Ähnlich beeindruckend liest sich auch das Tor-Verhältnis: 69 eigenen Treffern stehen nur acht kassierte „Buden“ gegenüber. Der Aufstieg scheint nur noch Formsache, auch wenn mit NK Croatia ein ähnlich starker Konkurrent in der Gruppe mitspielt, der ebenfalls noch eine weiße Weste vorweisen kann.
„Der Showdown steigt am 11. 11. um 11 Uhr“, rührt Ballfreunde-Coach Jose Abeijon eine Woche vor dem großen Aufeinandertreffen der absoluten Topteams fleißig die Werbetrommel. Der 41-Jährige, selbst jahrelang als Spieler auf den Essener Sportplätzen unterwegs, fiebert dieser Partie verständlicherweise entgegen, schließlich entscheiden diese 90 Minuten möglicherweise über den Verlauf einer gesamten Saison. Doch von Aufregung oder Nervosität keine Spur, der Halb-Spanier verlässt sich einfach auf die Klasse seiner Jungs: „Wir haben zwar eine sehr junge Truppe, aber wir haben uns vor der Saison optimal verstärkt. Deshalb bin ich mir sicher, dass wir den Aufstieg packen.“
Und dieser Erfolg wäre ein Besonderer für den Verein, der im nächsten Sommer seinen 40. Geburtstag feiert. „Es ist unser großes Ziel, im Jubiläumsjahr Platz eins zu erreichen. Etwas schöneres kann ich mir kaum vorstellen.“
Doch auch der Diebels Champions Cup wäre für den Linienchef eine tolle Sache: „Wir planen im nächsten Jahr eine Partywoche, in der wir groß feiern wollen. Wenn wir in diese Zeit die Final-Partie gegen einen Verein aus der direkten Nachbarschaft absolvieren könnten, wäre das die absolute Krönung.“
Damit das klappt, müssen Abeijon und seine Truppe möglichst viele Spiele hintereinander ungeschlagen überstehen. Mit ihren bisherigen elf Dreier liegen sie zwar schon ganz gut im Rennen, zur Sicherheit sollten sie allerdings noch nachlegen, denn nur die Teams mit der längsten Serie dürfen in den Kampf um den Champions Cup eingreifen.
Abeijon, der in seiner aktiven Zeit unter anderem für Rot-Weiss Essen und den Vogelheimer SV die linke Abwehrseite dicht hielt, ist Erfolge gewöhnt. Nicht nur als Kicker, sondern auch als Trainer erreichte er mehrere Aufstiege in verschiedenste Ligen des Amateur-Fußballs. Diesen Weg möchte er auch mit den Ballfreunden weitergehen, deren bisher größter Erfolg bereits über zehn Jahre zurückliegt. Mitte der Neunziger lief man für eine Saison in der Bezirksliga auf, bevor es wieder abwärts ging. Seitdem änderte man die Vereinspolitik und setzt heute verstärkt auf den eigenen Nachwuchs. „Nahezu unser gesamter Kader hat seine Ausbildung hier im Verein absolviert. Einige hatten den Club zwischenzeitlich verlassen, mittlerweile sind viele aber wieder in ihre Heimat zurückgekommen“, berichtet der frühere Defensive stolz und fährt fort: „Wir haben Jungs im Kader, die leben für die Ballfreunde.“
Einer von ihnen ist Kevin Möhrle. Der 28-Jährige geht nicht nur auf dem Feld als Kapitän voran, sondern kümmert sich auch außerhalb um alle wichtigen Belange. „Er holt Sponsoren heran, verwaltet unseren Kader, erstellt Spielpläne. All solche Dinge, ohne die es hier nicht laufen würde“, unterstreicht Abeijon. Ein weiteres Urgestein der Bergeborbecker ist Keeper Guido Gersch.
Der 41-Jährige spricht schon seit einigen Jahren von seinem Abschied vom aktiven Geschäft, vollzogen hat er ihn bislang jedoch nicht. Sehr zum Leidwesen seiner Frau, der der Coach fest versprochen hat: „Nach dieser Saison ist Schluss.“ Bisher krankte sein Rückzug an der ungelösten Nachfolger-Frage, doch mit dem Aufstieg in die A-Kreisliga, soll dieses Problem behoben werden: „Ich hoffe, dass wir dann für andere Spieler attraktiver werden.“
Doch auch wenn sich Gersch am Ende der Spielzeit wirklich zurückziehen sollte, so ganz ohne „Fußball-Opas“ müsste der Verein nicht auskommen. Oliver Steinbach, Libero und Kopf der Ballfreunde-Abwehr, ist seit nunmehr zwanzig Jahren für Bergeborbeck am Ball und denkt nicht ans Aufhören. Für Abeijon ist er gerade durch seine Erfahrung enorm wichtig: „Wenn er etwas sagt, ist das für unsere jungen Kicker wie das Evangelium. Oliver stellt einfach etwas dar.“
Der Garant für den Erfolg sind für Abeijon aber nicht die genannten Akteure, sondern das gesamte Team: „Natürlich ist es für mich manchmal schwer, die Truppe nach so einer Erfolgsserie immer wieder aufs Neue zu motivieren. Die Jungs erleichtern mir meine Arbeit aber sehr. Ich habe das Glück, eine sehr intakte Mannschaft trainieren zu dürfen, das habe ich durchaus auch schon anders erlebt. Sie sind sehr vernünftig und wissen, dass sie jetzt nicht anheben dürfen.“
Die Voraussetzungen für eine Fortsetzung der Erfolgsserie sind also gegeben. Jetzt muss der Showdown nur noch überstanden werden, dann steht den „tollen Tagen“ in Bergeborbeck nichts mehr im Weg.