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Africa Cup: Interview mit Joachim Schubert (Teamarzt Kamerun)
Voodoo-Zauber in Togo, Schäfer-Ärger in Kamerun

Africa Cup: Interview mit Joachim Schubert (Teamarzt Kamerun)
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Zehn Jahre lang war der Sportmediziner Dr. Joachim Schubert Mannschaftsarzt des VfL Bochum. Nun startet er nach den Stationen Togo (Nationalmannschaft, WM 2006), Al Merriekh (Sudan, „afrik. UEFA Cup-Sieger“) in sein drittes Afrika-Abenteuer und wird als Arzt die Nationalmannschaft Kameruns beim Afrika Cup in Ghana (20. Januar bis 10. Februar) betreuen. RevierSport sprach mit dem Mediziner vor seiner Abreise über seinen Freund und Kameruns Trainer Otto Pfister, Winfried Schäfer, Voodoo-Männer in Togo und medizinische Chancengleichheit.

Nach der Betreuung der Nationalmannschaft von Togo und der einer sudanesischen Vereinsmannschaft treten Sie nun zu ihrem dritten Afrika-Abenteuer an. Jedes mal war Otto Pfister der Trainer. Wie ist der Kontakt zustande gekommen?

Angefangen hat alles vor drei Jahren mit der Gründung des Instituts für Sportmedizin und Sportpsychologie (DISS), bei dem Frank Kontny...

Kameruns Gespann: Otto Pfister und Joachim Schubert. (Foto: firo)

...aktuell Trainer des Oberligisten ETB SW Essen....

...Geschäftsführer war. Er hat den Kontakt zu Bachirou Salou und Samy Sané hergestellt. Da ging es erstmal gar nicht um Togo, sondern um die WM. In den ersten Gesprächen entstand die Idee, eine afrikanische Mannschaft zu unterstützen. Dann tat sich aber erst einmal nichts. Nach ein paar Wochen rief Otto Pfister an und sagte, er bräuchte einen Arzt. Als ich um acht Uhr abends ankam, musste ich mir erstmal fünf Stunden Otto Pfisters Afrika-Erlebnisse anhören (lacht). Der hat unendlich viel Abenteuer zu berichten, das sind wirklich super Geschichten. Wir mögen uns und er respektiert die Medizin. Wir sind gute Freunde geworden. Er hat alles getan um mich nach Kamerun zu kriegen. Die Förderation wolle das nicht, die haben ja ihre Ärzte. Aber er hat sich durchgesetzt. Über Otto Pfister als Trainer weiß man in Deutschland nicht viel. Was ist er für ein Trainertyp?

Er ist einer, der Spaß am Fußball hat und vermittelt das auch. Er versucht den Spielern nie etwas aufzuoktruieren. Die Spieler lieben den Otto Pfister und sie achten und respektieren ihn. Das ist eine Autorität, der schimpft auch fürchterlich. Er baut unheimlich viele spielerische Elemente ins Training ein. Er fordert so viel Ordnung wie nötig, lässt aber sonst alle Freiheiten. Er trainiert eher unkonventionell. Nehmen wir das Beispiel Stretching. Auf einer Trainertagung in Deutschland hat er gesagt, dass er nichts von Stretching hält, woraufhin ein Sturm der Entrüstung losbrach. Er sagte: Wenn ein Leopard sieben Stunden unter dem Baum dahindämmert und eine Gazelle kommt, sagt der Leopard sich dann: Ich muss mich erstmal strecken und dehnen? Da hatte er die Lacher natürlich auf seiner Seite. So ist das für ihn auch mit den afrikanischen Fußballern. Die rennen los und sind fit. Otto Pfister ist Empiriker, er hat nie Muskelverletzungen erlebt. Warum soll er was ändern? Er ist ja seit 30 Jahren dabei. Er orientiert sich an seinem Erfolg. In Afrika wird er verehrt. Was der alles erreicht hat. Mit der U 17 von Ghana ist er Weltmeister gegen Brasilien geworden. Im November 2006 kam er in den Sudan und hat mit der Mannschaft kein einziges Spiel mehr verloren - weder in der Meisterschaft noch im afrikanischen Uefa Cup, den er gewonnen hat.

Und trotzdem ist er umstritten. Winfried Schäfer, der 2002 mit Kamerun als einziger deutscher Trainer den Afrika Cup gewann, wird in einem sid-Interview mit der Aussage zitiert, dass Pfister von der Mannschaft nicht akzeptiert werde....

Ich war im Trainingslager in Herzogenaurach und hatte einen anderen Eindruck. Vielleicht ist Schäfer frustriert. Er wäre gerne Trainer in Togo geworden, doch die wollten ihn nicht. Das ist jetzt die zweite Konkurrenzsituation zu Pfister. Otto Pfister ist nicht akzeptiert von der Föderation, die Horst Köppel wollten. Pfister wurde politisch durchgesetzt. Aber die Spieler haben kein Problem mit ihm, die Führungsspieler sowieso nicht. Otto Pfister ist ein Aufbauhelfer des afrikanischen Fußballs, er hat in Ruanda und Bangladesch gearbeitet, in insgesamt 16 Ländern.

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