Es war fast schon eine romantisch angehauchte Nachricht, mit der Viktoria Köln am Mittwochabend um die Ecke kam. Überraschend verkündete der Drittligist, dass Mike Wunderlich in der Rückrunde wieder für die Viktoria auflaufen wird, ehe er im kommenden Sommer kürzer treten möchte.
Für den 36-Jährigen, der seinen Vertrag beim 1. FC Kaiserslautern auflöste, ist es ein ganz besonderer Wechsel. Er kehrt zurück zu seinem Jugendverein, für den er bis zum Sommer 2021 bereits zehn Jahre auflief. Mit dem er 2019 den Aufstieg in die 3. Liga feierte. Dessen Rekordspieler und -torschütze er ist. Und bei dem sein Vater Franz als Sportvorstand tätig ist.
In einem Vereinsinterview äußerte sich Wunderlich senior nun zu der Rückholaktion. "Die Medaille hat ja bekanntlich immer zwei Seiten", sagte Wunderlich. "Auf der einen Seite muss ich natürlich professionell sein und als Verantwortlicher schauen, was für unsere Mannschaft das Beste ist. Auf der anderen Seite bin ich auch Vater und weiß, wie gerne Mike in Köln ist und freue mich für ihn."
Doch ausschlaggebend für die Verpflichtung seien allein sportliche Gründe gewesen, stellte der Sportvorstand klar. Gemeinsam mit Cheftrainer Olaf Janßen habe Wunderlich, "wie wir das bei jedem Spieler machen, die sportliche Bewertung vorgenommen. Das war die Bedingung. Dann waren wir beide uns relativ schnell einig, dass wir glauben, dass Mike uns weiterhilft."
Mike ist trotz seines Alters in einem wunderbaren körperlichen Zustand, er weiß wo das Tor steht.
Franz Wunderlich
Denn dass Wunderlich auch im fortgeschrittenem Alter auf hohem Niveau mithalten kann, bewies er bis zuletzt. Nach seinem Abschied von der Viktoria vor eineinhalb Jahren war er maßgeblich am Zweitliga-Aufstieg von Kaiserslautern beteiligt. In der Hinrunde der laufenden Zweitliga-Saison ließ er vier Tore für den Überraschungs-Vierten folgen.
"Mike ist trotz seines Alters in einem wunderbaren körperlichen Zustand, er weiß wo das Tor steht. Das ist wie Schwimmen – du kannst es oder du kannst es nicht. Man muss ihm natürlich auch das ein oder andere Spiel Zeit geben, denn wir haben keine wirkliche Vorbereitung", sagte Wunderlich.
Zumal der Offensivspieler nicht nur an Scorerpunkten gemessen werden soll. "Mike ist jemand, der andere mitreißt, der aufgrund seiner Erfahrung und seiner Qualität den Jungs hilft. Das ist seine DNA. Damit wird er sicherlich auch unser Trainingsniveau anheben", sagte Cheftrainer Janßen. "Er war immer schon jemand, der junge Mitspieler gefordert und gefördert hat. Das wird er auch jetzt in der Rückrunde tun."
Voraussichtlich aber nicht länger. Denn Wunderlich kündigte an, dass er sich mit seinem Wechsel auch auf die Zeit nach seiner Profilaufbahn vorbereiten möchte. Dann wird er die Gebäudereinigungs- und Dienstleistungs-Firma seines Vaters übernehmen.
Und wer weiß: Nach der Hinrunde belegen die Kölner den siebten Tabellenplatz, bis zum Relegationsplatz sind es vier Punkte. Nicht ausgeschlossen, dass Wunderlich seine Karriere als Zweitliga-Aufsteiger beendet.