Ein Indiz dafür, dass der geplante Gläubigerverzicht wohl nicht mehr in diesem Jahr vollzogen werden kann, ist die Tatsache, dass die Meidericher ihre Fananleihe, die am 31. Dezember ausläuft, verlängern werden.
Die Ausgabe der Papiere wird jetzt bis zum Saisonende gestreckt. Kein Wunder, denn mit den bislang eingenommenen rund 430.000 Euro sind die Zebras meilenweit von den erhofften fünf Millionen Euro entfernt. Mit der Verlängerung, die maximal ein Jahr ausgedehnt werden darf, schafft sich der MSV das dringend notwendige Zeitpolster. Denn viele Anhänger wie auch mögliche Großinvestoren wollen erst zeichnen, wenn der Schuldenschnitt in trockenen Tüchern ist.
Einige Gläubiger stellen Bedingungen
Wann, oder gar ob, das so weit sein wird, steht aber in den Sternen. Fast täglich kommen neue Hiobsbotschaften ans Tageslicht, immer neue Probleme tauchen auf. Aktuell stehen die Zebras sogar vor einer als erledigt gedachten Herausforderung. Denn die Verhandlungen mit den städtischen Tochtergesellschaften könnten jetzt doch noch negativ enden. Grund für die neuerliche Prüfung seitens der Stadt sind die Sonderregelungen beim Schuldenschnitt für CTS Eventim und das Internationale Bankhaus Bodensee (IBB). Während nach Klubangaben alle anderen Gläubiger beim 80-prozentigen Verzicht zugesagt haben, will CTS nur auf 45 Prozent seiner 400.000 Euro verzichten. Noch unnachgiebiger ist die IBB, die dem MSV einen Kredit über 800.000 Euro gegeben hat. Die Banker fordern fast die gesamte Summe zurück und gewähren den Zebras nur eine Ratenzahlung ab 2017.
Klar, dass die klamme Kommune bei diesen Abweichungen des eigentlich einheitlichen Moratoriums nicht ohne Weiteres mitspielt. Im Gegenteil: Nach der anonymen Strafanzeige (RS berichtete) und der anstehenden Kommunalwahl muss die Stadt genau prüfen, inwieweit öffentliche Gelder ausgegeben werden dürfen. „Die Gespräche mit den Gläubigern sowie der Stadt laufen und ich sehe niemanden, der sich sperrt“, meint Klubchef Udo Kirmse.
Die Hoffnung liegt im Detail
Denn eine Hoffnung gibt es für die Meidericher. Die IBB-Bank hat zwar ihre Kreditzusage Mitte 2012 getroffen, die Kohle wurde vom MSV aber erst für den Erhalt der Drittliga-Lizenz abgerufen. Das war im Juni 2013, also ein paar Tage nach dem vereinbarten Stichtag des Moratoriums Ende Mai 2013. Somit könnte die Sonderregelung für die Bank aus Friedrichshafen eventuell akzeptiert werden.
Anders ist allerdings die Situation bei CTS. Die 400.000 Euro sind Altlasten und fallen unter die Gleichberechtigung aller Gläubiger, weshalb die Stadt jetzt mit ihrer Zustimmung zögert, oder vielleicht sogar verweigert. Ist das der Fall, wäre das Horrorszenario der Insolvenz wohl unabwendbar.
Weil sich die städtischen Funktionäre aber noch mit dem Kauf der Arena beschäftigen, müssten sie das Überleben des MSV sichern. Sonst verlieren sie nicht nur einen Imageträger, sondern auch den einzigen Mieter. Da das Stadion bei einer Insolvenz sowieso in städtische Hand fallen und die jährlichen Instandhaltungskosten im Millionenbereich liegen würden, kann die Prüfung noch lange dauern. Die leidgeprüften Zebras müssen sich also mal wieder in Geduld üben.