Denn was sich vor, während und nach dem Derby in der Landeshauptstadt abspielte, bildete eine neue Dimension der Gewalt. Eine, die selbst im sagenumwobenen Dresden bei weitem nicht zur Normalität gehört.
Halten wir uns an die Fakten: Eine Rheinbahn voll mit WSV-Fans, die vor dem Spiel fälschlicherweise direkt im Fortuna-Bereich anhält. 150 Chaoten aus Wuppertal, die die Fehlplanung nutzen, um mit Holzlatten und Bierflaschen Jagd auf Düsseldorfer Fans zu machen. Ein Familienvater, der unter den Augen seiner beiden Kinder bewusstlos geprügelt wird. Zwei Schülerinnen, die schwere Gehirnerschütterungen davontragen. Und dennoch kaum Festnahmen, weil die Polizeikräfte erst Minuten später eintreffen.
Was sich dort abgespielt hat, das war kein spontanes Aufeinandertreffen rivalisierender Hooligan-Gruppen. Das war organisierte Brutalität gegen Fußballfans. Die Täter waren nicht einzelne, sondern 150 (!) Verbrecher, denen der Sport als Schauplatz ihrer Gewaltexzesse dient. Anhand dieser Zahl kann man nicht mehr von einer unbedeutenden Minderheit sprechen. Wären Kamerateams vor Ort gewesen, wäre die bundesweite Berichterstattung noch weitaus umfassender ausgefallen. So sahen die TV-Zuschauer von München bis Magdeburg „nur“ die unschönen Szenen, die sich im Stadion abspielten. Doch auch die werden in schlechter Erinnerung bleiben: Ein paar Bekloppte, die nach dem Führungstreffer Leuchtraketen in Richtung des eigenen Torwarts schießen. Zumindest diese Täter wurden offenbar mittlerweile ermittelt – durch die Aufnahmen der Stadionkameras.
Das Image der Wuppertaler hätte weniger gelitten, wenn die echten Fans die Täter gestellt hätten. Denn wer in einem vollbesetzten Block Feuerwerkskörper zündet und dann auch noch wirft, kann nicht unentdeckt bleiben – es sei denn, die Umstehenden schützen ihn aus falsch verstandener Verbundenheit. Dabei haben gerade erst die Bremer Fans mit ihrem beherzten Eingreifen gegen eine Nazigruppe bewiesen, dass Zivilcourage im Stadion kein Fremdwort sein muss.
Wie einige Schwachköpfe aus Düsseldorf diesen Begriff interpretierten, zeigten sie nach dem Schlusspfiff, als sie die mit WSV-Anhängern besetzten Bahnen mit Steinen und Bierflaschen bewarfen. „Das kann man nicht steuern, es gibt immer wieder die eine oder andere Person, die da ausreißt. Das muss man hinnehmen“, sagt Wuppertals Sicherheitsbeauftragter Thomas Schmidt über die Vorfälle. Es ist an der Zeit, ihn eines Besseren zu belehren.