Solange Duisburg die drohende Insolvenz nicht abgewendet hat, sind alle Gespräche mit den eigenen oder externen Spielern Makulatur.
Dabei müsste Grlic vor allem mit seinen Akteuren an den Tisch. Schließlich droht erneut ein Umbruch, weil am Ende der Saison 17 Verträge auslaufen. Darunter auch die Kontrakte der Leistungsträger Goran Sukalo, Branimir Bajic, Jürgen Gjasula oder Daniel Brosinski.
Grlic spricht im RS-Interview offen über seine Gefühle, die Probleme und wagt eine Prognose.
Ivo Grlic, haben Sie Existenzangst?
Jeder macht sich natürlich seine Gedanken. Es geht dabei nicht nur um mich, die Trainer und Spieler, sondern auch um die Angestellten. Wenn ich durch die Geschäftsstelle gehe und in die vielen fragenden Gesichter schaue, belastet das sehr. Das Familienleben steht absolut im Hintergrund. Ich sehe meine Kinder teilweise drei Tage nicht. Meine Frau bleibt extra lange wach, damit wir überhaupt noch mal miteinander reden. Ein Zustand, im Moment aber nicht anders zu lösen ist. Es geht schließlich um unseren MSV.
Wie beurteilen Sie die Lage?
Ohne Sicherheit kann kein Mensch optimale Leistung abrufen. Kosta Runjaic arbeitet intensiv, und die Mannschaft nutzt die Ungewissheit nicht als Alibi, aber es kann trotzdem sein, dass dadurch zwei, drei Prozent Leistung fehlen. Allerdings haben die Jungs zuletzt bewiesen, dass sie für den MSV leben und das werden sie auch am Sonntag beweisen.
Blutet Ihnen das Herz, wenn Sie mit tatenlos mit ansehen müssen, dass es nicht vorwärts geht?
Allen muss klar sein, dass es nicht pro Hellmich, pro e.V., oder pro KGaA geht. Es geht nur um den MSV. Wir reden über einen Verein, ein Ziel. Wenn alle an einem Strang ziehen, muss auch eine Lösung erfolgen.
Die ist aber nicht in Sicht. Ist der diskutierte Neustart in der fünften Liga für Sie ein Thema?
Nein. Ich kann dieses Gerede von der fünften Liga nicht mehr hören. Denn niemand darf die Oberliga unterschätzen. Es dauert nicht Jahre, sondern eine Ewigkeit, dort wieder heraus zu kommen. Das beweist RB Leipzig. Die haben Millionen zur Verfügung, die wir vielleicht nicht hätten, und hängen immer noch in der vierten Liga fest. Der MSV gehört mindestens in die zweite Klasse.
Dafür wird dringend Geld benötigt. Müssen Sie im Winter Spieler verkaufen?
Nein. Natürlich überlege ich, ob oder wie auch ich einsparen kann, aber es wird niemand vor die Tür gesetzt.
Wollen Spieler weg?
Das ist mir nicht bekannt. Klar ist nur, dass Gespräche im Moment nicht einfach sind, weil alle fragen, ob und wie es weitergeht.
Das Team hat zuletzt gezeigt, dass es die Sorgen ausblenden kann. Wie lange geht das noch?
Das ist schwer zu sagen, aber die Truppe lebt und gibt alles. Wir haben die Chance, mit einem Sieg gegen Regensburg 21 Punkte zu erreichen. Eine Ausbeute, die besser als in der letzten Saison wäre. Damit hätten wir sportlich einen Grundstock gelegt und die Außendarstellung verbessert, die dann hoffentlich dazu führt, dass wir es auch wirtschaftlich hinbekommen. Ich bin mir jedenfalls sicher: Wir steigen nicht ab.