An diesem Freitagabend lief das Derby zwischen Duisburg und Rot-Weiß Oberhausen, als Sahans Vater auf der Tribüne einen Herzinfarkt erlitt. „Mein Bruder war zwar dabei, aber er stand unter Schock“, erinnert sich Sahan.
Nicht aber Bodzeks Freundin Julia. Sie reagierte sofort, kümmerte sich um Sahans Vater und holte die Ärzte. „Das werde ich ihr nie vergessen. Für sie und Adam würde ich alles machen“, erzählt Sahan.Doch diese Freundschaft muss am Freitag ruhen. Im Derby zwischen dem MSV Duisburg und der Fortuna aus Düsseldorf sind Sahan und Bodzek Gegner. Im RS-Doppelinterview hat sich das Duo bereits den ersten Schlagabtausch geliefert. Olcay Sahan, Adam Bodzek, sind Sie auch nach dem Wechsel in der Winterpause noch befreundet? Sahan: Natürlich. Wir stehen noch in Kontakt. Schließlich haben wir den gleichen Berater. Zuletzt war es nur ein wenig ruhiger, weil wir beide im Stress sind. Bodzek: Wir sind schon gut befreundet. Ab und zu telefonieren wir. Ich weiß aber nicht, ob wir vor dem Derby noch Kontakt aufnehmen werden.
Spätestens auf dem Platz werden sie aber zusammenrasseln. Sahan (lacht): Ich kann Adam garantieren, dass er im nächsten Heimspiel gesperrt sein wird. Er hat schon vier Gelbe Karten. Und weil er ein Kämpfer ist, wird er gegen uns sicherlich die Fünfte kassieren. Bodzek: Unsere Wege werden sich sicher ein paar Mal kreuzen. Olcay ist ein sehr guter Spieler, man darf ihm nicht zu viele Freiräume geben. Deshalb wird es sicherlich spannend.
Was erwarten Sie vom Derby? Sahan: Zuletzt hat bei uns die Konzentration etwas gefehlt. Wir haben aber wieder neue Kraft getankt. Wir wollen unsere Fans mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause schicken. Deshalb ist klar: Es wird richtig rappeln. Bodzek: Wir haben uns aus der miesen Situation zu Saisonbeginn gut herausgearbeitet und brauchen uns inzwischen vor Duisburg nicht zu verstecken. Wir möchten beim MSV unbedingt etwas mitnehmen.
Herr Bodzek, es ist Ihre erste Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Ist es ein besonderes Match für Sie? Bodzek: Ja. Ich bin erst vor einem Vierteljahr aus Duisburg weggegangen und war zuvor sieben Jahre dort. Meine ganze Profi-Laufbahn habe ich ja beim MSV verbracht. Deshalb freue ich mich auf das Wiedersehen mit vielen Bekannten. Glauben Sie, dass Sie freundlich empfangen werden? Bodzek: Ich wüsste nicht, warum es anders sein sollte. Aber man weiß nie, was sich in den Köpfen der Leute abspielt. Ich lasse das einfach mal auf mich zukommen.
Ist die Saison für beide Teams beendet? Sahan: Nein! Vor der Saison hat uns niemand so weit oben gesehen oder damit gerechnet, das wir im Pokal so weit kommen. Wir hatten einen kompletten Umbruch und was wir leisten, ist supergeil. Wir versuchen immer das beste abzurufen, auch wenn es zuletzt nicht ganz geklappt hat. Bodzek: Nein, auch für uns nicht! Für den Verein ist es wichtig, dass man am Ende so weit oben wie möglich platziert ist, damit es mehr TV-Gelder gibt. Außerdem stehen wir bei den Fans in der Pflicht.
Wie lauten die Ziele? Sahan: Eine Basis aufzubauen, damit wir zukünftig in die erste Liga hochkommen. Das bedeutet, wir benötigen wirtschaftliche und sportliche Stabilität. In dieser Saison war das ja noch gar nicht angedacht. Deshalb ist die Saison für uns auch ein großer Erfolg. Bodzek: Wir wollen noch ein paar Plätze in der Tabelle nach oben klettern. Dafür lebt man schließlich Fußball.
Herr Bodzek, Sie kennen den MSV wie Ihre Westentasche. Hat Sie Norbert Meier schon ausgefragt? Bodzek: Nein. Aber ich weiß auch nicht, ob er es machen muss. Unsere Scouts sind sehr gut informiert und haben sicher schon einige Spiele vom MSV gesehen. Wenn der Trainer dennoch irgendwelche Fragen haben sollte, stehe ich ihm gerne zur Verfügung.
Welche Erinnerungen haben sie Beide an die letzten Derbys? Sahan: Ich kann mich nur an den Heimsieg gegen die Fortuna erinnern. Und den wollen wir wiederholen. Bodzek (lacht): Im letzten Schlager habe ich 90 Minuten lang auf der Bank gesessen. Im vorletzten haben wir 0:2 verloren und ich bin vom Platz geflogen. Vielleicht ist es ganz gut, dass ich jetzt die Seite gewechselt habe.
Unter Milan Sasic mussten Sie auf der Bank schmoren. Wollen Sie es ihm nun beweisen? Bodzek: Nein, darüber möchte ich gar nicht viel reden. Ich habe mich dafür entschieden, nach Düsseldorf zu wechseln. Es bringt doch jetzt nichts, nachzukarten. Ich bin in jedem Spiel topmotiviert, so wird es auch am Freitag sein.
Hätten sie im Winter damit gerechnet, dass beide Teams nun so eng zusammen liegen? Sahan: Dass Düsseldorf noch einmal oben rankommen würde, war mir klar. Die haben eine starke Mannschaft und werden noch für ordentlich Furore sorgen. Aber nicht bei uns. Bodzek: Davon konnte man eigentlich nicht ausgehen. Als ich schon am Anfang der Saison die Spiele der Düsseldorfer verfolgt habe, bin ich davon ausgegangen, dass sie es da unten rausschaffen. Im Endeffekt ist uns das auch super gelungen. Dass die Duisburger nach dem nicht erwarteten guten Start mal einbrechen, damit konnte man auch rechnen. Aber sie haben ja noch das super Highlight im Finale des DFB-Pokals. Da drücken Sie dem MSV die Daumen? Bodzek: Na klar! Ich war so lange bei dem Verein und den Jungs gönne ich es auch, dass sie den Pokal holen.
Warum gewinnt Ihr Team das Derby? Sahan: Weil wir mehr Willen zeigen werden. Bodzek: Weil wir die Partie sehr konzentriert angehen werden. Es wird Zeit, dass wir auswärts mal wieder etwas holen. Wir haben es in den letzten Auswärtsspielen versäumt, in den wichtigen Momenten zuzustechen. Unsere Fans werden auch in Duisburg wieder mit über 4.000 da sein. Wir sollten ihnen im Derby eine Freude bereiten.