Die Freude über den 2:1-Auswärtssieg des FC St.Pauli im Zweitligaspiel bei Arminia Bielefeld wurde arg getrübt. Grund: Rund 250 St.Pauli-Anhänger, wovon nach Polizei-Einschätzung etwa 150 als Problemfans gelten, wurden bei der Anreise Richtung Bielefeld gestoppt und mussten im Bahnhof Melle ihre Personalien angeben, da sie im Zug gegen mitreisende Polizeikräfte tätlich geworden sein sollen.
Laut Polizei-Darstellung sollen Beamte bedroht, beschimpft, geschubst und mit Fahnenstangen attackiert worden sein. Die Krawallmacher sollen die mitreisenden Beamten zunächst aus dem Zug herausgeschoben haben und danach in der der Masse der anderen mitreisenden Fans untergetaucht sein.
Die Gleise in Melle mussten für einige Minuten gesperrt werden, weil einige Fans des FC St.Pauli auf das Gleisbett sprangen. Bei der versuchten Personalien-Feststellung kam es nach Angaben von Bundespolizeisprecher Carsten Bente „zu einer Solidarisierung mit den Tätern.“
Der Polizeisprecher erklärte laut „Neue Westfälische“: „Wir haben Zugreisende und normale Fußball-Fans zunächst herauskanalisiert und dann von allen anderen die Personalien aufgenommen.“ Ermittelt wird unter anderem wegen Körperverletzung und Landfriedensbruch.
Hunderschaft mit drei Hubschraubern eingeflogen Die Ausschreitungen bei der Anreise Richtung Bielefeld hatten zur Folge, dass die St.Pauli-Zugfahrer am Bielefelder Hauptbahnhof eingekesselt wurden. Eine Hundertschaft der Polizei wurde mit drei Hubschraubern eingeflogen, um weitere Ausschreitungen zu verhindern. Die festgesetzte Fangruppe durfte anschließend nicht zum Zweitligaspiel ihres Klubs weiterreisen. Im Stadion verließen daraufhin mehrere hundert St.Pauli-Anhänger aus Solidarität mit den festgesetzten Fans ihre Stehplätze, kehrten aber zur zweiten Halbzeit auf die Ränge zurück.
Der FC St.Pauli reagierte mit einem Tweet auf die Vorkommnisse. „Viele Fans der Kiezkicker konnten den Erfolg der Boys in Brown nicht im Stadion feiern, sondern sitzen aufgrund von polizeilicher Maßnahmen im Bielefelder Bahnhof fest. Finden wir überhaupt nicht geil! Passt auf euch auf!“ Während des Zweitligaspiels hängten die St.Pauli-Anhänger im Stadion ihre Fahnen aus Solidarität mit den eingekesselten Fans verkehrt herum am Zaun auf und reduzierten die Unterstützung auf ein Minimum. Nach dem Abpfiff stellten sich die St.Pauli-Spieler mit gekreuzten Armen vor den Block, um ihre Verbundenheit mit den eingekesselten Fans zu demonstrieren.
Autor: Thomas Tartemann