An die "Neidhart-raus"-Rufe aus der Fankurve des SV Waldhof Mannheim hat sich Christian Neidhart bereits gewöhnt. Doch nach dem jüngsten 1:3 gegen den VfB Oldenburg platzte dem ehemaligen Trainer von Rot-Weiss Essen der Kragen.
"Das schüttele ich nicht so eiskalt ab. Das beschäftigt mich. Das ist auch die ganze Saison schon so. Es kam nie wirklich Ruhe rein. Man hat sich auf mich eingeschossen. Ich muss jetzt für die Ziele den Kopf hinhalten. Und nach solchen Spielen siehst du, dass die Ziele nicht realistisch sind", wird Neidhart in der "Rhein-Neckar-Zeitung" zitiert.
Der 54-Jährige will nicht dafür einstehen, dass der SV Waldhof sein Saisonziel verpasste. Warum auch? Denn die Vereinsführung um Manager Tim Schork war es doch am Ende, die das Ziel 2. Bundesliga ausgerufen hatte. Doch von Schork und Co. ist aktuell nichts zu hören, nichts zu lesen - wie eigentlich schon die ganze Saison über. Neidhart ist eigentlich immer nur der Ansprechpartner.
Klar: Er hat den Zweijahresvertrag bis Sommer 2024 schließlich unterschrieben und sich mit den Zielen der Kurpfälzer identifiziert. Doch das die 2. Bundesliga in Mannheim alles andere als einfach zu verwirklichen ist, dürfte nun auch der Drittliga-Aufstiegstrainer des SV Meppen und Rot-Weiss Essen mittlerweile wissen.
Wenn hier eine Gießkanne umfällt, bin ich daran schuld. Wenn Russo geht, bin ich schuld. Wenn ein Torwart geholt wird, heißt es, warum verpflichten wir nicht einen Stürmer. Ich kann und will aber nicht für alles den Kopf hinhalten.
Christian Neidhart
Ein Etat von fünf Millionen Euro für die Profiabteilung oder eine GmbH in Mannheim können die in die Jahre gekommenen infrastrukturellen Bedingungen bei den Waldhöfern auch nicht ganz übertünchen. Denn die Trainingsbedingungen sollen, milde ausgedrückt, "nicht gut" sein. Die Kommunikation innerhalb des Klubs ebenfalls.
Öffentlich beklagt Neidhart, sich vom Verein alleingelassen zu fühlen. "Ja, mich und Sportdirektor Tim Schork. Man sieht, dass an solchen Tagen niemand da ist, der auch mal ins gesamte Umfeld Ruhe reinbringt. Viele Sachen passieren hinter dem Rücken. Eigentlich wünscht man uns die Pest an den Hals und nicht den Erfolg."
Neidhart polterte weiter: "Wenn hier eine Gießkanne umfällt, bin ich daran schuld. Wenn Russo geht, bin ich schuld. Wenn ein Torwart geholt wird, heißt es, warum verpflichten wir nicht einen Stürmer. Ich kann und will aber nicht für alles den Kopf hinhalten."
Bleibt abzuwarten, ob der Ex-RWE-Coach in ein zweites Waldhof-Jahr gehen wird. Zumindest dürfte er noch die Saison zu Ende machen dürfen. Denn eigentlich dachten in Mannheim schon viele Experten, nachdem sie einen Privatflug von Waldhof-Boss Bernd Beetz von Toulouse nach Mannheim registriert hatten, dass dieser persönlich komme um Neidhart am vergangenen Sonntag zu entlassen.
Doch Beetz' Flug entpuppte sich lediglich als eine Privatreise - zu seiner Mutter. Er hatte nicht die Neidhart-Entlassung mitgebracht, sondern Blumen für die Mama.