Mitunter rückt ein neues Thema von einer auf die andere Minute in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit. Dass Johannes Wurtz ab sofort dem Kader von Darmstadt 98 angehören wird, hat gestern zum Teil das bevorstehende Spiel gegen den SV Sandhausen überlagert.
„Seine Spielzeiten sind nach der Verpflichtung von Silvere Ganvoula deutlich zurückgegangen, deshalb hat er das Gespräch mit uns gesucht“, sagte VfL-Trainer Robin Dutt zum Wurtz-Transfer. Auch der Geschäftsführer Sport Sebastian Schindzielorz wollte sich nicht querstellen, als der gebürtige Saarbrücker von einem möglichen Wechsel sprach: „Jo hat sich stets tadellos verhalten. Wir haben gemeinsam nach einer für beide Seiten akzeptablen Lösung gesucht.“ Ob die auch darin liegt, dass der VfL mit der zu erwartenden niedrigen sechsstelligen Transfersumme einen anderen, vermutlich dann jungen Angreifer finanzieren wird, wurde nicht bekannt.
Dass sich Wurtz, dessen Vertrag noch bis 2020 terminiert war, immer in den Dienst der Mannschaft gestellt hat, steht außer Frage, aber so richtig gefährlich für die gegnerischen Abwehrreihen war er zuletzt im März 2017, als er beim 1:1 gegen Aue sein vorletztes von insgesamt neun Toren für den VfL erzielen konnte - eines folgte noch in der Saison darauf, am letzten Spieltag gegen Jahn Regensburg. Robin Dutt wollte jeden Anschein, der VfL müsse nun unbedingt nachrüsten, vermeiden. „Ich habe komplettes Vertrauen in die Mannschaft“, sagte er und führte aus, dass man ein 4-4-2 sowohl mit einem „klassischen Stürmer“ als auch mit einem hängenden, wie zum Beispiel in Gladbach Rafael oder in Bremen Max Kruse, spielen könne.
Wie es der VfL heute im Heimspiel gegen den SV Sandhausen halten will, wird man sehen. Mit großer Sicherheit kehren Manuel Riemann, Danilo Soares, Robert Tesche und Robbie Kruse in die Mannschaft zurück. Stefano Celozzi und Jan Gyamerah liefern sich weiterhin einen Zweikampf, wie auch Tom Weilandt mit Ganvoula.
Und natürlich bietet sich ein Blick zurück auf die letzten Partien gegen Sandhausen an, unter besonderer Berücksichtigung von VfL-Angreifer Lukas Hinterseer. Der Bochumer Mittelstürmer, dem in den bisherigen drei Pflichtspielen dieser Saison noch nicht allzu viel gelungen ist, brachte es in der letzten Spielzeit in den zwei Partien gegen Sandhausen auf vier Treffer. Unvergessen, weil extrem wichtig, sind seine drei Tore im Rhein-Neckar-Kreis, die dem VfL nach einem 0:2-Rückstand noch den Sieg und damit dringend benötigte drei Punkte bescherten. Dutt zu Hinterseer: „Natürlich will ein Stürmer Tore machen, aber ich messe ihn nicht nur daran.“
Die Rolle des Angstgegners kann der SVS nicht für sich beanspruchen. 2014 hatte Sandhausen im Duell mit dem VfL Bochum zum bislang letzten Mal die Nase vorne. Was das für die heutige Begegnung bedeutet, ist schwer einzuschätzen. Auf dem Papier hat sich der SVS nicht wirklich verstärkt, aber ob und wie eine Mannschaft funktioniert, hängt ja nicht zuletzt vom Gefüge, vom Zusammenhalt und von weiteren Faktoren ab.
Die Summe des individuellen Leistungsspektrums allein bedeutet wenig. Außerdem hat Robin Dutt ja noch nicht wieder auf allen Positionen die ganz große Auswahl, weil Sebastian Maier, Thomas Eisfeld und Sidney Sam nicht zur Verfügung stehen. (Michael Eckardt)