Wen wundert es, dass nach vier Niederlagen in Folge Unruhe – und Kritik am Trainer - aufkommt. RevierSport sprach mit Neururer, der vom Aufsichtsratvorsitzenden Hans-Peter Villis aber zuletzt noch eine Jobgarantie erhielt.
Peter Neururer, sehen Sie auch die düsteren Wolken am VfL-Himmel? Natürlich. Wir haben uns nach einem guten Saisonstart und nach einigen guten Spielen zuletzt zwei Ausrutscher erlaubt, die nicht sein durften. Ich spreche hier bewusst von zwei Spielen und klammere die vorherigen Partien in Aalen und im Pokal in Frankfurt aus, weil dort die Leistung in Ordnung war. Sandhausen und Ingolstadt hingegen waren Spiele, in denen unsere Leistungen nicht zu unserem Anspruch gepasst haben. Wir wollten aus den letzten drei Pflichtspielen sechs Punkte holen, das haben wir nicht geschafft. Deshalb ist die Situation so, dass wir den Finger in die Wunde legen müssen, damit aus diesen Negativerlebnissen keine Krise entsteht.
Wie sind solche Leistungsschwankungen zu erklären? Es ist klar, dass es beim Aufbau einer neuen Mannschaft zwangsläufig zum Entwicklungsprozess gehört, dass man mal Spiele verliert. Aber die Art und Weise, wie zum Beispiel das Spiel in Sandhausen gelaufen ist, toleriere ich nicht. Das Erscheinungsbild war schlecht und wenn man nicht um das Potenzal des Teams wüsste, müsste man sich ernsthafte Sorgen machen. Dass es die Mannschaft anders kann, hat sie ja gezeigt. Ich habe am Mittwoch noch einmal die Spieler gefragt, wie solche Auftritte wie gegen Sandhausen und Ingolstadt möglich waren.
Was haben sie konkret gefragt? Ob jeder Einzelne von sich behaupten kann, im Vorfeld und auch während des Spiels alles zu 100 Prozent abgerufen zu haben, um erfolgreich zu sein. Darauf habe ich vom Team eine Menge interessanter Antworten bekommen. Aber noch einmal, wir reden über zwei von zwölf Pflichtspielen.
Hat die Mannschaft mit den Siegen in Berlin und Fürth die Messlatte selbst zu hoch gelegt? Vielleicht, denn die Mannschaft hat gezeigt, was sie kann. Mit solchen Auftritten werden Hoffnungen geweckt, die wenig realistisch sind. Soweit ist das Team noch nicht. Dass man dem Team so etwas zutraut, ist schön, aber es kann nicht der Maßstab sein.
Wie kam es zu dem schlimmen Auftritt in Sandhausen? Ich habe lange in meinen Erinnerungen gekramt, aber es ist das erste Mal gewesen seit 2001, dass während meiner Trainertätigkeit beim VfL eine Mannschaft auf dem Platz stand, bei der die Einstellung nicht stimmte. Wir befanden uns vor dem Spiel in einer Wohlfühlphase. Die Mannschaft hatte zwar gegen Aalen und Frankfurt verloren, aber in beiden Partien ordentlich bis gut gespielt. Der neue VfL schien trotz zahlreicher Umstellungen innerhalb des Teams zu funktionieren. Einige haben sich anscheinend zu sicher gefühlt, haben im Unterbewusstsein Aufgaben wie die in Sandhausen schon als gewonnen betrachtet.
"An Überheblichkeit nicht zu überbieten"
Können Sie Beispiele nennen? Gerne: Yusuke Tasaka und Piotr Cwielong, die nicht nur gute Fußballer, sondern ausgesprochen vorbildliche Profis sind, machen nach 90 Sekunden um die Ausführung eines Freistoßes Schnick-Schnack-Schnuck. Ein besseres Beispiel für Überheblichkeit kann man nicht liefern. Deshalb trifft mich eine Mitschuld, weil ich der Überzeugung war, die Mannschaft sei in ihrer Entwicklung schon weiter.
Ist die anschließende Niederlage gegen Ingolstadt daher eine logische Folge? Ich glaube, ja! Denn nach einer passablen Anfangsphase haben wir beim Passspiel katastrophal agiert. Da war viel Überheblichkeit dabei, später die Angst vor einer erneuten Niederlage gegen das Schlusslicht.
Die Kritk wächst. RS-Autor Ben Redelings äußerte in einem Interview mit Radio Bochum, beim VfL würde nicht ernsthaft genug trainiert... Wenn einer, den ich noch nie beim Training gesehen habe, so eine Einschätzung abgibt, dann ist das an Oberflächlichkeit und fehlendem Wahrheitsgehalt kaum zu überbieten. Die Mannschaft ist körperlich in einem tadellosen Zustand, das ist durch Zahlen belegbar.