Unterstützt der Verband die Bemühungen, durch europäische Ärzte sportmedizinisches Know-How zu erwerben?
Die Förderationen haben da kein Interesse, wenn sind es die Trainer. Die Förderationen würden wahrscheinlich ohne Arzt in den Cup starten und sagen 'jetzt spielt mal'. Da hinken sie wirklich noch hinterher. Im Sudan haben sie zum Beispiel einen Spieler ohne jede Erstversorgung nach einer Verletzung drei Tage nach Hause geschickt. Ein Ziel was Sie immer wieder ansprechen, ist Ihr Anspruch, sportmedizinische Chancengleichheit zu erreichen.
Dafür müsste man sicher erst einmal über den Wert der Sportmedizin in Afrika diskutieren. Natürlich stellt sich die Frage, macht das Sinn auf einem Kontinent, der hauptsächlich mit Malaria, Aids und anderen infektösen Krankheiten zu kämpfen hat. Ich bin der Meinung, wenn ich mir schon Nationalmannschaften leiste, dann brauchen wir auch einen internationalen Standard in der Sportmedizin. Die Funktionäre sehen die Notwendigkeit nicht. Sie beschäftigen sich mit dem Ablauf der Organisation. Die medizinische Betreuung ist Trainersache. Wenn sie sich mit europäischen Top-Teams vergleichen wollen, müssen sie nachlegen. Man muss sich das mal vorstellen, da spielt ein Eto'o oder Adebayor und da ist ein afrikanischer Masseur in der Kabine, der überhaupt keine sportmedizinische Erfahrung hat.
Könnte es passieren, dass sich die Top-Stars aus Europa in Zukunft eigene Ärzte mitbringen? Und was bringt das für ein Konfliktpotenzial mit?
Eto'o hat ja bereits einen eigenen Physiotherapeuten dabei. Das ist die Konsequenz. Die Spieler kennen ja die Situation. Bei Togo war es noch viel extremer, wo ein Adebayor zig Millionen Euro im Jahr verdient hat, Spieler die in Togo spielen aber nur ein paar tausend Euro im Jahr verdient haben. Neid konnte ich zumindest nicht feststellen. Adebayor war der König in der Mannschaft. Ich glaube auch eher, dass die jungen Spieler die noch in Afrika spielen den anderen nacheifern wollen. Sie sind eher Vorbilder an denen sich die anderen orientieren.
Wo liegen Ihrer Meinung nach die Gründe, dass die Ärzte in Afrika im sportmedizinischen Bereich noch derart hinterherhinken?
Wenn einer afrikanischer Arzt mit seinem Studium fertig ist, muss er sich mit der Basismedizin beschäftigen, da Afrika einen hohen Ärztemangel hat. Die Leute haben Aids, Malaria, sind unterernährt – das sind ganz andere Anforderungen an die Mediziner. Orthopädie ist immer eine Sache einer hochentwickelten Zivilisation. Sie existiert in Afrika nicht. Wer eine sportmedizinische Ausbildungen machen will, muss nach Europa kommen. Das ist auch immer das erste was mich die afrikanischen Kollegen fragen: 'Kann ich mal nach Deutschland kommen und zuschauen?' Ärzte die sich nur um Fußballer kümmern gibt es in Afrika nicht, dazu gibt es zu viele kranke Menschen. Der Mannschaftsarzt des sudanesischen Erstligisten hat während der Woche noch im Krankenhaus gearbeitet. Und wie diese aussehen, das können sie sich nicht vorstellen.
An einem Thema kommen wir nicht vorbei: Voodoo. Inwiefern mussten oder müssen Sie sich in Afrika noch damit beschäftigen?
In Togo war das eine Parallelveranstaltung von einem Voodoo-Mann. Am Anfang haben wir uns gestritten, dann aber vertragen und respektiert. Ich habe ihn nur gebeten, dass er mir Bescheid gibt, wenn er etwas besonderes macht. Bei Kamerun spielt das keine besondere Rolle. Fast alle Spieler spielen ja seit Jahren in Europa. Die sind europäisiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die noch was mit Voodoo zu tun haben möchten. Ich glaube, dass Kamerun 2008 ein ganz anderes Kamerun ist als 2002. Da hat sich viel verändert. Das wirkt alles sehr europäisch, sehr diszipliniert - im Umgang untereinander, im Hotel und bei den Sitzungen.
Blicken wir zum Schluss Richtung WM 2010 in Südafrika. Wollen Sie ein afrikanische Land oder eine europäische Nationalmannschaft betreuen?
Man weiß ja nie, wie so eine Kooperation läuft, ob alle zufrieden sind. Vielleicht kommt nach dem Afrika Cup ein französischer Trainer und bringt einen französischen Arzt mit. Deswegen möchte ich in Afrika als guter Sportmediziner bekannt werden. Ich stehe diesbezüglich auch in Kontakt mit der Fifa, helfe etwa bei Projekten mit. Ich würde bei der WM 2010 gerne dabei sein - am liebsten als Arzt einer afrikanischen Nationalmannschaft.