Während die Spieler des Hamburger SV beim geheimen Training am Donnerstag unbeobachtet Spielzüge einstudierten, musste sich ihr Teamkollege Bakery Jatta in Frankfurt/Main dem DFB-Kontrollausschuss stellen. Das Gremium wollte vom Gambier Aufklärung über dessen Identität. Diese wird seit einem Bericht der „Sport Bild“ hinterfragt.
Der Fußball-Zweitligist war mit den Club-Oberen beim DFB vertreten. Vorstandschef Bernd Hoffmann, Sportvorstand Jonas Boldt, Spielerberater Efe Aktas und ein Rechtsanwalt begleiteten Jatta. Ergebnisse wurden nach der Befragung nicht mitgeteilt, weil es sich um eine „interne Anhörung innerhalb der Voruntersuchung“ handelte, wie der DFB mitteilte. „Die Gespräche fanden in einer entspannten Atmosphäre statt, und vielleicht geraten die Dinge jetzt endlich in ruhigere Fahrwasser. Der Rest liegt beim Sportgericht“, sagte Boldt der „Bild“-Zeitung.
Einziges konkretes Ergebnis: Das Sportgericht verlängerte die Frist, bis zu der der 1. FC Nürnberg Stellung zu seinem Einspruch gegen die Wertung des Spiels gegen den HSV nehmen muss. Die Franken hatten nach dem 0:4 am 5. August fristgerecht Einspruch eingelegt. Jatta hatte in der Partie in der Startelf gestanden und 65 Minuten gespielt.
Grund für den Einspruch der Nürnberger war der Bericht der „Sport Bild“ über die Zweifel an der Identität des Offensivspielers. Jatta war 2015 nach Deutschland geflüchtet und lebte zunächst in der Nähe von Bremen. Seit 2016 ist der Stürmer beim HSV. Nach Angaben der „Sport Bild“ könnte Jatta einen anderen Namen haben und älter als von ihm angeben sein. Er besitzt in Hamburg noch einen Vertrag bis 30. Juni 2024.
Seine Spielberechtigung bleibt nach der Anhörung beim DFB erst einmal gültig. Folglich kann der Stürmer am Freitagabend (18.30 Uhr/Sky) gegen den VfL Bochum auflaufen ([article=433600]so plant der VfL im Fall Jatta[/article]) - wenn denn Trainer Dieter Hecking den Gambier für fit hält. Sollten sich im Zuge der Untersuchungen neue Erkenntnisse ergeben, ist ein Entzug der Spielgenehmigung aber nicht ausgeschlossen.
Glücklich war Hecking über den Zeitpunkt der Anhörung einen Tag vor dem Spiel nicht, wie er gestand. Zugleich aber zeigte er sich bei der Spieltags-Pressekonferenz auch erleichtert: „Ich bin ja froh, dass es heute ist. Dann hört es endlich auf, dass ihr darüber berichtet.“
Wer auflaufen wird, ließ Hecking offen. „Wenn alle gut im Saft stehen, ist es egal, wer spielt“, sagte der 54-Jährige. Einer dürfte ganz sicher dabei sein: Jan Gyamerah. Der Rechtsverteidiger ist schon ganz hibbelig. In seinen Gedanken malt er sich aus, wie das Spiel wohl verlaufen mag, wie ihn die Gegenspieler begrüßen, mit wem er nach Spielschluss klönen wird. Schließlich kommt jener Verein ins Volksparkstadion, bei dem er acht Jahre von der Jugend bis zur ersten Mannschaft zu Hause war. Verständlich, dass für ihn die Spiele gegen den VfL die wichtigsten der Saison sind.
„Ich freue mich mega“, gesteht der Rechtsverteidiger, der im Sommer gemeinsam mit Torjäger Lukas Hinterseer vom VfL zum HSV wechselte. „Als der Spielplan veröffentlicht wurde, habe ich geguckt, wann die beiden Partien gegen Bochum stattfinden.“ Spiele gegen die Bundesliga-Absteiger Stuttgart, Hannover und Nürnberg oder das emotionsgeladene Stadtderby gegen St. Pauli gehören für den 24 Jahre alten gebürtigen Berliner eher zur zweiten Kategorie.
Anders als die Bochumer sind die Hamburger ordentlich in die Saison gekommen. Vier Punkte stehen nach zwei Spielen zu Buche. Dagegen wartet der VfL auf den ersten Sieg, hat mit sechs Gegentoren die meisten in der 2. Liga kassiert. Weil der Start unglücklich verlief, mache sie das umso gefährlicher, meinte Gyamerah. „Sie wollen es hier im Volkspark allen zeigen.“
Bochums Trainer Robin Dutt fordert seine Jungs zu einem unbeschwerten Auftritt im Volkspark auf. „Ich sehe nicht, warum wir uns mit einer Außenseiterrolle zufriedengeben sollen. Ich erwarte ein Spiel auf Augenhöhe“, sagt Dutt und bestätigte damit Gyamerahs Einschätzung. dpa