Ein einziger Punkt reicht dem VfL Bochum am Wochenende gegen den abstiegsbedrohten SV Sandhausen für den direkten Aufstieg in die Bundesliga. Es könnte der schwierigste Punkt werden, den die Elf von Trainer Thomas Reis in der laufenden Saison holen muss.
Einer, der eine solche Situation von der anderen Seite kennt, ist Christian Mikolajczak, der vor kurzem den FC Kray in der Oberliga Niederrhein als Trainer übernommen hat. Als Spieler musste der damalige Linksaußen mit dem abstiegsbedrohten LR Ahlen am letzten Spieltag der Saison 2004/2005 bei 1860 München ran, weiß also, wie es den Sandhäusern derzeit geht.
„Dass 1860 noch aufsteigen kann, war unter der Woche damals auch Thema in der Kabine“, erinnert sich der heute 40-Jährige zurück. „Wir wussten ganz genau, entweder steigen die auf oder wir ab. Wir haben uns damals fest vorgenommen, ihnen den Aufstieg zu versauen. Wir haben versucht, es für uns so positiv zu machen, wie es nur geht.“
Für 1860 war es schließlich gleichzeitig auch das letzte Spiel im Stadion an der Grünwalder Straße, bevor der Umzug in die Allianz-Arena anstand. „Für uns war damals noch von Vorteil, dass das Stadion ausverkauft war. In Ahlen haben wir vor vielleicht 4.000 Leuten gespielt. Wir wussten, dass uns alle hassen werden. Wir waren so Typen, die das nochmal zusätzlich motiviert hat.“
Mikolajczak erzielte das entscheidende Tor
Und dazu besteht aktuell der größte Unterschied: Auch am Sonntag sind in Bochum keine Zuschauer zugelassen. „Ich glaube trotzdem, dass der Druck enorm ist“, sagt Mikolajczak. „Es hat keiner damit gerechnet, dass Bochum dort oben mitspielt. Wenn es jetzt schiefgeht, muss Bochum Relegation spielen und dann fängt das Zittern an. Der Kopf spielt eine große Rolle. Es ist wichtig, dass man die richtigen Typen hat.“
Doch auch für Sandhausen wird das Spiel nicht einfach, weiß Mikolajczak: „Es ist nicht nur die Mannschaft, die absteigt, sondern auch alles, was dahinter hängt.“ Sprich: Man spielt auch um die Jobs der Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle. „Da muss man sich zusammenraufen, rausgehen und Gras fressen.“
Damals in München setzte sich Ahlen mit 4:3 in München durch und hielt so die Klasse. Das entscheidende Tor schoss Mikolajczak eine Viertelstunde vor dem Ende. „Das war schon ein gutes Gefühl, aber danach folgte die längste Viertelstunde meines Lebens. Ich war stehend K.o., aber die Zeit ging einfach nicht rum.“
Dass Bochum den Aufstieg am letzten Spieltag allerdings noch verspielen könnte, sieht Mikolajczak nicht. „Ich glaube, dass Bochum gewinnt.“