Auf die Berichte der Vereinsgremien des FC Schalke 04 folgte bei der Mitgliederversammlung als vierter Tagesordnungspunkt die Aussprache – und die hatte es traditionsgemäß in sich. Denn hier bekamen Vereinsmitglieder die Chance, der Vereinsführung ihre Meinung zu sagen und Fragen zu stellen.
Mit Blick auf die sportliche Dauerkrise war es wenig überraschend, dass es von den Mitgliedern fast ausschließlich Kritik für Vorstand und Aufsichtsrat gab. Teilweise ging diese auch unter die Gürtellinie und war unsachlich – nicht so bei Rednerin Iris, die mit ihrer Rede Eindruck hinterlassen hat. Sie kritisierte die ständigen Personalwechsel auf Schalke in der Amtszeit von Axel Hefer (seit 2021 als Aufsichtsratsvorsitzender im Amt). „Wir stehen im zweiten Jahr mitten im Abstiegskampf und fast jede Entscheidung wurde wieder rückgängig gemacht“, sagte die Rednerin. „Das fing mit Bernd Schröder an und endete jetzt mit Karel Geraerts. Da ist gar keine Konstanz drin.“ Bei den anwesenden Mitgliedern in der Arena sorgte das für viel Zustimmung, tosenden Applaus.
Danach legte Iris mit ihrer Kritik richtig los. „Herr Hefer, sie hatten die grandiose Idee, ihren Buddy von Trivago hierher zu holen“, sagte sie mit Blick auf die Ernennung von Matthias Tillmann als Vorstandsvorsitzenden im Januar dieses Jahres. „Er hat null sportliche Kompetenz, null! Und ich widerspreche Ihnen, Herr Tillmann. Youri Mulder kann nicht das Feigenblatt sein, um zu zeigen, dass sie sportliche Kompetenz haben.“
Verärgert ist Iris auch über die Kehrtwende in der Personalie des Sportvorstandes. Noch im Januar erklärten die Schalker im Zuge der Installation von Tillmann als CEO, dass es einen Sportvorstand künftig nicht mehr brauche – nun sagt Hefer: „Wir brauchen einen Chef im Sport.“ Schon vor einigen Wochen hatte Hefer öffentlich angedeutet, dass die Installation eines Sportvorstandes wieder denkbar sei – auch Aufsichtsratsmitglied Sven Kirstein sprach sich zuletzt dafür aus. „So geht das nicht! Es ist keinerlei Konstanz in der Führung“, mahnte Iris.
Ein Herzensthema war für die Rednerin schließlich auch das unrühmliche Aus von Vereinslegende Mike Büskens als Co-Trainer im zurückliegenden Sommer. „Ich war so pissed, darüber, wie sie mit Mike Büskens umgegangen sind“, sagte Iris und erntete dafür erneut lauten Applaus. „Das war unter aller Kanone, so etwas macht man nicht. Ich hoffe sehr, es wird besser.“
Tillmann reagierte prompt auf den Redebeitrag. Den Kumpel-Vorwurf versuchte er zu entkräften, indem er sagte: „Klar, wir haben zusammen bei Trivago gearbeitet. Aber wenn wir Buddys wären, weiß ich nicht, ob Axel Hefer mir empfohlen hätte, diesen Job zu übernehmen.“ Applaus hat Tillmann für diesen Spruch nicht bekommen.
Zur Trennung von Mike Büskens sagte Tillmann, dass er sich freuen würde, wenn die Klub-Ikone dem Verein treu bleiben würde, in welcher Funktion auch immer. „Ich bin da gesprächsbereit, das bin ich noch immer“, so der Vorstandsvorsitzende.