Nach dem Aufstieg in seiner persönlichen zweiten Saison als Coach des Traditionsvereins, zauberte er mit seinem Team nun eine sensationelle Spielzeit in die Zweitliga-Stadien. Darüber, über die bereits feststehenden vier Neuzugänge und eine nicht einfache kommende Saison sprach RS mit Meier.
Norbert Meier, war der Sieg gegen Rostock der krönende Abschluss einer tollen Saison?
Es war vor allem auch eine letzte Charakterprüfung für unser Team. Man kann immer erzählen, dass man sich nicht abschlachten lässt, auch wenn es um nichts mehr geht. Aber bei uns hat man klar gesehen, dass wir noch einmal alles aus uns rausgeholt haben. Man kann sagen, dass wir die Frankfurter gerettet haben. Aber an sich ist es natürlich eine Riesen-Geschichte, dass wir in der Hinrunde 30 und in der Rückserie 29 Zähler geholt haben. Man kann von einer sensationellen Saison sprechen.
Sie sind jetzt mehr als ein Jahr zuhause ungeschlagen. Wie erklären Sie sich eine solche Serie?
Die Mannschaft hat in der ESPRIT-arena ein unheimliches Selbstvertrauen. Man muss sich einfach mal überlegen, dass wir von möglichen 51 Punkten 43 geholt haben. Das ist wirklich unfassbar. Aber wir werden nicht die nächsten fünf Jahre zuhause kein Spiel verlieren. Also müssen wir uns auch auswärts verbessern.
Und was hat Ihr Team zuhause erfolgreicher gemacht?
Wir haben auch in der Fremde vernünftige Spiele abgeliefert, waren aber nicht so kühl wie zuhause. In Aachen haben wir ein Auswärtsspiel gespielt, wie man sich das vorstellt. Wir sind durch einen tollen Treffer in Führung gegangen und haben diese dann sehr gut verteidigt. Auch der Faktor Zuschauer ist so eine Sache. Natürlich war die Unterstützung auch in den gegnerischen Stadien super, aber in der heimischen Arena war der Schulterschluss mit den Zuschauern sensationell.
Vor allem die stabile Defensive hatte einen großen Anteil an der erfolgreichen Serie. Was macht Ihre Elf so schwer bezwingbar?
Eine gute Organisation ist da entscheidend, und zwar von allen Spielern. Die Umschaltaktionen in beide Richtungen müssen gut funktionieren. Sicher haben wir hier und da auch schon mal Fehler gemacht, aber das ist doch nicht unnormal, wenn man bedenkt, dass bei uns einige noch nie in der Zweiten Liga gespielt haben oder zumindest im Profibereich zum ersten Mal Stammspieler waren.
Ein Fels in der Brandung war „Bamba“ Anderson. Glauben Sie, dass man ihn gleichwertig ersetzen kann?
Zuerst muss man auch mal sehen, dass er mit Jens Langeneke einen ganz erfahrenen Mann neben sich hatte, der ebenfalls eine überragende Saison absolviert hat. Für uns sind eben diese Ausleih-Geschäfte wichtig. Egal, ob das „Bamba“ oder Martin Harnik ist. In diesen Fällen war es für alle Seiten eine Win-Win-Situation, für die Spieler vor allem ein Riesen-Sprungbrett. Es wäre natürlich schön, wenn der Verein bald mal dahinkommt, dass man einen wie Anderson für 1,5 Millionen verpflichten und ihm einen Vierjahres-Vertrag geben kann.
Vier Neuzugänge wurden bereits vorgestellt. Wieso haben Sie sich für diese Jungs entschieden?
Grundsätzlich sind alle entwicklungsfähig und keiner am Ende seiner Möglichkeit. Thomas Bröker ist ein körperlich robuster Spieler, der schnell und daher eher ein Konterstürmer ist. Außerdem kann er mehrere Positionen spielen. Das gilt auch für Thiago Rockenbach da Silva, der technisch sehr stark, aber eben auch noch verbesserungsfähig ist. Lukimya-Mulongoti gehörte zu den besten Innenverteidigern der Dritten Liga. Er war auch schon im Profibereich, warum er es da nicht geschafft hat, ist schwierig zu sagen. Auch Sascha Dum war schon in Liga eins aktiv, er ist kräftig und schnell.
Nach was für Spielern sind Sie noch auf der Suche?
Im Sturm machen wir auf jeden Fall noch was, außerdem suchen wir weiterhin auf der Innenverteidiger-Position und nach dem Abgang von Stephan Sieger auch auf der „Sechs“. Und wenn sich dann noch was ergibt, schlagen wir vielleicht nochmal zu.
Ein paar Spieler müssen den Verein auch verlassen. Inwiefern fällt Ihnen das menschlich schwer solche sportlichen Entscheidungen zu treffen?
Den Zusammenhalt muss man loben. Ich mag wirklich alle meine Jungs. Es tut natürlich ein bisschen weh, wenn man sich trennen muss. Stephan Sieger, Olivier Caillas, Axel Lawarée, Deniz Kadah, alle haben auch ihre Verdienste. Aber es ist eben immer wichtig, dass Veränderungen vorgenommen werden, damit neue Reibungspunkte entstehen und es auch in der Hierarchie Verschiebungen gibt.
Der Fall Hamza Cakir wurde in letzter Zeit eifrig diskutiert. Wie ist da der Stand der Dinge?
Er hat ein Angebot vom Verein vorliegen und wir müssen jetzt abwarten, wie er sich entscheidet.
Wagen wir einen Ausblick auf die nächste Spielzeit: Haben Sie Angst, dass nach dieser Saison die Erwartungen zu groß sind?
Zunächst einmal brauchen wir keine Angst zu haben. Wir können uns nun zwei Wochen zurücklehnen und dann kommt schon wieder die Vorbereitung. Wichtig ist, dass die Fortuna nach zehn Jahren mehr oder minder in der Bedeutungslosigkeit jetzt wieder zurück ist. Aber die nächste Saison fängt wieder bei Null an und wir haben nichts mehr von den Erfolgen der abgelaufenen Spielzeit. Wir müssen auch abwarten, wie sich einige Dinge entwickeln. Wie startet man, wie sieht es mit Verletzungen aus, wie schlagen die Neuen ein, wie können die Spieler, die geblieben sind, ihre Leistungen wiederholen.
Als Vierter aus dem Vorjahr: Gehört man da automatisch zu den Favoriten der neuen Saison?
Hertha und Bochum kommen runter, dann gibt es auch andere Mannschaften, die schon in diesem Jahr höher gehandelt wurden als wir. In diesem Jahr durften wir zwischenzeitlich träumen, aber man muss in der Realität bleiben. All die Lobhudeleien, die wir zurecht bekommen haben, müssen neu bestätigt werden.
Präsident Peter Frymuth hat bereits angekündigt, dass der Etat erhöht werden soll. Sehen Sie das als Bestätigung Ihrer Arbeit?
Natürlich ist das so. Wir sind sportlich erfolgreich und auch wieder Sympathieträger der Stadt Düsseldorf. Dann ist es auch so, dass dir das weitere Möglichkeiten generiert.
Die abschließende Frage: Sie befinden sich momentan auf einer Testspielreihe. Wie läuft es?
Es zeigt sich erneut der gute Charakter der Mannschaft, wenn man sieht, dass sich niemand abgemeldet hat. In den Spielen verkaufen wir uns ordentlich und ich denke schon, dass wir uns Freunde in Gegenden schaffen, wo wir nicht so viele Fans haben. Es ist ein bisschen schade, dass die Spieler keine Möglichkeit haben, abends mal wegzugehen, weil sich in diesen Dörfern Fuchs und Dachs „Gute Nacht“ sagen.