Wann wieder trainiert wird, weiß niemand. "Wir verhandeln noch", kommentierte Trainer Alois Schwartz den schwierigen Diskurs mit seinen Schützlingen. Am Sonntag ging bei den badischen Helden jedenfalls nichts in der Hinsicht. In der Nacht zuvor passierte nämlich genau das, was Anton Fink prophezeit hatte. "Wir lassen die Sau raus", hatte der Stürmer nach der geglückten Rückkehr des Karlsruher SC in die 2. Fußball-Bundesliga angekündigt.
Als die Profis um 22.15 Uhr am heimischen Wildpark aus dem Bus stiegen, gaben die feierwütigen Fans den Startschuss für den zweiten Teil der Aufstiegsparty. Mit bengalischen Feuern und Feuerwerk wurden die Spieler empfangen. "Nie mehr 3. Liga", erschallte es rund um das Stadion.
Schon am Nachmittag waren die Anhänger des einmaligen deutschen Meisters (1909) und zweimaligen Pokalsiegers (1955, 1956) nicht zu halten gewesen. Die 3000 mitgereisten Fans stürmten nach dem 4:1 (2:0) am vorletzten Spieltag bei Preußen Münster den Platz - gegen den Willen der Polizei. Den Sachschaden in Höhe von angeblich 100.000 Euro will der KSC immerhin übernehmen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Schwartz bereits mehrere Sektduschen von seinen Schützlingen abbekommen. "Das ist ein schöner Tag. Vor allem wenn man sieht, was wir das ganze Jahr durchgemacht haben", sagte der durchnässte Coach, dessen Klub zwei Jahre in der 3. Liga zubringen musste: "Die ganzen Nackenschläge nach der verlorenen Relegation - Spieler weg, weniger Geld, wieder neu basteln. Das Umfeld lechzt nach der 2. Liga. Und dies dann zu schaffen, das ist schon toll."
Schwartz hatte die Badener kurz nach dem Zweitliga-Abstieg im Sommer 2017 übernommen. Aus 69 Spielen unter dem 52-Jährigen holten die Karlsruher beeindruckende 135 Punkte, es setzte lediglich zehn Niederlagen. "Er ist ein Glücksfall für den Verein", sagte Sportchef Oliver Kreuzer über den Trainer: "Der KSC ist ein Zweitligist und hat in der 3. Liga nichts verloren. Alois hat das geschafft."
Nach dem Scheitern in der Relegation gegen Erzgebirge Aue am Ende der vergangenen Spielzeit ist der KSC nun nicht mehr vom zweiten Platz zu verdrängen. "Wir haben uns das verdient", äußerte Präsident Ingo Wellenreuther. Verdient haben es sich die Profis nach eigener Ansicht auch, dass die Sause am Ballermann fortgesetzt wird. "Wir werden die nächsten Wochen nicht schlafen", kündigte Marc Lorenz an, der nach Saisonende mit seinen Teamkollegen auf Mallorca weiterfeiert.
Den Kampf um den Klassenerhalt darf der KSC in der kommenden Spielzeit dann im Wildpark aufnehmen. Danach hatte es Anfang Mai nicht ausgesehen. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) wollte eine Überdachung der provisorischen Südtribüne des im Umbau befindlichen Stadions durchsetzen. Der Klub legte gegen die Lizenz-Auflage Beschwerde ein und war damit erfolgreich.
Neben Meister VfL Osnabrück und Karlsruhe kann auch der SV Wehen Wiesbaden den Sprung in die 2. Liga schaffen. Die Hessen gewannen 1:0 (1:0) gegen Osnabrück und sind nicht mehr von Platz drei zu verdrängen. Das Relegations-Hinspiel gegen den Drittletzten der 2. Liga steigt am 24. Mai, das Rückspiel geht vier Tage später über die Bühne. Abgestiegen ist dagegen nach dem VfR Aalen auch Fortuna Köln. sid