Die Spieler laufen wieder erhobenen Hauptes herum, lachen, flachsen. Das Selbstvertrauen, den Abstieg zu verhindern, ist wieder da. Mehr noch: Die Mannschaft glaubt an sich und hat selbst vor den Großen der Liga keine Angst, was der Sieg beim SC Paderborn beweist. Kaum vorstellbar, dass diese Mannschaft vor vier Wochen noch am Boden lag.
Die Zebras sind aufgestanden, wehren sich gegen das Versager-Image und haben sich ein Polster von sechs Zählern auf den Relegations-Abstiegsplatz angefressen. „Die Spieler haben kapiert, was gefordert ist“, berichtet Oliver Reck. Ehrlich schiebt er nach: „So wie sich das Team derzeit präsentiert, erwarten es unsere Fans aber auch.“
Wie wurde die Kehrtwende geschafft? Richtig. Einsatz, Kampf und Wille, der in Rostock oder Dresden fehlte, sind Voraussetzung. In Paderborn gab es aber sogar noch eine Zugabe. Beiden Treffern ging eine sehenswerte Vorbereitung voraus. Neben den Grundtugenden scheint nun also auch das spielerische Element dazuzukommen. Wie aber wurde diese Kehrtwende geschafft?
Erstens: Es war richtig, an Reck festzuhalten. Mit einer stoischen Ruhe hat er die Kritik eingesteckt, seinen Weg strikt verfolgt, es gleichzeitig aber auch verstanden, den Druck nicht ans Team weiterzugeben. Vielmehr leistete er psychologische Aufbauarbeit. Bestes Beispiel dafür ist Jürgen Gjasula. Trotz schwacher Leistungen stärkte Reck seinem Regisseur den Rücken. Der dankt es ihm nun mit Leistungsexplosionen.
Jula ist noch nicht angekommen
Zweitens: Seit dem Spiel gegen Greuther Fürth gibt es eine Stammelf, die mittlerweile eingespielt ist. Drittens: Die Umstellung im Angriff hat gefruchtet. Emil Jula, der noch nicht in Duisburg angekommen ist, hat seinen Persilschein an Maurice Exslager verloren. Das Zusammenspiel mit Gjasula, Kevin Wolze und Daniel Brosinski passt, weil mit der Hereinnahme des wuseligen Exslagers auch das hohe Gebolze in die Spitze beendet ist.
Doch ausgerechnet jetzt wird die Erfolgself gesprengt. Am Sonntag beim Kellergipfel in Ingolstadt muss Reck umbauen. Wolze sitzt seine Gelbsperre ab und wird damit sein erstes Pflichtspiel für den MSV verpassen. Allerdings ist die Gefahr der Sperren damit noch lange nicht gebannt. Mit Goran Sukalo, Bruno Soares (je neun Gelbe), Andre Hoffmann, Valeri Domovchiyski und Jula (je vier Gelbe) werden in den nächsten Wochen wohl gleich fünf Stammkräfte aussetzen. „Hauptsache ist, dass nicht alle auf einmal ausfallen“, hofft Reck.
Wann fallen die Leistungsträger aus?
Die Frage ist nur, wann die Leistungsträger am besten pausieren? In den Partien gegen Eintracht Frankfurt und 1860 München, oder im darauffolgenden Kellerknaller gegen Aachen. „Wir werden Frankfurt sicherlich nicht abschenken“, macht Reck klar: „Wir haben mit Paderborn erstmals ein Team der Top Five geschlagen. Das wollen wir wiederholen.“
Doch bevor er sich darüber Gedanken machen muss, wartet erst einmal der FCI. Reck: „Wir dürfen einen direkten Konkurrenten nicht aus den Augen verlieren.“ Übersetzt: Ein Punkt ist Pflicht. Aber dank dem neuen Selbstvertrauen werden sich die Zebras damit nicht zufrieden geben.