Mehr als einen Monat lang war Heiko Butscher bei jeder Trainingseinheit und jedem Testspiel im Einsatz. Doch ausgerechnet vier Tage vor dem Saisonstart bei Union Berlin schüttelte er beim Vormittagstraining den Kopf, fluchte vor sich hin und verschwand nachdenklich in der Umkleidekabine. Ein Längsriss in der linken Patellasehne wurde diagnostiziert und ließ ihn erst einmal pausieren. Am Dienstagnachmittag hat er zum ersten Mal wieder vor den Ball getreten.
Dem ersten leichten Test folgte am Mittwochmorgen ein komplettes Mannschaftstraining und Peter Neururer verkündete danach zuversichtlich: „Er hat ganz normal ohne Probleme trainiert. Wenn das so bleibt, ist er gegen St. Pauli vielleicht schon eine Alternative.“ Dann würde er wohl auf der linken Seite für Fabian Holthaus verteidigen. Butscher ist noch zurückhaltend. „Warten wir erst einmal die letzten beiden Trainingseinheiten ab.“
Der Routinier ist immer noch ärgerlich, dass ihn die Verletzung um den Saisonstart gebracht hat. „Solche Beschwerden hatte ich noch nie“, erinnert er sich und fügt an: „Ich habe fast vier Wochen nicht trainiert. Da fehlt mir sicherlich noch etwas zu meiner vermeintlichen Bestform.“
Das passiert beim Neuaufbau
Via Sky und von der Tibüne aus hat er die ersten vier Pflichtspiele seiner Kollegen verfolgt und viel Gutes gesehen. „Im letzten Jahr schon, als sich abzeichnete, dass ich nach Bochum wechseln werde, habe ich die Spiele im Fernsehen angeschaut. Aber jetzt sehe etwas völlig anderes. Da spürt man eine positive Körpersprache, Einsatz und Leidenschaft sind da. Das ist, was die Leute in Bochum sehen wollen und auch spielerisch haben wir uns weiterentwickelt.“
Dies gilt für Butscher auch noch nach dem enttäuschenden Auftritt beim FSV Frankfurt. „So etwas passiert beim Neuaufbau einer Mannschaft.“ Und dann hat der Abwehrspieler noch ein prominentes Beispiel parat. „Mein Ex-Klub Eintracht Frankfurt hat eine gute Mannschaft, hat eine starke Vorbereitung gespielt und dann kassieren die am ersten Spieltag sechs Stück in Berlin. Das kann man nicht erklären, das passiert.“
Und vielleicht passiert ja so eine Überraschung auch Mitte September im DFB-Pokal, wenn der VfL ausgerechnet bei Butschers ehemaligem Arbeitgeber antreten muss. Während für alle VfL-Verantwortlichen das Los als eines der denkbar schlechtesten eingestuft wurde, verrät der 33-Jährige: „Bis dahin bin ich hoffentlich wieder topfit. Warum soll es da keine Überraschung geben? Ich freue mich drauf.“
Wird sich normalisieren
Bis dahin ist Butscher überzeugt, „werden wir uns spielerisch deutlich weiterentwickelt haben“. Zumal Neururer hoffentlich bald auf Akteure wie Felix Bastians oder eben Butscher, Ken Ilsö oder Adnan Zahirovic wieder zurückgreifen kann. Butscher: „Das wird sich in den nächsten Wochen normalisieren und dann legen wir sicherlich noch zu.“
Dann will auch er endlich sportliche Schlagzeilen schreiben, nachdem er es bisher nur mit seiner spektakulären Kopfbekleidung „Antipöler“ in die Medien brachte.