Eine Saison lang, die Serie 2023/2024, war Dietmar Hirsch Trainer des 1. FC Bocholt - und das äußerst erfolgreich. Der Fußballlehrer führte die "Schwatten" auf Platz eins zur Winterpause und beendete die Saison am Ende auf Rang zwei hinter Meister und Aufsteiger Alemannia Aachen.
"Ich habe sehr schöne Erinnerungen an Bocholt und kehre mit einem guten Gefühl zum Hünting zurück. Aber wenn der Anstoß ertönt, zählen nur der MSV Duisburg und die drei Punkte", sagte Hirsch vor dem Wiedersehen am Mittwoch (30. Oktober, 19.30 Uhr) mit seinem Ex-Klub.
Der MSV ist eigentlich voll im Soll und blickt auf satte 27 Punkte aus den ersten zwölf Spielen zurück. Es gab auch nur eine Niederlage. Bei einem Sieg in Bocholt winkt die Tabellenführung. "Deshalb bin ich mit dem Saisonverlauf auch zufrieden. Wir können Erster werden und das ist eine gute Ausgangslage am 13. Spieltag", betont Hirsch.
Und, trotzdem: Die Kritik an der Spielweise der Zebras wird immer lauter. Hirsch hatte sich dazu bereits geäußert. Und er äußert sich auch von dem von ihm den Mund genommenen "Heavy-Metal-Fußball", den er beim MSV angekündigt hatte.
Man verbringt so viel Zeit am Handy und beobachtet andere Menschen. Ich habe für mich beschlossen, dass ich nicht alles preisgeben muss. Schließlich bin ich auch schon 52 Jahre alt. Die Zeit will ich für wichtigere Dinge nutzen und nicht ein Sklave der Sozialen Medien sein. Aber mein Instagram-Konto bleibt bestehen (lacht).
Dietmar Hirsch
Doch wer hier stets ein 3:0 oder 4:0 des MSV erwartet hatte, der wird von Hirsch eines Besseren belehrt. "Was heißt denn Heavy-Metal-Fußball? Für mich ist das eine Interpretationssache. Ich verstehe es so, dass man dominant und aggressiv auftritt, inklusive eines hohen Pressings. Aber dann kann man trotzdem mal nur 1:0 gewinnen. Und: Man kann auch nicht immer hoch pressen, man muss auch beachten, was der Gegner vorhat. Vielleicht könnten wir bisweilen auch noch ein bisschen aggressiver und dominanter auftreten", sagt Hirsch.
Er ergänzt aber auch: "Ich möchte Spiele gewinnen. Fußball ist ein taktisches Spiel. Das Wichtigste sind am Ende des Tages die drei Punkte. Alles andere kommt mit der Zeit und mit Siegen wird auch alles leichter."
Dass ein Sieg in Bocholt nicht einfach einzufahren sein wird, weiß Hirsch am Besten. Schließlich formte er einen Großteil der Bocholter Spieler. "Es kann ein Vorteil sein, dass ich die Jungs kennen und wir dann kurzfristig auf die Aufstellung reagieren können. Es ist aber mit Sicherheit kein Wettbewerbsvorteil."
Die Bocholter befinden sich in der Krise und haben nach Hirsch-Nachfolger Björn Mehnert mit Sunay Acar bereits den zweiten Trainer in dieser Saison eingestellt.
Hirsch: "Es steht mir nicht zu, etwas über die sportliche Situation des 1. FC Bocholt zu sagen. Man darf aber die Situation, in der sie sind, nicht verkennen. Den Trainerwechsel kann ich nicht beurteilen. Ich erwarte Bocholt aber am Mittwoch gegen uns komplett anders als zuletzt. Ein volles Haus am Hünting macht etwas mit den Spielern. Das weiß ich aus eigener Erfahrung aus dem letzten Jahr als wir gegen Aachen vor ausverkauftem Haus unser bestes Spiel gemacht haben. Und wenn der MSV Duisburg kommt, dann sind die Spieler noch motivierter. Wir sind aber auf die Begebenheiten vorbereitet."
Auf die Frage, ob es wichtig wäre mit einem Sieg auf Platz eins zu springen, gibt es vom MSV-Trainer eine klare Antwort: "Klar ist das wichtig! Wir spielen schließlich Fußball für Punkte und Tabellenplätze. Wir wären sehr froh, wenn wir nach Mittwoch wieder Erster sind und in der Rolle des Gejagten."
Am Rande: Unter der Woche hatte der 52-jährige Familienvater Hirsch mitgeteilt, dass er nach vielen Jahren seinen Facebook-Account löschte. Warum? Hirsch: "Man verbringt so viel Zeit am Handy und beobachtet andere Menschen. Ich habe für mich beschlossen, dass ich nicht alles preisgeben muss. Schließlich bin ich auch schon 52 Jahre alt. Die Zeit will ich für wichtigere Dinge nutzen und nicht ein Sklave der Sozialen Medien sein." Sein Zusatz: "Aber mein Instagram-Konto bleibt bestehen (lacht)."