Die Sonne war kaum aufgegangen, da warteten schon die ersten, noch müden Anhänger des SC Preußen vor dem verwaisten Kassenhäuschen an der Hammer Straße. Der Tag des freien Verkaufs für die letzten 1200 Tickets für den Pokalknaller des SCP gegen Bayern München (17. August, Anstoß 16 Uhr) entwickelte sich früh zu einem historischen in der Geschichte der Münsteraner. Der Andrang für Karten war groß wie nie zuvor, nach insgesamt zwölf Stunden (!) Wartezeit kamen die Anwesenden zu maximal je zwei der begehrten Pokaltickets. 16.797 Zuschauer wollen das Preußenstadion gegen die Bayern dann in einen echten Hexenkessel verwandeln.
Hoffnungsvolle Zusammenstellung
Symptomatisch erscheint diese Euphorie um den einmaligen Vergleich mit dem deutschen Rekordmeister im Pokal jedoch auch für die Stimmung vor der neuen Preußen-Saison in der 3. Liga. Rund 4300 Dauerkarten, damit 1000 mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, hat der SCP bereits jetzt verkauft. Fast jeder zweite Sponsor kommt aus dem Münsterland, die Preußen ziehen in der Region mehr denn je. Und auch die Mannschaft scheint gewillt und offenbar auch qualitativ in der Lage, die vielen schwarzen Stunden der Vorsaison, die letztlich dennoch mit einem versöhnlichen achten Platz im Gesamtklassement beendet wurde, vergessen zu machen.
Trotz der Abgänge der Stammkräfte und Leistungsträger Dennis Grote und Stefan Kühne haben sich die Preußen insgesamt verstärkt. Höherklassig erfahrene Spieler wie Marcel Reichwein oder Marc Heitmeier sind zum SCP gestoßen, zudem bringen hoffnungsvolle Talente wie Philipp Hoffmann, Erik Zenga oder Abdenour Amachaibou mächtig viel frischen Wind in den Münsteraner Kader. Die ersten Testspiele, die die Preußen traditionell auf die umliegenden Dörfer des Münsterlandes und somit nah ran an die Fanbasis führten, brachten die erwartet hohen Ergebnisse. Die Vorfreude auf die kommende Spielzeit, die für Münster am 26. Juli mit dem Spiel gegen Hansa Rostock startet, ist greifbar. "Meine Aufgabe ist es, Tore zu schießen, in erster Linie wollen wir aber als Team gut auftreten. Die Liga ist in diesem Jahr sehr ausgeglichen, wir wollen gut in die Saison hereinkommen und dann Chancen haben, in der oberen Tabellenhälfte mitzuspielen", skizziert Angreifer Marcel Reichwein die Ziele.
Keine offensive Zielvorgabe
Angetrieben von der fast naturgemäß in der Vorbereitung auf eine neue Spielzeit aufkeimenden Euphorie präsentieren sich die Preußen unter Trainer Ralf Loose in beachtlich guter Frühform. Kein Verantwortlicher wird allerdings den Fehler machen, aufgrund der frühen Lobeshymnen einen erneuten Angriff auf die zweite Liga anzustimmen. Exakt vor einem Jahr nämlich hatte sich der SCP in einer ähnlichen Situation genau dazu durchgerungen, Lehrgeld zahlen müssen und daraufhin lange gegen den Abstieg aus der 3. Liga gekämpft. "Wir wachsen von Tag zu Tag mehr als Team zusammen und wollen Topleistungen bringen. Den Aufstieg kann man aber nicht als Ziel ausgeben. Allerdings wurde sicher schon jeder gerne mal persönlich in der zweiten Liga spielen", sagt Marcel Reichwein. Und der muss es mit der Erfahrung von 64 Zweitligaspielen (neun Treffer) wissen...