Runjaic besitzt bei Darmstadt 98 zwar noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2014, der allerdings eine Ausstiegsklausel für Erst- und Zweitligisten besitzt. Runjaic hat auch schon um die Auflösung seines Kontrakts gebeten, doch Grlic muss mit den Hessen trotzdem noch um die Ablöse feilschen. Nach RS-Informationen fordert der Drittligist knapp 80.000 Euro von den Zebras.
Viel Geld für einen Verein, der eigentlich klamm ist. Dass der neue Coach aus seinem Vertrag herausgekauft werden muss, stößt intern auf Unverständnis und ist angesichts der angespannten Finanzsituation mehr als überraschend. Eigentlich muss der MSV nach dem Absprung etlicher Sponsoren und den ausbleibenden TV-Einnahmen jeden Cent zwei Mal umdrehen, außerdem noch Oliver Reck und Milan Sasic bis zum nächsten Sommer bezahlen.
Das Geld für die Ablöse stammt aus Dauerkartenverkauf Zudem stellen sich einige Vereinsverantwortliche die Frage, wie ein Trainer eines abstiegsbedrohten Drittligisten die Kohlen in der zweiten Klasse aus dem Feuer holen soll?
Woher die Gelder für den Transfer kommen, sorgt ebenfalls für hitzige Diskussionen. Der MSV hat durch die Dauerkartenaktion im Sommer etwas mehr als 100.000 Euro eingenommen. Der damalige Plan lautete: Die Moneten gehen in die Jugendabteilung. Ein Vorhaben, das angesichts der dramatischen Lage der Profis nun zu den Akten gelegt wird, schließlich ist die Erste das Aushängeschild des Vereins.
Geschäftsführer Roland Kentsch: „Normalerweise werden Erlöse nicht auf einen Zweck hin gebunden.“ Übersetzt bedeutet das: Die Euros fließen nicht in den eigenen Nachwuchs, sondern nach Darmstadt.
Grlic, der von Runjaic überzeugt ist, doch trotz des fortgeschrittenen Verhandlungsstadiums auch weiterhin noch mit anderen Kandidaten spricht, weil er den Gegenwind aus den eigenen Reihen ernst nimmt, will sich bis zur Präsentation von Recks Nachfolger nicht dazu äußern. Doch das muss er auch gar nicht, die Hessen nehmen ihm die Arbeit ab und bestätigen durch Vize-Präsident Rüdiger Fritsch die Anfrage der Duisburger.
Frank Schmidt hat die Offerte dankend abgelehnt Für Grlic ist Runjaic wie auch schon Heidenheims Trainer Frank Schmidt, der die Offerte des MSV aber dankend ablehnte und lieber seine Arbeit beim FC fortsetzt, ein „Wunschkandidat“. Er ist jung, unverbraucht, gilt als Trainer der neuen Generation, mit dem perspektivisch gearbeitet werden kann.
Runjaic, Familienvater von drei Kindern, ist es gewohnt, mit bescheidenen Mitteln auszukommen und mit jungen Spielern klarzukommen. Nachdem er zwei Jahre als Stützpunktrainer des DFB arbeitete, wechselte der gebürtige Österreicher zur Reserve des 1. FC Kaiserslautern, bevor er als Jugend- und später dann Reserve-Coach zum SV Wehen Wiesbaden ging.
"Co" unter Ex-MSV-Coach Jürgen Kohler 2008 wurde er beim Drittligisten VfR Aalen Co-Trainer unter dem Weltmeister von 1990 und Ex-MSV-Coach, Jürgen Kohler. Unter Kohlers Nachfolger Petrik Sander blieb Runjaic dessen Assistent. Im März 2010 übernahm er dann den damals abstiegsgefährdeten Regionalligisten SV Darmstadt 98 und sicherte den Klassenerhalt.
Dieses Kunststück soll Runjaic nun auch in Duisburg schaffen. Sollte Grlic die geforderte Ablöse hinblättern und ihn verpflichten, wird der neue Mann am Montag seine Arbeit im Revier aufnehmen, denn zuerst muss er noch das Spiel am Sonntag gegen Heidenheim leiten. Und der MSV die Mammutaufgabe in München bestehen.