Die Lunte brennt in Essen. Am kommenden Samstag beginnt in Köln die fünfte Jahreszeit: Der Karneval Bei RWE haben die dollen Tage spätestens in München begonnen. Es kracht an allen Ecken, am schlimmsten ist zu sehen, wie sich die Mannschaft und Zuschauer entzweien.
In die Kabine flüchtende und abwinkende Kicker, durch eisiges Schweigen auffallende Führungs-Akteure auf der einen Seite. Auf der anderen 3000 RWE-Fans, von denen etliche Anhänger nur Beschimpfungen und ausgestreckte Mittelfinger für "ihre" Schützlinge übrig hatten. Besonders im Blickpunkt: Coach Uwe Neuhaus, dessen Kopf mehrfach gefordert wurde, auch in zahlreichen Foren, wo sich die Essener das ganze Wochenende nicht beruhigen konnten. Die Pöbeleien der Besucher in München, teils vollkommen unter aller Kanone, gingen soweit, dass Bierbecher in Richtung des Teams flogen, Treffer mit voller Wucht wurden auch verzeichnet. Baris Özbek, einer der besseren Gäste-Akteure: "Ich wollte zum Zaun, um die Zuschauer abzuklatschen, die uns trotz der Niederlage angefeuert haben. Aber wie soll das gehen, wenn aus den hinteren Reihen auch noch gespuckt wird?"
Eine Tendenz, die am Ende zu allem führt, aber nicht zum Erfolg. Und das alles vor der eminent wichtigen Dienstags-Partie gegen Koblenz (17.30 Uhr). Özbek appelliert an das Zusammengehörigkeits-Gefühl: "Schade, wir haben keinen Punkt aus München mitgebracht. Jetzt muss der Erfolg gegen Koblenz kommen. Aber dafür brauchen wir die Kulisse. Wir müssen zusammen halten, sonst haben wir ein dickes Problem. Wir kommen aus der Situation nur heraus, wenn an einem Strang gezogen wird."
Der Youngster ergänzt: "Die Elf hat Qualität, ich bin sicher, wir packen das." Der Mitaufsteiger wird aber sicher etwas dagegen haben, wurde gerade erst der 1.FC Köln mit 3:1 abgeledert. Özbek: "Die kommen mit viel Selbstvertrauen, Köln muss man erst einmal schlagen." Aber Essen darf das nicht interessieren. Denn eine Hochrechnung bei der jetzigen Zählerzahl ergibt ein düsteres Saison-Szenario. Fährt das RWE-Boot weiter mit dieser geringen PS-Zahl wie in den letzten Wochen, kann es pünktlich zum 100. Geburtstag im Jahr 2007 wieder das große Heulen geben. Um das abzuwenden, muss der Dreier-Anfang gegen Koblenz gemacht werden, nur so kann man sich anschließend auf das Kellerduell in Unterhaching (seit Mai 2006 ohne Heimsieg) mit der nötigen Konzentration vorbereiten. Denn sollten die 90 Minuten am Dienstag in die Hose gehen, wird aus dem bereits existierenden Anhänger-Sturm in Essen ganz schnell ein Orkan, dem sich vielleicht nicht alle entziehen können...