Diese Maßnahme der Adlerträger erscheint allein aus sportlicher Sicht vollkommen sinnvoll, denn schließlich zeigte "Pio" zuletzt eine starke Saison und war einer der wenigen Lichtblicke im Kader des SC Preußen. Obwohl der Mittelfeldspieler (Vertrag in Münster bis Sommer 2016) mit dem Wunsch eines Transfers in die Pfalz an die Verantwortlichen um Sportvorstand Carsten Gockel herangetreten ist, pocht der SCP auf den bestehenden Kontrakt und will Piossek nicht abgeben.
Spieler macht ungewöhnliches Angebot
Aus finanzieller Sicht wäre eine mittlere bis hohe sechsstellige Ablösesumme für den 26-Jährigen lukrativ für die finanziell nicht mehr so gut wie noch in der Vorsaison aufgestellten Preußen, das Angebot des FCK war dem Vernehmen nach bislang jedoch nicht zufriedenstellend. Sportlich hingegen wäre solch ein Verlust nicht aufzufangen. Nachdem nun wohl klar ist, dass der Verein den Mittelfeldspieler endgültig nicht gehen lassen will, hat Piossek seinem Ärger darüber in einem Interview mit der Bild-Zeitung freien Lauf gelassen. "Ich kann nicht verleugnen, dass ich unglaublich enttäuscht bin. Mir geht's bei diesem Wechsel nicht um Kohle, sondern um die sportliche Perspektive. Deswegen würde ich das Geld, das ich in Lautern oder woanders monatlich mehr verdienen könnte, komplett an Preußen abtreten. Und zwar über die gesamte Laufzeit meines Vertrages. Zusätzlich zur Ablöse-Zahlung des neuen Klubs wäre das – allein für mich – eine deutlich sechsstellige Summe. Viel Geld für einen 26-jährigen Spieler aus der 3. Liga", erklärte der Ex-Osnabrücker.
Neben diesem ungewöhnlichen Angebot ließ sich Preußens Mittelfeldmotor allerdings zu einer despektierlichen Aussage gegenüber seiner aktuellen Mannschaft hinreißen: "Mal ehrlich: Preußen zählt diese Saison nicht zum Kreis der Topfavoriten. Mit mir reicht's in Normalform vielleicht zu Platz sechs, ohne mich zu Rang neun. Dafür aber ist meine große Chance futsch." Auch wenn das de facto durchaus realistisch ist, hat der gebürtige Lippstädter damit viel Kredit in Münster verspielt. Nicht nur innerhalb der Mannschaft dürften solche Statements nicht gut ankommen, vor allem bei den Anhängern wird "Pio", der in seiner Beziehung zum Münsteraner Vorstand mittlerweile "einen irreparablen Knacks" erkennt, künftig einen ganz schweren Stand haben.
Piossek erweist Bärendienst
Einen Tag vor dem Saisonstart der Adlerträger mit dem Heimspiel gegen Großaspach kommt diese verschärfte Diskussion zur absoluten Unzeit. Carsten Gockel allerdings sieht die Situation nüchtern: "Wir haben im Moment keine Sanktionen geplant." Auch Trainer Ralf Loose will den Eklat nicht überbewerten: "Ich habe nicht das Gefühl, dass er die Mannschaftskollegen angegriffen hat." Gleichwohl ist klar: Piossek hat seiner ohnehin als Wundertüte in die neue Saison startenden, neuformierten Mannschaft einen absoluten Bärendienst erwiesen. Sportlich wird er nun mehr denn je seine Klasse nachweisen müssen. Ob er auf diese Weise mittelfristig dennoch seinen ersehnten Wechsel in das Bundesliga-Unterhaus in die Wege geleitet hat, ist vor allem aufgrund der sportlichen Bedeutung des Spielers äußerst fraglich.