Höher als 3:0 (gegen Burghausen und Babelsberg) hat die junge Bielefelder Mannschaft aber nie gewonnen. Und trotzdem steht der ehemalige Zweitligist auf Platz vier und hat noch beste Chancen, im Aufstiegsrennen mitzumischen. Denn siegreich waren die Arminen in über der Hälfte ihrer Spiele, allerdings ging es eben meistens knapper zu. Das liegt zum größten Teil darin begründet, dass das Team von Stefan Krämer den eigenen Schlussmann Patrick Platins gar nicht erst in die 90-minütige Arbeitslosigkeit entlassen möchte. Denn der Trainer gibt seinen Spielern ein eisernes Diktat vor: „Gegenpressing, das ist das A und O in unserem Spiel. Wenn wir ein Trainingsspiel veranstalten steht das unterlassen von Gegenpressing fast schon unter Todesstrafe.“
Auch wenn der letzte Zusatz so ernst natürlich nicht gemeint ist, wird klar, wie wichtig dem gebürtigen Mainzer das sofortige Reagieren bei Ballverlust ist. Diesem ständigen Vorantreiben der Mannschaft liegt der Gedanke zugrunde, dass es im Fußball bei Ballverlust grundsätzlich zwei Handlungsoptionen gibt: In die Grundordnung zurückziehen und Verteidigungsstellung beziehen, oder das Heil in der Attacke suchen. Für Krämer ist diese Entscheidung eine leichte: „Ich habe keinen Bock auf Ordnung. Die Mannschaft soll kein Risiko scheuen und auf jedes Tor geil sein – egal, wie es steht.“ Dass das wiederum ernst gemeint ist, war beim Derby Cup in Essen am 11. Januar überdeutlich erkennbar, als der Rivale VfL Osnabrück mit 8:2 beinahe verprügelt wurde.
Risiko bringt Erfolg
Im Ligaalltag dient das 4:2 gegen die BVB-Reserve als Exempel für die Bielefelder Qualitäten, auch wenn es nicht nach Krämers Geschmack war, erst 0:2 hinten zu liegen. Aber das war einer der Momente, in denen es nichts mehr zu verlieren gibt und da zeigten die Spieler der Arminia, dass sie ihren Trainer verstanden haben: „Die Chancen auf einen Erfolg sind größer, wenn man Risiko geht.“ Und dann wird am Ende selbst ein 0:4 gegen Preußen Münster verziehen.