Auch Bernd Wilmert und Hans-Peter Villis wurden mit überwältigender Mehrheit in das Bochumer Kontrollgremium gewählt.
Mehr Kontrast geht kaum: So turbulent, hitzig und in der Konsequenz dramatisch es auf der Jahreshauptversammlung Anfang Oktober zuging, so reibungslos und harmonisch lief die dadurch notwendig gewordene außerordentliche Mitgliederversammlung des VfL Bochum am Montagabend.
Trotz Winterwetters und Vorweihnachtszeit kamen immerhin 484 stimmberechtigte Mitglieder, und fast alle wählten Ernst-Otto Stüber, Hans-Peter Villis und Bernd Wilmert in den Aufsichtsrat des VfL: Es gab nur zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen. Ebenfalls bei nur zwei Gegenstimmen und sieben Enthaltungen wurde zuvor der alte Aufsichtsrat um den Ex-Vorsitzenden Werner Altegoer, der wie seine wegen der damaligen Nicht-Entlastung zurückgetretenen vier Kollegen nicht kam, entlastet.
Villis zählte zu den „Opfern“ des Schnee- und Eischaos auf den Straßen und im Flugverkehr, der EnBW-Vorsitzende konnte daher aus Karlsruhe nicht anreisen. Ohne ihn traf sich der neue Rat - mit Stüber, Wilmert sowie den bereits gewählten Frank Goosen, Prof. Klaus-Peter Schütt und Fan-Vertreter Axel Treffner - gleich im Anschluss der nur 50-minütigen Versammlung zur konstituierenden Sitzung. Als Vorsitzender wurde wie angekündigt Bochums Ex-OB Ernst-Otto Stüber gewählt. Ein bisschen Theater gab es dabei aber dann doch: Auf seinen Stellvertreter - bisher Klaus-Peter Schütt - konnte sich der neue Rat noch nicht verständigen. Die Entscheidung wurde vertagt. Das erste Treffen findet am 4. Januar statt.
An Stüber gab es nichts zu rütteln, und der neue Chef erntete bereits vor der Wahl nach seiner 15minütigen Ansprache viel Applaus. In fünf Punkten erklärte der Ex-OB, für was der neue Rat stehen will. „Ohne Fußball wäre die Stadt um vieles ärmer“, sagte er und forderte „Leidenschaft, Wille“: von Mannschaft, Trainern, Mitarbeitern, auch Mitgliedern und natürlich dem Rat selbst: „Wir wollen anregen und auch Vorbild sein.“
Auch hinsichtlich einer stärkeren „unternehmerischen Struktur“ müsse alles auf den Prüfstand gestellt und bei Bedarf „gemeinsam, im Team“ Veränderungen vorgenommen werden. Drittens wolle man die Identifikation mit dem VfL in der Stadt und außerhalb erhöhen. Ausdrücklich nahm Stüber die Mitglieder mit ins Boot - in beide Richtungen. Man wolle eine Kampagne „Aus Fans Mitglieder machen“ starten, die Mitglieder sollen stärker einbezogen und besser informiert werden. So sei im Frühjahr eine ganztägige Diskussions-Veranstaltung für Mitglieder geplant. „Ich bin überzeugt davon, dass es viel Sachverstand unter den Mitgliedern gibt“, so Stüber. Letztlich betonte der 70-Jährige, dass der VfL eine „Traditions- und Erfolgsgeschichte“ sei und der Rat „nicht bei Null“ anfange, sondern „neue Akzente setzen“ wolle.
Zuvor war Finanzvorstand Ansgar Schwenken noch einmal auf die „Oktober-Revolution“ im RuhrCongress eingegangen, hatte ausgeführt, dass damals der „Verein insgesamt ein miserables Bild“ abgegeben habe. Schwenken bedauerte es, dass in der Folge der verweigerten Entlastung „wichtige Aufsichtsrats-Mitglieder“ ihren Rücktritt erklärt hatten und würdigte den langjährigen Vorsitzenden dieses Gremiums Werner Altegoer mit den Worten: „Ohne Sie wäre der VfL niemals in Trabzon, Brügge oder Amsterdam gewesen.“ Ein „das habe ich so nicht gewollt“ von vielen Mitgliedern, die im Oktober die Konsequenzen ihres Abstimmungsverhaltens nicht überblickt hätten, rief der Finanzvorstand in den Saal, „darf es nicht noch einmal geben“.
Gab es dann ja auch nicht. Günter Bernhörster, Vorsitzender des Wahlausschuss und im Schauspielhaus zum Versammlungsleiter gewählt, zog aus der großen Resonanz den Schluss: „Dieser Verein lebt.“ Aber es war diesmal ein ausgesprochen friedliches Leben. Nachdem Bernhörster erläutert hatte, wer sich alles für einen Sitz im Aufsichtsrat beworben hatte, wer vorgeschlagen worden war, wer zurückgezogen oder abgesagt hatte, wurde deutlich, dass an den drei übrig gebliebenen Kandidaten kein Weg vorbei führen konnte.
Nach gut 50 Minuten hatte der VfL Bochum einen neuen, vorerst sechs Mitglieder umfassenden Aufsichtsrat, das Schauspielhaus leerte sich.