Theo Schneider, wie haben Sie die Beurlaubung aufgenommen?
Ich habe vormittags noch das Training geleitet und dort schon zu den Jungs gesagt, dass es vielleicht die letzte gemeinsame Einheit sein könnte. Anschließend bin ich zur Geschäftsstelle gefahren und habe von der Entscheidung erfahren.
Hatten Sie die Entlassung erwartet?
Wenn man die Aussagen vom Präsidenten liest, dass er in Stuttgart keine Mannschaft auf dem Platz gesehen hat und anschließend eine Sitzung angesetzt wird, dann musste man damit rechnen. Ich habe – wie die Mannschaft auch – eine gute Leistung bei den bis dato zuhause ungeschlagenen Stuttgartern gesehen. Und auch einen sehr guten Zusammenhalt.
Wie haben Sie die Entwicklung der Mannschaft bisher gesehen?
Von den zwölf Partien waren realistisch betrachtet vier sehr gute Spiele dabei. Ich habe meine Sichtweise, der Verein hat eine andere und daher die Entscheidung so getroffen.
Hatten Sie gehofft, dass die für Sie positiven Aussagen von Mario Klinger oder Mike Terranova die Entscheidung zugunsten von Ihnen beeinflussen?
Normalerweise funktioniert eine Trainerentlassung anders. Wenn eine Mannschaft konfus auftritt und mehrmals klar verliert und in sich zerstritten ist, dann trennt man sich. Hier ist das eine ganz andere Lage. Wir haben immer ordentlich mitgespielt. Mit etwas mehr Glück hätten wir sechs Punkte mehr und niemand würde sich beschweren. Die Mannschaft ist intakt, die Jungs haben super mit mir zusammen gearbeitet. Ich habe die Notwendigkeit zu handeln gar nicht gesehen.
[forum]7028,left[/forum] Wie fällt Ihr Fazit aus?
Ich hatte gehofft, dass mit dem Saisonbeginn eine neue Zeitrechnung beginnt. Denn wir haben einen Mini-Etat und ich hatte nicht das Glück wie andere Vereine, nochmal nachlegen zu können. Ich habe nicht gejammert und zuletzt einen Stürmer aus Liga sechs nach Stuttgart mitgenommen, weil viele Kicker ausgefallen sind. Und da hatte ich erwartet, dass die, die hinter der Mannschaft stehen, das auch sehen und die Sache positiv bewerten. Stattdessen wurde alles negativ ausgelegt und das Glas immer als halbleer betrachtet. Insgesamt war es eine ganz schwierige Situation, in der ich versucht habe, mein Bestes zu geben. Und die Mannschaft hat in vielen Partien gezeigt, dass dort etwas zusammenwachsen kann. Nur gegen Heidenheim waren wir chancenlos.
Hatten Sie schon vorher das Gefühl, dass zum Beispiel der Präsident nicht mehr auf Ihrer Seite steht?
Es ist generell schwer, wenn man nach dem vierten Spieltag schon gesagt bekommt, dass man dies oder das Spiel gewinnen muss. Dann wird einem klar, welche Sichtweise der Vorstand hat und welche Messlatte man dort anlegt. Vermutlich haben alle noch das Spiel gegen Augsburg im Kopf und dachten, dass man so jeden Gegner schlagen kann. Der Präsident hat selber gesagt, dass er nicht viel vom Fußball versteht. Wenn er dann selber die Spiele analysiert, dann muss ich das so hinnehmen als Angestellter und kann das auch dementsprechend einordnen.
Würden Sie das Abenteuer RWO wieder eingehen?
Ich habe keinen Tag bereut und hatte bis zuletzt jeden Tag Spaß mit der Mannschaft. Ich denke auch, dass ich unter den gegebenen Umständen einen guten Job gemacht habe. Das ist nun meine erste Entlassung als Trainer. Ich bin sicher, dass ich wie in den Jahren zuvor bei den Reserveteams, eine gute Rückrunde hingelegt hätte, in der meine Teams immer zulegen konnten. Und diese Tendenz ist für mich hier auch erkennbar gewesen. Denn die Jungs haben toll mitgezogen und mit etwas mehr Geduld hätten wir das hier alles zu einem gelungenen Abschluss bringen können.
Wie war die Verabschiedung von der Mannschaft?
Erstmal bin ich mit der Einstellung der Spieler richtig zufrieden. Es gab keine Probleme zwischen uns, das war zumindest meine Sichtweise. Daher habe ich mich bedankt für die tolle Zusammenarbeit. Und die Spieler selber haben das nach dem 1:1 in Stuttgart gar nicht geglaubt. Wir waren mit dem Punkt zufrieden, das Zusammengehörigkeitsgefühl auf dem Platz war da.
Und das Ende war identisch mit dem Anfang.
Richtig, ich habe mit zwei Remis begonnen, jetzt mit zwei Unentschieden aufgehört. Auch das ist ungewöhnlich. Mir ist es so lieber, als wenn man mit Schimpf und Schande verabschiedet wird. Das war sicher keine einfache Zeit, aber das war von Beginn an klar. Allerdings dachte ich nicht, dass es so extrem werden würde. Für mich war das sehr lehrreich und ich hätte die Saison gerne zu Ende gespielt. Denn es wäre jetzt möglich gewesen, eine Mannschaft zu formen. Und ich habe von Hans-Günter Bruns gelesen, dass er in Wuppertal nicht zaubern könne. Für mich gilt das auch, auch wenn man hofft, dass alles schnell so läuft, wie man sich das wünscht. Ich bin aber sicher, ich hätte das in dieser Saison zu einem guten Abschluss gebracht, die Zeit hat man mir leider nicht gegeben.