Nach zwei Monaten Pause betrat Emil Höjlund am Samstagnachmittag endlich wieder den Rasen der Gelsenkirchener Arena. Beim Remis gegen Fortuna Düsseldorf wurde der 19 Jahre alte Stürmer bei Schalke 04 eingewechselt. Für den Dänen war es das Ende einer schwierigen Zeit.
Denn Verletzungen hatten den Sommer-Neuzugang aus Kopenhagen immer wieder zurückgeworfen. Zu Saisonbeginn wurde er von wachstumsbedingten Leistenproblemen ausgebremst, wenig später hatte er dann Probleme an der Achillessehne.
Viel Eigenwerbung konnte Höjlund deshalb noch nicht betreiben. Erst fünfmal kam er in der 2. Bundesliga zum Einsatz, dabei spielte er nie länger als 45 Minuten. Auf sein erstes Tor für Schalke wartet der 19-Jährige noch vergeblich. Abgeschrieben hat den Dänen auf Schalke trotzdem niemand.
Ganz im Gegenteil: Immer wieder schwärmen die Verantwortlichen vom Talent des Mittelstürmers. So auch Kees van Wonderen. „Emil ist ein Spieler mit sehr viel Potenzial“, sagt der Cheftrainer. „Er ist immer bereit, unglaublich laufstark, physisch gut und dazu noch sehr jung. Wir haben da wirklich einen sehr talentierten Spieler und ich freue mich, dass er wieder da ist.“
Besagtes Talent wurde dem Stürmer schon in die Wiege gelegt – denn er stammt aus einer echten Fußball-Familie. Schon sein Vater Anders Höjlund war in den Neunzigerjahren Profi in Dänemark. Sein älterer Bruder Rasmus (21) ist Stürmer-Star bei Manchester United und Nationalspieler, sein Zwillingsbruder Oscar (19) spielt seit Sommer für Eintracht Frankfurt in der Bundesliga.
Trotz drückender Überlegenheit und vieler Torchancen holte Schalke gegen Fortuna Düsseldorf nur einen Punkt. Dabei sticht vor allem Paul Seguin hervor. Warum sich Schalke-Reporter Andreas Ernst bei Seguin an einen Quarterback erinnert fühlt, was im Wintertransferfenster passieren könnte und worauf es bei der Suche nach einem Sportvorstand ankommt. Als ehemaliger Stürmer litt Youri Mulder besonders mit. „Das ist schlecht fürs Herz“, sagte der Sportdirektor der Gelsenkirchener zu den zahlreichen vergebenen Schalker Torchancen und ergänzte mit einem Lächeln: „Ich fange auch schon an, ein paar graue Haare zu bekommen.“ Gegen Düsseldorf hätte der S04 auch vier oder fünf Tore erzielen können, so viele Gelegenheiten hatten die Gastgeber. Am Ende hieß es 1:1. Moussa Sylla glich die völlig überraschende Führung der Gäste durch Dawid Kownacki noch aus.
Die beiden Zwillinge warten allerdings noch auf ihren Durchbruch in Deutschland – vor allem wegen Verletzungen. Auch Oscar verpasste bei der SGE große Teile der Hinrunde. Den zentralen Mittelfeldspieler bremste ein Mittelfußbruch aus. Bei Eintracht Frankfurt fiel der Ausfall des jungen Dänen nicht schwer ins Gewicht, schließlich ist der Kader der Hessen breit und ausgeglichen. Erfolg hatten die Frankfurter in den vergangenen Monaten auch ohne den talentierten Neuzugang.
Schalke 04 aber schmerzte der Ausfall von Emil Höjlund. Er ist der einzige klassische Neuner im Kader. Trotz der guten Trefferquoten von Moussa Sylla und Kenan Karaman (jeweils neun Tore) wurde ein klassischer Zielspieler mitunter vermisst. Mit Blick auf diesen Engpass an Mittelstürmern ist es wenig verwunderlich, dass die Freude über Höjlunds Rückkehr groß sind – und mit dieser sind Hoffnungen verbunden.
Schalke: Emil Höjlund ist kein Transfer-Kandidat im Winter
Denn die Schalker trauen dem 19-Jährigen durchaus eine wichtige Rolle zu, sofern er fit bleibt. Sein Potenzial hat er im Training und auch in der Jugend des FC Kopenhagen bereits angedeutet. Daher ist Höjlund anders als einige andere Talente kein Transfer-Kandidat im Winter. In der Vorbereitung auf die Rückrunde darf und soll sich der Stürmer für weitere Einsätze empfehlen.
Dennoch wollen die Schalker sich nicht allein auf Höjlund verlassen. Wie die WAZ weiß, sucht Kaderplaner Ben Manga mit seinem Team parallel einen weiteren Mittelstürmer – auch, weil Bryan Lasme (26) den Klub verlassen soll. Möglich scheint zudem, dass Höjlund im Laufe der Rückrunde Konkurrenz von einem weiteren Talent bekommt: Zaid Amoussou-Tchibara.
Schalke: Auch Zaid Amoussou-Tchibara lauert auf seine Profi-Chance
Der 18-Jährige spielt aktuell noch in der Schalker U19 und überzeugt dort mit toller Torquote (16 Treffer in 13 Ligaspielen). Bereits vor einigen Wochen durfte der schnelle Mittelstürmer bei den Profis der Gelsenkirchener reinschnuppern – und er überzeugte. In seinem ersten Test für das Zweitliga-Team gegen Alemannia Aachen Mitte November erzielte er gleich das Siegtor zum 2:1. Vorerst ging es für ihn danach zurück in die A-Jugend. Dennoch ist gut möglich, dass Amoussou-Tchibara in den kommenden Monaten auch mal in der 2. Bundesliga ran darf.
Dank Emil Höjlund und Zaid Amoussou-Tchibara mangelt es derzeit nicht an Sturmtalenten bei Schalke 04. Noch gibt Trainer Kees van Wonderen allerdings den Mahner: Bei Talenten wisse man nie, wie schnell sie wirklich den Unterschied machen können, erklärt er.
Zumindest Höjlund hat in den kommenden Monaten jedoch alle Chancen, sich zu beweisen.