Zur Stunde sind Gleise gesperrt, der Bahnverkehr unterbrochen und die Situation auch noch nicht vollständig unter Kontrolle. Die Bundespolizei ist weiter im Einsatz.
Pyrotechnik im Sonderzug
Offenbar hatten Magdeburger Fans in einem Sonderzug zum Auswärtsspiel in Bochum mehrfach Pyrotechnik gezündet und auch auf Bahngleise geworfen. Daraufhin hatte die Bahn die Bundespolizei informiert, die aus Sicherheitsgründen beschloss, die Fans bei der Ankunft in Bochum noch auf dem Gleis abzutasten, damit die Fans nicht im Zugangstunnel zum Bahnhofsgebäude erneut Pyrotechnik zünden und andere Reisende gefährden, begründet Volker Steil, Pressesprecher der Bundespolizei in Dortmund, die Maßnahme.
Gleise 3 und 4 mussten gesperrt werden
Zur Stunde sind noch die Gleise 3 und 4 im Bochumer Hauptbahnhof gesperrt, weil sich ein Teil der rund 650 Fans aus dem Zug bislang weigert, sich von der Polizei durchsuchen zu lassen: „Der Zug steht weiterhin im Bahnhof, allein die Fans, die bereit sind sich abtasten zu lassen, zu durchsuchen, dauert seine Zeit“, sagt Steil.
Offenbar sind Polizisten und FCM-Fans in eine Art Patt-Situation geraten. Die Fans, die sich weigern, sich durchsuchen zu lassen, haben mittlerweile verkündet, dass sie nicht mehr zum Spiel wollen. Deshalb war am Mittag, rund zwei Stunden vor Spielbeginn, noch nicht klar, wann sich die Lage am Bochumer Hauptbahnhof normalisiert.
Dass das ganz nicht ohne Verzögerungen vorher abgehen würde, hatte die Polizei früh geahnt und über Twitter mitgeteilt. Etwa zur Halbzei gab die Bundespolizei für den Bahnhof dann Entwarnung. Der Verkehr laufe normal, es gebe keine Einschränkungen mehr: Die Fans hätten sich doch noch auf den Weg zum Stadion gemacht. Die Lage blieb aber aufgeheizt: Fans beklagten sich über massive Kontrollen und Einschränkungen.
Bahn leitet Zugverkehr um
Durch den Zwischenfall wurde der Bahnverkehr schwer behindert. Einige Reisende standen 20 Minuten auf offener Strecke, bis die Bahn die Streckenumleitung organisiert hatte. Die Regionalbahn RE 11 beispielsweise wurde dann über Gelsenkirchen und Herne umgeleitet.
Bei einigen Magdeburger Fans sorgt das Vorgehen der Polizei für Unverständnis. Die Fanhilfe Magdeburg schrieb auf Twitter, dass Anwälte davon abgehalten würden, zu ihren Mandanten zu gelangen, zudem würden keine Belehrungen erfolgen. Laut Fanhilfe agiere die Polizei "chaotisch, unsortiert und ohne jegliche Begründung".
Maik Barthel von der Fanhilfe nannte die Maßnahmen der Polizei am Bahnhof gegenüber Funke Sport "unverhältnismäßig und unbegründet". Die Beamten seien in ihrer Begründung der Pyrotechnik "zurückgerudert", am Ende sei nur noch von vereinzelter Pyrotechnik im Sonderzug die Rede gewesen. "Der Einsatz war deshalb keinesfalls verhältnismäßig", die Aufnahme von Personalien und die Durchsuchung von Personen nicht zu rechtfertigen.
Christian Oberthür, Vorsitzender der Fanhilfe, bezeichnete den Einsatz ebenfalls als "überzogen". Am Bahnhof oder im Zug Pyrotechnik zu zünden, sei zwar zu verurteilen, wegen des Fehlverhaltens Einzelner gleich einen ganzen Zug festzusetzen falsch. "Die Situation ist auch deshalb eskaliert, weil die Polizei viel zu spät mitteilte, warum sie die Fans festhält." Besser wäre es gewesen, die Täter im Nachhinein mithilfe der anwesenden Magdeburger Polizisten zu ermitteln und festzusetzen.
Zum Anstoß der Partie war die aktive Fanszene der Magdeburger noch nicht im Stadion. Kurz nach dem Anpfiff der Partie solidarisierten sich weitere FCM-Fans und verließen den Gästeblock aus Protest gegen die Polizeimaßnahmen. Das Stadion verlassen durften sie jedoch nicht. Die Polizei sicherte die Ausgänge.
Autor: Jan Kanter/RS