100 Jahre RWO. Als Trainer und seit nun über zehn Jahren als Vize des Vereins hat Manfred Rummel bereits einiges erlebt. Kurz vor dem Jubiläum schaut Rummel zurück, ohne aber den Blick für die Zukunft zu verlieren.
Manfred Rummel, ein kurzer Rückblick.
Was soll ich sagen, ich kenne den Verein seit 1959. Bis 1963 habe ich regelmäßig in der Oberliga West gegen Oberhausen gespielt
mit dem besten Match
beim 5:4 im Pokal, als mir vier Treffer gelangen. Als gegnerischer Spieler war es nie ein Zuckerschlecken, gegen RWO antreten zu müssen. Im Niederrhein-Stadion war immer was los, es war immer ausverkauft. Mit Kalli Feldkamp oder den Kobluhns waren natürlich auch richtige Haudegen da hinten drin. Nach der Bundesligazeit gab es keine Duelle mehr, zuerst war Oberhausen nicht mehr in der ersten Liga, nach 1969 war ich in Amerika, daher gab es keine Bundesliga-Matches gegen RWO.
Haben Sie den Club damals weiter im Auge gehabt?
Aber klar, auch aus Amerika, da ich durch den damaligen Geschäftsführer Kron immer Kontakt zum Club hatte. Konkreter wurde es ab 1977 durch den damaligen Fußballobman Peter Maaßen, der wegen des Skandals von 1973 keinen Posten übernehmen durfte. Ab 1978 habe ich mit Peter in Oberhausen das Training übernommen, eine gute Zusammenarbeit.
Was geschah dann?
1981 kam die eingleisige zweite Liga, da mussten wir von 20 Mannschaften Vierter werden. Ein Kraftakt, der nicht zu vollziehen war. Im Dezember konnten wir das absehen, ich hatte das Angebot aus Essen, wo Dieter Tartemann aufgehört hatte. Da wir die zweite Liga nicht halten konnten, bin ich frühzeitig zum ETB. Anschließend habe ich den Verein etwas aus den Augen verloren.
Bis Hermann Schulz kam.
Genau. Durch Hermann Schulz hatte ich immer Kontakt. Ich war Trainer in Bocholt, später in Viersen. 1991 kam erneut die Anfrage, ob ich nicht noch mal für RWO tätig werden würde. Eine ganz andere Situation, da durch den Lizenzentzug und den Absturz in die Verbandsliga die Lage viel schlimmer war. Für mich war es eine schwierige Entscheidung, da ich überlegen musste, ob ich im Verein offiziell was mache und mein Traineramt aufgebe oder ob ich den Coach mache und nach ein paar Jahren wieder gehe. Indirekt hat Hermann Schulz mich später überzeugt, mal was auf der anderen Seite zu machen. Das habe ich 1991 angefangen, jetzt schon über 13 Jahre. Mein sportliches Leben wird auf jeden Fall bei RWO enden.
Was bedeutete Ihnen der Verein am Anfang, als Sie Trainer wurden?
Ich habe als Spieler schon immer sehr viel von RWO gehalten, es war immer was besonderes für mich, hier zu arbeiten. Egal wie die Situationen waren, der Club hatte für mich was spezielles. Ich habe mich hier von der ersten Sekunde an wohlgefühlt. Werner Wildhagen, Coach der Amateure, war damals mein Spieler. Man sieht, es sind noch viele Querverbindungen vorhanden.
Was ist mit Ihrer Familie?
Mein Vater ist aus Oberhausen, mein Großvater hatte eine Firma in der Stadt, meine Großeltern hatten in der Humboldtstraße eine Wohnung, meine Mutter hat in einer Metzgerei in Oberhausen gearbeitet, Der Kontakt war daher immer da.
Wenn die Nähe zum Verein schon früh vorhanden war, wie ist es nach so vielen Jahren? Ist ein Leben ohne RWO für Sie noch denkbar?
Nein, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich habe schon mehrmals aufgrund gesundheitlicher Dinge überlegt, Schluss zu machen. Nach zwei Tagen oder einer Woche Pause kann ich kaum wieder erwarten, dass es los geht. Mindestens seit acht oder zehn Jahren, als ich mich damit abgefunden hatte, mein Traineramt aufzugeben, gab es für mich nie mehr etwas anderes. Ich weiß nicht warum, aber es war vorausprogrammiert. Ich hatte schöne Jahre in meinem Stammverein in Kettwig, ich hatte meine beste Zeit in Essen, wo ich Deutscher Pokalsieger wurde, Kaiserslautern war klasse, aber das interessiert mich alles nicht. Daher ist es wirklich so, mit mir und Oberhausen musste es so sein, es gab wohl von oben eine Planung.
Gab es nicht rund um Ihren 5:4-Sieg mit ETB gegen Oberhausen aus dem Jahre 1959 eine Randgeschichte?
Otto Marquardt, der damals in Oberhausen spielte und später mein Co-Trainer war, hatte an dem Tag seinen Polterabend. Erst später hat er mir berichtet, dass ich ihm den schön kaputt gemacht habe.
Ihnen liegt noch eine Geschichte auf den Lippen
und zwar hat damals für unsere Essener der Kurt Zaro gespielt. Er musste im Niederrheinstadion gegen Kalli Feldkamp spielen. Er hat ständig was auf die Stäbe bekommen, sich danach gewehrt und ist vom Platz geflogen. Wir haben dann mit zehn Mann verloren, keiner konnte sich erklären, warum der so nachgetreten hat. Eigentlich war er reiner Spielmacher. Als die Partie zu Ende war, haben wir abends in den Nachrichten gehört, er war in der Schweiz, um sich als Trainer vorzustellen. Er musste frühzeitig vom Platz, um seine Maschine nicht zu verpassen.
Was waren generell die schönsten und schwärzesten Momente der ganzen RWO-Zeit?
Toll war natürlich, wieder in den bezahlten Fußball zurückzukommen. Es folgte die Verbandsligazeit, als wir uns vorgenommen hatten, innerhalb von sechs bis acht Jahren wieder an den bezahlten Fußball anzuklopfen. Wir haben es geschafft, alle zwei Jahre eine Klasse aufzusteigen.
Und die dunkelste Erinnerung?
Die war, als wir schon von der Oberliga in die Regionalliga aufgestiegen waren, der Niederrhein uns schon gratuliert hatte. Am grünen Tisch wurde uns gegen Bonn der Aufstieg abgenommen. Es war hart, weil wir fest mit der Regionalliga geplant hatten, die Elf bereits stand. Wie gut sie war, zeigte, dass wir im kommenden Jahr ohne Niederlage durch die Klasse marschiert sind. Das hatte es vorher noch nie gegeben. Vor der Saison waren wir allerdings so angeschlagen, dass Hermann Schulz und ich überlegt haben, ob wir überhaupt weiter machen.
Gibt es eigentlich einen Plan, wie lange Sie noch für die Kleeblätter arbeiten wollen?
Ich hatte meiner Frau versprochen, mit 60 aufzuhören. Mittlerweile bin ich wieder für zwei weitere Jahre gewählt worden. Jetzt bin ich 66, daher hat meine Frau gesagt, jetzt mach es so lange, wie du es hinbekommst. Ich habe Hermann Schulz versprochen, so lange er weiter macht und mit mir zusammen arbeiten will, mache ich auch weiter, egal in welcher Funktion.
Ist die aktuelle sportliche Situation vergleichbar mit einer der vergangenen Spielzeiten?
Ich bin der Meinung, wir haben den stärksten Einzelkader aller Zeiten. Jetzt liegt es an uns allen, schnellstmöglich eine Einheit zu werden. Was leider bisher der Fall war, auch wenn wir es nie angesprochen haben, wir hatten eine unglaublich lange Verletztenliste. Auch viele Stammspieler fielen lange aus, wo man nachdenken muss, woher das kommt.
Was liegt Ihnen noch auf dem Herzen?
Nach der guten Planung für die Feier habe ich inständig gehofft, dass wir nicht als Tabellenletzter die Feier angehen müssen.
Auch wenn die Party steigt, hat man sich gezwungenermaßen Gedanken gemacht, was wäre, wenn der Abstieg eintritt?
Noch keine Sekunde. Wir hatten vor kurzem ein Treffen mit Uhlsport, um die neuen Kollektionen für das nächste Jahr auszusuchen. Da wurde nur für die zweite Liga geplant, wenn wir an die Regionalliga denken würden, hätten wir uns die Fahrt schenken können. Ich bin fest davon überzeugt, die Klasse zu halten.
Gibt es für diesen Fall Pläne, was die modernisierungsbedürftige Infrastruktur angeht?
Wir arbeiten daran, wir haben alle Felder ausmessen lassen, um Kunstrasenplätze zu installieren. Wir überlegen ein Jugendausbildungs-Zentrum zu gründen, mit dem Hauptverein zum Niederrhein-Stadion zu gehen, an der Landwehr die Jugend spielen zu lassen. Aber: Alle Ideen stehen und fallen mit dem Erfolg der ersten Mannschaft.
Gibt es für Sie einen wichtigsten Mann der 100 Jahre?
Man darf Peter Maaßen nennen, der unheimlich viel für den Verein getan hat. Und, nicht nur weil er mein Freund ist, Hermann Schulz, der wohl der wichtigste ist. Vor meiner Zeit kenne ich nicht so viele, seit ich hier bin, sind es die beiden.