Dem Protest der Gladbacher Fans in der Nordkurve, die den Spielplanern der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die mittlerweile zehn verschiedenen Anstoßzeiten der Saison plakativ unter die Nase hielen, folgte eine lange Zeit müde Partie. Die kam erst nach einer Stunde in die Gänge. Dann allerdings mit Vorteil für Gladbach: Raffael besorgte per Direktabnahme und mit einem Foulelfmeter beim verdienten 2:0 (0:0) beide Treffer.
In Halbzeit eins war es spannender zu zählen, wie oft sich die knapp 1500 Gästefans denn noch in den beißenden Qualm der mitgebrachten Bengalo-Fackeln hüllen würden. Nach der vierten Zündung gab selbst Stadionsprecher Torsten Knippertz auf. Die üblichen Ermahnungen liefen nur noch über die Videoleinwand. Alles andere machte schlicht keinen Sinn.
Höhepunkt des ersten Durchgangs war fast schon die erneute Gesichtsverletzung von Weltmeister Christoph Kramer, der in der 23. Minute beim Kopfballduell mit Stuttgarts Juve-Erwerbung Anastasios Donis zusammenstieß. Diesmal holte sich Kramer “nur” eine blutige Nase ab. Am Samstagabend beim 2:2 in Leipzig gab es nach einem Tritt von Naby Keita, der dafür die Rote Karte sah, noch eine Risswunde an der Oberlippe. In beiden Fällen biss Kramer auf die Zähne und spielte weiter. Gestern Abend allerdings nur bis zur Halbzeit.
Eine als Torchance zu benennende Szene lieferte bis zur Pause lediglich Lars Stindl ab. Der Gladbacher Kapitän prüfte Bundesliga-Rückkehrer Ron-Robert Zieler, der nach nur neun Premier-League-Einsätzen für Leicester City in der Sommerpause zum VfB gewechselt war.
Die Gäste, die in der Fünferkette mit Andreas Beck und Dennis Aogo am rechten und linken Ende überaus engmaschig standen, hatten auch eine Möglichkeit. Santiago Ascacibar probierte es eine Minute vor der Pause aus 25 Metern Zieldistanz. Tobias Sippel, der im Gladbacher Gestänge erwartungsgemäß den verletzten Yann Sommer (Innenbanddehnung im Knie) ersetzte, flog nur sicherheitshalber. Der Ball den 1,68 Meter kleinen Argentiniers strich haarscharf über die Querlatte hinweg.
Etwas mehr Schwung ins offensive Gladbacher Spiel kam mit einem Personalwechsel. Christoph Kramer blieb wegen seiner erneuten Gesichtsverletzung in der Kabine, dafür brachte Cheftrainer Dieter Hecking den 18-jährigen Franzosen Mickael Cuisance. Dessen Ballgewinn im Mittelfeld leitete die Führung ein. Die präzise Rechtsflanke von Außenverteidiger Nico Elvedi verwertete Raffaelim Stuttgarter Strafraum per Direktabnahme.
Die Gäste probierten es danach auch einmal in der Vorwärtsbewegung. Wirklich brenzlig wurde es für Sommer-Ersatz Sippel im Gladbacher Tor aber nicht.
Die Entscheidung war gefallen, als Schiedsrichter Sören Storks in der 74. Minute auf Foulelfmeter entschied. Video-Assistent Wolfgang Stark in der Kölner Beobachter-Zentrale bekräftigte den 28-jährigen Westfalen in seiner Entscheidung. VfB-Außenverteidiger Dennis Aogo hatte Thorganz Hazard im Strafraum regelwidrig gehalten. Den fälligen Elfmeter verwandelte Raffael sicher in der linken Torecke. Den zweiten Saisonsieg der Borussia gefährdeten in den letzten Spielminuten noch Simon Terodde und Andreas Beck. Beide verwachsten allerdings aus vielversprechender Position im Gladbacher Strafraum.