Von Beginn an zeigte der Liga-Neuling gegen das runderneuerte und sehr junge Team aus Unterhaching keine Scheu und versuchte, das Heft in die Hand zu nehmen – und hatte damit zunächst Erfolg. Die Preußen, bei denen Trainer Marc Fascher mit Benjamin Siegert und Joe Vunguidica auf den offensiven Außenbahnen, Jens Truckenbrod im defensiven Mittelfeld und Daniel Masuch im Tor vier Neuzugängen das Vertrauen schenkte, hatten mehr Ballbesitz und ließen selbigen gefällig durch die eigenen Reihen laufen. Dass die Feinabstimmung noch nicht perfekt ist, blieb jedoch nicht verborgen.
Die Gäste aus Oberbayern versuchten sich derweil in schnellen Gegenangriffen und hatten die große Chance, in Führung zu gehen. Clement Halet ließ Angreifer Mijo Tunjic einen Moment aus den Augen, der geriet aber in Rücklage und setzte den Ball freistehend über das Tor (18.).
Da zeigten sich die Münsteraner bei ihrer ersten Gelegenheit kaltschnäuziger. Stefan Kühne hebelte die Abwehr mit einem perfekten Steilpass aus, Patrick Huckle bewies Übersicht, legte quer und Sercan Güvenisik absolvierte mit dem Einschieben des Balles eine seiner leichtesten Übungen (19.).
Dass die Führung auch zur Pause Bestand hatte, lag daran, dass sich beide Mannschaften fortan schwer taten, die gegnerischen Abwehrreihen entscheiden zu durchbrechen, und einer schönen Parade von Masuch, der einen Kopfball von Florian Niederlechner aus der Ecke kratzte (43.).
Kurz nach dem Seitenwechsel machten es die Gäste dann besser. Den Versuch von Niederlechner konnte der herausstürzende Masuch zwar erneut parieren, aber der Nachschuss von Yannic Thiel fand den Weg ins verlassene Tor (50.). "Davon waren wir überrascht, weil wir nicht wissen, wie es passiert ist", berichtete Patrick Kirsch. Trainer Marc Fascher hatte eine einfach Erklärung dafür: "Wir haben einmal geschlafen und sind bestraft worden. Das ist bitter."
Im einsetzenden strömenden Regen erspielten sich beide Teams nun deutlich mehr Chancen. Erst verfehlten Kirsch (57.) und Güvenisik (60.) das Tor nur knapp, dann versagten Jürgen Duah völlig freistehend die Nerven gegen Schlussmann Stefan Riederer (62.). Auf der Gegenseite hatten die Preußen Glück, dass Masuch nach einer Ecke gleich drei Versuche aus dem Getümmel abwehren konnte (64.).
Danach verflachte die Partie ein wenig und Abspielfehler prägten das Bild. Gut zehn Minuten vor Schluss brachte Fascher deswegen mit Daniel Chitsulo für den ausgepumpten Vunguidica und Babacar N'Diaye für Güvenisik frischen Wind. Und beinahe wäre der Senegalese zum Matchwinner geworden. Nach Flanke von Julian Loose drückte er den Ball über die Linie, mussten im Freudentaumel aber entsetzt feststellen, dass Schiedsrichter Tobias Stieler dem Treffer wegen einer Abseitsposition die Anerkennung verwehrte. Fascher kommentierte die Entscheidung gewohnt nüchtern: "Es passte einfach zum Tag nach dem Motto: 'Es sollte nicht sein'." Immerhin bewiesen die Fersehbilder, dass N'Diaye tatsächlich knapp im Abseits gestanden hatte.
So blieb es letztlich beim Remis, mit dem der Münsteraner Coach nicht richtig zufrieden sein konnte. "Für mich fühlt es sich so an, als hätten wir zwei Punkte liegen gelassen."