurzarbeit beantragt. „Kurzarbeitergeld und ein strikter Sparkurs bei allen internen Prozessen gehören zu unseren Sofortmaßnahmen“, heißt es auf der Club-Homepage. Den Tabellen-Neunten trifft besonders hart, dass das Halbfinale im Niedersachsenpokal gegen den BSV SW Rehden am Ostermontag nicht stattfindet. Auf kreative Art und Weise versucht der Club aber trotzdem, noch Geld zu verdienen. Im Online-Ticket-Shop des früheren Zweitligisten kann man Eintrittskarten für die Begegnung erwerben, die womöglich nie ausgetragen wird. Die Gelder aus dem Erlös kann der VfB derzeit dringend gebrauchen.

TSV Havelse

„Da beim TSV Havelse viel im Ehrenamt gearbeitet wird, sind die finanziellen Auswirkungen bisher nicht so gravierend“, teilte Vereinspräsident Manfred Hörnschemeyer mit. Spurlos geht die Krise aber natürlich auch an dem Tabellenzehnten nicht vorbei. Einige Sponsoren hätten bereits ihren Vertrag gekündigt, sagte Hörnschemeyer, der zudem erklärte: „Richtige Probleme hat die Clubgaststätte, hier hat der Verein vorerst die Pacht gestundet.“ dpa

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