Dann bröckelte erstmals zwischen den Gremien die Front. Die Vereinsfunktionäre, Vertreter der KGaA sowie die Stadionprojektgesellschafter tagten bis in die späten Abendstunden, um die drohende Insolvenz abzuwenden und dem Traditionsklub die Existenz zu sichern.
Eine Entscheidung, ob die Vereinsverantwortlichen der dringend erforderlichen Satzungsänderung zustimmen (RS berichtete ausführlich), soll aber erst in einer weiteren Sitzung am Montag fallen.
Nach RS-Informationen wurde am Sonntag aber immerhin die Bereitschaft signalisiert, zum Wohle des Klubs handeln zu wollen. Übersetzt: Die Pöstchenhascherei wird hinten angestellt. Das ist auch dringend von Nöten, ansonsten muss Geschäftsführer Roland Kentsch noch vor dem Rückrundenstart am 7. Dezember beim Amtsgericht Insolvenz anmelden. „Das wollen wir ja alle nicht“, meinte ein Aufsichtsratsmitglied des Vereins. Weil die Satzungsänderung, auf die die Investoren bestehen, die einzige Möglichkeit ist, die entstandene Liquiditätslücke von mehr als drei Millionen Euro zu schließen, ist das auch die einzige Lösung. „Wir wollen alle das Wohl des MSV und das geht nur gemeinschaftlich“, hob der Funktionär an.
Dass gemeinschaftlich etwas erreicht werden kann, bewies die Symbiose zwischen der Mannschaft und den Fans. „Die Zuschauer haben uns mit ihrer Unterstützung die zweite Luft gegeben“, wusste Matchwinner Sören Brandy, der das 1:0 durch Daniel Brosinski vorbereitete und den Siegtreffer selbst erzielte. „Ich glaube, in den letzten zehn Minuten hat niemand mehr im Stadion gesessen. Das war fantastisch.“
Das Team zeigte gegen Aue jedenfalls, dass es sich und den Verein noch nicht aufgegeben hat und sorgte für ein Déjà-vu-Erlebnis. Denn am 29. April dieses Jahres fuhren die Zebras ihren letzten Erfolg vor dem eigenen Anhang ein – mit 2:1 gegen Aue. „Wir wissen, dass viele Arbeitsplätze in Gefahr sind, deshalb war es unsere verdammte Pflicht, uns den Hintern aufzureißen und endlich zu Hause zu gewinnen“, war Andre Hoffmann erleichtert.
Während Aues Coach Karsten Baumann von einer „verdienten Niederlage“ sprach, durfte Kosta Runjaic erstmals seit seinem Amtsantritt das Gefühl eines Heimerfolgs genießen: „Das Team hat Großartiges geleistet, aber dass sich so viele Spieler verletzten, habe ich noch nie erlebt. Das trübt die Stimmung.“
Genauso wie die Tatsache, dass immer noch keine Entscheidung gefallen ist, ob die Zebras das Jahr 2012 überleben werden. Doch nach den ersten positiven Signalen von Sonntagabend dürfen die Fans zumindest wieder die leise Hoffnung haben, dass der MSV nicht dem Beispiel Aachen folgen wird.