Wenn der VfL Bochum am zwölften Spieltag im Sportpark Ronhof antreten wird, fährt er zum Spitzenreiter. Seit 2017 führt die SpVgg Greuther Fürth, die als SpVgg Fürth 1914, 1926 und 1929 Deutscher Meister war, die ewige Tabelle der 2. Fußball-Bundesliga an – und zwar vor dem TSV Alemannia Aachen und dem FC St. Pauli. Aktuell belegt die Mannschaft von Trainer Damir Buri? mit acht Punkten aus vier Spielen ungeschlagen den fünften Platz und ist in der ersten Runde des DFB-Pokals sehr, sehr unglücklich an Borussia Dortmund gescheitert – 1:2 nach Verlängerung.
Rachid Azzouzi erinnert an 2012
Ein ganz entscheidender Mann der Mittelfranken ist in Bochum beziehungsweise Wattenscheid bestens bekannt: Daniel Keita-Ruel. Der 28-Jährige, der in der Regionalliga-Saison 2016/17 zwölf Treffer für die Nullneuner markiert hatte, wechselte vor dieser Saison vom Drittligisten SC Fortuna Köln zur SpVgg Greuther Fürth und hat bislang drei der sieben Treffer erzielt. Der Weg in die 2.?Bundesliga war für den gebürtigen Wuppertaler insofern etwas holprig, als er sich selbst Steine in den Weg gelegt hatte: Wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes in drei Fällen wurde er als einer von sieben Tätern 2012 zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
„Ich war noch ein kleiner dummer Junge mit den falschen Freunden“, sagte er später dem Kölner Stadt-Anzeiger. „Ich wollte cool sein. Ich dachte, mir könnte nichts passieren. Es war der größte Fehler meines Lebens.“ 2014 kam er dann in den offenen Vollzug und zum Niederrhein-Oberligisten Ratingen 04/19, verpasste aber die Rückrunde, weil er noch einmal in den geschlossenen Vollzug musste.
Nun ist Daniel Keita-Ruel in der zweiten Etage des deutschen Fußballs angekommen, aber längst noch nicht am Ende. „Ich will mehr, ich will immer besser werden“, sagte er, nachdem er seinen Zweijahres-Vertrag in Fürth unterschrieben hatte. „Ich habe durch den Knast vier Jahre meines Lebens und meiner Karriere vergeudet. Mit 28 fühle ich mich eigentlich jünger als ich bin.“
Zunächst aber wird der Deutsch-Franzose ein wichtiger Bestandteil der SpVgg Greuther Fürth sein. Und deren Sportdirektor Rachid Azzouzi hofft, dass er nicht weiterhin regelmäßig Leistungsträger an finanzstarke Clubs verliert. „Auf Dauer kann es nicht förderlich sein, den Etat über Transfererlöse zu decken“, sagt der 47-Jährige. „Jeder hat gesehen, was passieren kann, wenn man eine Mannschaft länger zusammenhält. Wir sind 2012 sehr gut damit gefahren und aufgestiegen.“
Autor: Andree Hagel