Startseite

Africa Cup: Interview mit Joachim Schubert (Teamarzt Kamerun)
Voodoo-Zauber in Togo, Schäfer-Ärger in Kamerun

Africa Cup: Interview mit Joachim Schubert (Teamarzt Kamerun)
SV Wehen Wiesbaden
SV Wehen Wiesbaden Logo
14:00
Rot-Weiss Essen Logo
Rot-Weiss Essen
18+ | Erlaubt (Whitelist) | Suchtrisiko | Hilfe unter www.buwei.de | -w-

Zehn Jahre lang war der Sportmediziner Dr. Joachim Schubert Mannschaftsarzt des VfL Bochum. Nun startet er nach den Stationen Togo (Nationalmannschaft, WM 2006), Al Merriekh (Sudan, „afrik. UEFA Cup-Sieger“) in sein drittes Afrika-Abenteuer und wird als Arzt die Nationalmannschaft Kameruns beim Afrika Cup in Ghana (20. Januar bis 10. Februar) betreuen. RevierSport sprach mit dem Mediziner vor seiner Abreise über seinen Freund und Kameruns Trainer Otto Pfister, Winfried Schäfer, Voodoo-Männer in Togo und medizinische Chancengleichheit.

Von Schäfer stammt auch das Zitat, dass die besten Spieler mittlerweile nicht nur aus Brasilien, sondern auch aus Afrika kommen....

Otto Pfister. (Foto: firo)

Ich habe ein Trainingsspiel gesehen zwischen der ersten, mit Spielern aus den europäischen Vereinen, und der zweiten Mannschaft von Kamerun. Das war wie erste gegen zweite Bundesliga. Das war schon ein Klassenunterschied. Kamerun zählt in diesem Jahr bei vielen Experten nicht zum Favoritenkreis. Was trauen Sie dem Team zu?

Ich habe die Mannschaft auch ohne Eto'o gesehen. Ich halte Kamerun für eine sehr starke Mannschaft. Sie ist wesentlich stärker als zum Beispiel Togo. Tunesien, Ghana - das sind auch starke Mannschaften. Aber Kamerun ist für mich ebenfalls ein Titelfavorit. Sonst wäre Otto Pfister da auch nicht hingegangen, wenn er nicht die Chance sehen würde, den Titel zu holen. Das ist schon eine Top-Auswahl.

Ein großes Thema ist immer wieder die Organisation. Diese soll laut Schäfer in englischsprachigen afrikanischen Ländern, wie Ghana, besser sein als in französischsprachigen.

Ob man das an der Sprache festmachen kann, weiß nicht. Wenn es besser laufen würde als in Togo, wäre es gut. Das war Chaos pur. Ich habe bei der WM in Deutschland den Mannschaftsarzt von Ghana kennengelernt, mit dem ich mich angefreundet habe. Auch dort gibt es organisatorische Missstände in der Förderation. Deswegen haben sie ja auch den Tony Baffoe geholt, damit der das gerade stellt. Also so ganz rosig ist das da auch nicht.

Wie lassen sich diese Probleme innerhalb der Verbände denn erklären?

Innerhalb der Verbände gibt es leider viele Parallelinteressen. Da versuchen sich viele Männer mit Macht, sei es aus dem Militär oder der Politik. Jeder will mitreden. Da gibt es keine hierarchische Struktur wie etwa in Deutschland mit Theo Zwanziger an der Spitze. Wenn da ein Militär mit 50 Orden ankommt und mitsprechen will, traut sich keiner, dem zu widersprechen. Das war in Togo der Fall. Die Verbände sind einfach nicht stabil genug. Jeder soll bedient werden. Wenn der Staatspräsident sagt, mein Freund soll mitmischen, dann mischt der dann halt mit. Vor dem ersten WM-Spiel mit Togo wurden alle Spieler vermessen um sie einheitlich einzukleiden. Als die Funktionäre dann die Anzüge im Hotel sahen, probierten sie alles selber aus, schmissen Sachen weg die nicht passten. Als die Spieler dann kamen, war nur noch ein Haufen ungeordneter Klamotten übrig. Es passte wirklich keinem Spieler etwas mehr. Auf dem Weg nach Dortmund zum Spiel hatte dann jeder Spieler etwas unterschiedliches an. Der eine trug eine Jacke, der andere einen Trainingsanzug.

Wie sehen denn ihre afrikanischen Kollegen die Situation, dass da auf einmal ein Kollege aus Deutschland als leitender Arzt für ihr afrikanisches Land eingeflogen wird?

Die beiden afrikanischen Kollegen, der eine ist Professor für Kardiologie, der andere für Physiologie an der Uni-Klinik in Kameruns Hauptstadt Yaoundé, waren beide ganz froh, dass ich da war. Die haben sofort zu den Spielern gesagt 'Zu dem müsst ihr hin. Der ist Spezialist'. Da gibt es keine Probleme und keine Konkurrenz. Die Trainings- und Wettkampfbedingungen in Afrika unterscheiden Sie bekanntlich erheblich von denen in Europa. Resultieren daraus auch typische afrikanische Verletzungen?

Es gibt weniger muskuläre Verletzungen, weil Afrikaner da genetisch anders veranlagt sind. Das sage ich jetzt einfach mal empirisch daher. Diese Beobachtung deckt sich aber auch mit den Eindrücken von Pfister. Sie sind also muskulär deutlich stabiler, haben dafür mehr Hohlkreuz und sind unterhalb der Lendensäule empfindlicher. Sonst sehe ich da keinen Unterschied.

Seite 1 23
Deine Reaktion zum Thema
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel