Hansa Rostock

Ex-Siegener Jakobs startet an der Ostsee durch

Der 24-jährige Siegener stieß im Sommer 2013 zur in großen Teilen neuformierten Mannschaft von Trainer Andreas Bergmann und bekam dort die Chance zu zeigen, dass sich die Scouts nicht in ihm getäuscht hatten. Mit 27 Einsätzen nach 28 Spieltagen, davon 16 über die kompletten 90 Minuten, lässt sich konstatieren: Er hat sie genutzt. Wir sprachen mit dem Flügelspieler über die Mannschaft, ihn selbst und die besonderen Momente seit seinem Wechsel nach Rostock.

Julian Jakobs, nach zwischenzeitlichem Höhenflug ist der FC Hansa in der Tabelle zuletzt wieder etwas abgesackt. Woran lag das? Im Moment haben wir zwar wieder eine Phase, in der es nicht so läuft, wie wir es uns vorstellen. Aber zuletzt waren wir gegen Chemnitz schon wieder besser, als noch gegen Regensburg. Das war definitiv ein Schritt nach vorne - jetzt müssen nur auch die Ergebnisse wieder passen. So, wie zuletzt in Dortmund, da ist uns das ja gelungen.

War denn für die Mannschaft nachvollziehbar, dass so schnell Unruhe aufkam, als es nicht lief und man in Richtung Tabellenkeller rutschte? Wir sind zwar nicht voll im Soll, aber auch nicht meilenweit hinter irgendwelchen Erwartungen hinterher. Dass in so einem ambitionierten Verein wie Hansa Rostock der Blick des Umfelds - mit der Hoffnung, an alte Zeiten anzuknüpfen - immer nach oben geht ist verständlich, aber wir wollen uns auf die Gegenwart konzentrieren. Die Mannschaft ist schließlich zu großen Teilen im Sommer erst zusammengekommen. Aber wir wollen uns erst entwickeln. Es klingt zwar nach einer leeren Phrase, wenn ich sage, dass wir uns immer nur auf das nächste Spiel konzentrieren. Aber was bringt es uns, ständig davon zu reden, was noch alles kommen kann? Wenn wir dann das nächste Spiel verlieren, ist schon wieder alles passé.

Zwischenzeitlich stand ja auch der Trainer massiv in der Kritik und wurde öffentlich angezählt... Wir können froh sein, dass der Verein an Andreas Bergmann festgehalten hat, als wir in einem Tief waren. Denn wir haben ja schon vorher gezeigt, dass wir die Qualität haben, um gegen die meisten Mannschaften zu bestehen. Leider sind wir dann in einen Strudel hineingeraten, da fehlten uns dann die Ergebnisse. Bei vielen Vereinen ist es dann leider so, dass der Trainer gehen muss. Aber dann ist alles neu und nicht unbedingt besser. Andreas Bergmann hatte die Mannschaft aber zusammengestellt und seine Philosophie rein gebracht, deshalb war es gut, dass wir in Ruhe weiterarbeiten konnten. Denn auch wenn es im Umfeld und in den Medien teilweise hoch her ging, im Verein selbst war es ruhig. Ich glaube, dass das der Schlüssel dazu war, dass wir danach auch wieder erfolgreicher waren.

Wie kann man denn den von Bergmann gewünschten Spielstil des Teams beschreiben? Wir haben uns als Mannschaft so entwickelt, dass wir ein gutes Pressing spielen und den Gegner früh attackieren. So machen wir immer unsere besten Spiele. Mannschaften, die weniger spielerische Akzente setzen, haben uns stets mehr Probleme bereitet.

Kommen wir zu Ihrer persönlichen Situation. Dass Sie im Vollsprint durchstarten würden, war jetzt nicht unbedingt abzusehen. Warum bereitet Ihnen die Umstellung auf ein neues Umfeld und eine neue Liga so wenig Probleme? Sich in Rostock einzuleben war nicht schwer: Die Mannschaft hat es mir sensationell einfach gemacht und der Trainer hat mir von Anfang an die Chance gegeben. Sportlich lief es für mich dann ja auch ganz passabel. So kann es auf jeden Fall weitergehen. Ich habe mir das sicher auch erarbeitet, aber deswegen habe ich ja auch Siegen verlassen: Ich wollte den nächsten Schritt machen.

Sehen Sie sich schon als etablierter Drittligaspieler? So weit würde ich nicht gehen. Ich hatte in dieser Saison zwischendurch auch einen kleinen Durchhänger und weiß, dass ich noch vieles zu verbessern habe. Dennoch, ich bin sicher noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen.

Hansa Rostock ist ein Verein mit großer Vergangenheit und noch immer starker Fan-Basis. Haben Sie in ihrem ersten dreiviertel Jahr an der Ostsee denn schon besondere Momente erlebt, die man so nicht überall bekommen kann? Ich bin zwar noch nicht lange hier, aber es gab in der Zeit schon zwei echte Highlight-Momente. Zum einen wäre da das Spiel gegen Bayern München in der Vorbereitung, als unser Stadion brechend voll war - und zwar voll mit Hansa-Fans. Natürlich war es auch super gegen die Bayern zu spielen, aber das volle Stadion war noch geiler. Das zweite besondere Erlebnis war beim Spiel in Leipzig, als unsere Fans gegen das Projekt RB Leipzig protestiert haben und erst nach einigen Minuten in der ersten Halbzeit ins Stadion gekommen sind. Normalerweise versucht man ja, das Geschehen auf den Rängen auszublenden, aber das war schon der Wahnsinn.