Der VfB Stuttgart ist wenige Stunden nach der Entlassung von Giovanni Trapattoni auf der Suche nach einem Nachfolger fündig geworden. Armin Veh heißt der Neue, der die Schwaben in Richtung UEFA-Cup führen soll, erhielt zunächst einen Vertrag bis zum Ende dieser Saison. Der neue Coach übernahm direkt am Freitag um 11 Uhr die Leitung des Trainings und wird einen Tag später in Bielefeld seine Punktspiel-Premiere feiern.
"Es steht viel auf dem Spiel, auch finanziell. Die Tabelle ist entscheidend. Wir hatten viel Geduld, aber wir mussten etwas ändern. Manchmal kommt man zu einem Punkt, an dem man Entscheidungen fällen muss. Dieser Punkt war jetzt, auch wenn die Entscheidung unangenehm war. Wir wollen mit einem neuen Gesicht Impulse setzen", begründete VfB-Präsident Erwin Staudt die Entlassung Trapattonis und die Verpflichtung von Veh.
Veh sieht großes Potenzial in der Mannschaft
"Der VfB ist gut besetzt, hier kann man etwas erreichen. Es steckt viel Potenzial im Team", sagte Veh bei seiner Vorstellung. Der neue Coach, der 65 Bundesligaspiele für Borussia Mönchengladbach absolvierte, hat erst eine Trainerstation in der Eliteklasse hinter sich. Vom 3. Januar 2002 bis zum 6. Oktober 2003 betreute der 45-Jährige den jetzigen Zweitligisten Hansa Rostock. Unter seiner Regie wiesen die Norddeutschen eine Bilanz von 15 Siegen, 11 Remis und 24 Niederlagen auf.
Vor seinem Engagement in Rostock trainierte Veh die Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth und SSV Reutlingen. Zuletzt war der Coach bis zum September 2004 beim Regionalligisten FC Augsburg beschäftigt, bevor er in der jüngsten Vergangenheit bei den französischen Erstligisten FC Metz und AJ Auxerre hospitierte. "Dort habe ich viel gelernt. Damals in Rostock aufzuhören, war eine Dummheit", meinte Veh, dem der bisherige Torwart-Trainer Eberhard Trautner als Assistent zur Seite steht.
"Wir wissen, was Armin Veh in Reutlingen und Augsburg geleistet hat. Wir kennen auch die Umstände in Rostock. Er ist ein guter Mann. Mit ihm wollen wir unser ursprünglich anvisiertes Saisonziel, einen Platz im internationalen Geschäft, erreichen", sagte Staudt und verteilte Vorschusslorbeeren an den neuen Coach, der allerdings, wie Aufsichtsratschef Dieter Hundt im Interview mit der "Welt" bestätigte, nicht auf längere Sicht am Ruder sein soll: "Ich gehe davon aus, daß Veh zunächst eine Übergangslösung ist. Es ist der letzte Versuch, doch noch das Ziel UEFA-Cup-Platz zu erreichen. Parallel zum Verlauf der restlichen Saison werden wir daran arbeiten, eine dauerhafte Lösung für das Trainerproblem zu finden. Die Zeit bis zum Sommer werden wir dazu intensiv nutzen.'
Heldt nimmt die Spieler in die Pflicht
Auch Teammanager Horst Heldt, der Veh während seiner Profizeit bei 1860 München als Praktikant von Werner Lorant kennengelernt hat, verspricht sich viel vom neunen Trainer: "Er ist geradlinig mit klaren Vorstellungen. Jetzt gibt es keine Alibis mehr für die Mannschaft. Keiner kann sich mehr verstecken. Das Team muss jetzt handeln."
Die Entlassung des seit Monaten in der Öffentlichkeit heftig kritisierten Trapattoni war zwar bereits seit langem erwartet worden, der Zeitpunkt des Rauswurfs nach erst drei Partien in der Rückrunde war allerdings überraschend. Nach dem die Stuttgarter aber in allen drei Partien der zweiten Saisonhälfte keinen Treffer erzielt hatten und auf den siebten Tabellenplatz zurückgefallen waren, fand die Geduld der Chefetage ein Ende. Mit dem "Maestro"musste sich auch Co-Trainer Andreas Brehme verabschieden.
Auch die Vereinsführung steht in der Kritik
Nach der Entlassung Trapattonis muss sich aber auch Staudt, der bei der Vorstellung des Italieners im Juni des vergangenen Jahres den neuen Trainer pathetisch mit "Habemus Mister" begrüßte, Kritik gefallen lassen. Trapattoni war nach Matthias Sammer bereits der zweite Coach in der Amtszeit des Klubchefs, der vorzeitig seine Papiere bekam. Die anvisierte Kontinuität nach dem Weggang von Erfolgstrainer Felix Magath zu Rekordmeister Bayern München lässt Staudt damit vermissen.
Auch der Zeitpunkt des Rauswurfs von Trapattoni scheint nicht sonderlich gut gewählt. Da die Probleme zwischen dem 66-Jährigen und der Mannschaft während der kompletten Hinrunde offensichtlich waren, wäre ein Trainerwechsel in der Winterpause wohl sinnvoller gewesen, um den neuen Coach eine Einarbeitungszeit zu verschaffen.