Vielleicht wäre der Kapitän mit der Situation nach Spielende lieber so umgegangen, wie Teamkollege Michael Gregoritsch: Während Luthe nämlich Rede und Antwort stand, tobte der Österreicher laut schimpfend durch die Mixed Zone in Richtung Kabine. Vielleicht war es gut, dass nicht alle Sachsen sein österreichischen Gemurmel verstanden. Luthe kommentierte den Wortausbruch ganz trocken: „So etwas hätte ich mir auf dem Platz gewünscht.“
Und dann sprach der Schlussmann von einem bitteren Pokalabend, ließ den Spielverlauf noch einmal Revue passieren, bemängelte die fehlende Durchschlagskraft und die hohe individuelle Fehlerquote. Allerdings hütete sich der Kapitän vor Ausreden, und ließ auch nicht gelten, dass mit Jan Simunek, Timo Perthel und Patrick Fabian drei etatmäßige Säulen der Viererkette fehlten: „Das darf nicht als Entschuldigung herhalten. Bei uns hat jeder den Anspruch zu spielen.“
Blick unter die VfL-Motorhaube
Warum nach dem tollen Saisonstart der VfL-Motor stottert, verriet Luthes Blick unter die Motorhaube: „Wir haben nach dem Spiel in Heidenheim unsere spielerische Leichtigkeit verloren und das ist immer noch zu spüren.“ Nicht verwundert zeigte sich der erfahrene Schlussmann um das ganze Drumherum des Spiels und die äußeren Einflüsse. „Dass dieses Spiel ein Krieg wird, haben wir vorher gewusst“, stellte Luthe nüchtern fest.
Als Schlüsselszene bewertete der Kapitän die Chance von Danny Latza, kurz nach der Führung auf 2:0 erhöhen zu können: „Das wäre die nächste Runde gewesen, aber auch hinterher hatten wir zumindest die Möglichkeiten, uns ins Elfmeterschießen zu retten. Auch das haben wir verpasst.“
Nach sechs Pflichtspielen ohne Sieg ist Luthe die Ernsthaftigkeit der Situation bewusst. Schon am Sonntag, beim Heimspiel gegen 1860 München, kann sich sein Team mit dem ersten Heimsieg in der Liga im oberen Tabellendrittel festsetzen. „Eine Chance, die wir uns nicht entgehen lassen sollten“, mahnt Luthe.
Die Einzelkritik zum Pokalspiel in Dresden
Am Keeper, der zwar in Abschnitt zwei bei hohen Bällen ein paar Mal patzte und der bei einer Rettungsaktion fast den dritten Dresdener Treffer vorbereite, hat es jedenfalls nicht gelegen, dass der VfL seiner Pokaltradition treu bleibt: erneut das frühe Ausscheiden gegen einen unterklassigen Klub.
Vielleicht sollten es seine Vorderleute einmal angehen, wie der Drittligist. Luthe: „Unser Pokal-Aus ist auch am unheimlichen Willen der Dresdener festzumachen“ – zur Nachahmung empfohlen.