Die Partie stand in der zweiten Halbzeit kurz vor dem Abbruch. Als doch noch weitergespielt wurde, kassierte der HSV in einem wilden Spiel beim 3:4 (1:3) die dritte Heim-Pleite nacheinander.
Erst verzögerte sich der Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit wegen angeketteter Fahrradschlösser an einem Tor und Gegenständen auf dem Platz, dann zeigten die Gästeanhänger mehrere Konterfeis in Fadenkreuzen - darunter Hannovers Geschäftsführer Martin Kind. Dazu hielten sie Spruchbänder gegen die Deutsche Fußball Liga (DFL) hoch mit Aufschriften wie „CVC & Blackstone Marionetten des Sportwashings Saudi-Arabiens“, „Konsequentes Handeln bei personifizierten Gewaltandrohungen“ und „Spielunterbrechung jetzt“.
Schiedsrichter Sören Storks schickte beide Mannschaften nach dem zweiten Vorfall in der 59. Minute in die Kabinen. Spieler der Gäste hatten zuvor erfolglos auf die Fans eingeredet. Nach einer halbstündigen Pause ging es beim Stand von 3:2 für Hannover weiter. Auch im Anschluss blieb es auf den Rängen unruhig, zu einer weiteren Unterbrechung kam es aber nicht.
Wenn gespielt wurde, lieferten sich beide Mannschaften auf dem Platz einen wilden Schlagabtausch. Nicolo Tresoldi (11.), ein Eigentor von Guilherme Ramos (21.) und Louis Schaub (42.) belohnten die Gäste für einen mutigen Auftritt. Laszlo Benes (24.), Dennis Hadzikadunic (47.) und Robert Glatzel (86.) trafen für die Hamburger, die am Wochenende auf Rang vier zurückfallen können.
Benes sah kurz nach dem Ausgleich nach einer Grätsche von hinten die Rote Karte (87.). In Unterzahl wurden die Gastgeber bestraft. Sebastian Ernst (90.+8) erzielte in der 16-minütigen Nachspielzeit das vierte und entscheidende Tor für Hannover. Das Team von Trainer Stefan Leitl liegt nur noch drei Punkte hinter dem HSV und darf von der Rückkehr in die Bundesliga träumen.
Hamburg muss am nächsten Spieltag neben Benes auch auf Hadzikadunic verzichten, der die Gelb-Rote Karte sah (90.+16).
1. FC Nürnberg lässt ohne Uzun Punkte liegen
Ohne das erkältete Sturmjuwel Can Uzun hat der 1. FC Nürnberg erneut Punkte liegen gelassen und steckt im Mittelfeld der 2. Fußball-Bundesliga fest. Das Team von Trainer Cristian Fiel trennte sich auswärts 1:1 (0:0) vom SV Wehen Wiesbaden und steht mit nun 29 Zählern vorerst auf Platz acht. Der Rückstand auf den Relegationsrang und Holstein Kiel (36 Punkte) ist weiter beträchtlich. Schon am vorherigen Spieltag hatten der Club gegen Schlusslicht VfL Osnabrück (2:2) gepatzt.
Die Nürnberger hatten zwar deutlich mehr Spielanteile, doch Wiesbaden nutzte die erste Unaufmerksamkeit: Top-Torschütze Ivan Prtajin traf zur Führung (61.), kassierte aber die fünfte Gelbe Karte und wird gegen Schalke 04 fehlen. Ivan Marquez erzielte den Ausgleich per Kopf (70.). Der Aufsteiger aus Wiesbaden rückt dennoch vorerst auf Platz elf vor und hat bereits ein Sieben-Punkte-Polster auf den 16. Platz.
Anders als beim spektakulären 2:1-Sieg der Nürnberger im Hinspiel mit drei Platzverweisen ging es in der ersten Hälfte ruhig zu: Der dominierende Gast erspielte sich durch Taylan Duman die größte Chance (32.). Doch der Vertreter von Uzun, der nach einer Erkältung nicht rechtzeitig fit geworden war, schoss über den Kasten.
Wiesbaden lauerte auf Fehler, und die Taktik ging auf: Nach einem ungenauen Pass im Aufbau von FCN-Torwart Carl Klaus eroberten die Gastgeber den Ball und Prtajin erzielte sein achtes Saisontor mit einem platzierten Flachschuss. Zwischenzeitlich musste Schiedsrichter Dr. Robert Kampka die Partie wegen auf den Platz fliegender Tennisbälle unterbrechen (63.). Nürnberg kam nach der kurzen Pause durch Marquez zurück, der eine Flanke von Erik Wekesser bei dessen Startelf-Debüt ins lange Eck köpfte.