Viele Bundesligisten zieht es zur Vorbereitung auf die Rückrunde in die Türkei, vorzugsweise nach Antalya. Außer den angenehmen klimatischen Bedingungen an der türkischen Riviera müssen sich die Vereine jetzt jedoch auch mit der unmittelbaren Gefahr der Vogelgrippe auseinandersetzen, nachdem es bereits erste Todesopfer in anderen Regionen des Landes gegeben hat.
Um unnötigen Gefahren vorzubeugen haben die Vereine ihre Speisepläne geändert und ihren Profis Verhaltensregeln mit an die Hand gegeben: "Direkten Kontakt mit Geflügel sollen die Spieler vermeiden. Ansonsten gilt es, die Ruhe zu bewahren", sagt Dr. Lothar Roslawski, der den Erstligisten MSV Duisburg in Belek an der türkischen Mittelmeerküste betreut. Vorsichtshalber wurden Hähnchenbrust, Geflügelwurst und Eierspeisen aus dem Ernährungsangebot gestrichen. Auch Borussia Dortmund verzichtete beim Essen auf derartige Produkte. "Wir waren übervorsichtig", sagt Sportdirektor Michael Zorc, der den BVB-Tross am Freitag zurück nach Westfalen führte.
Provinz Antalya nicht betroffen
Der aktuelle Report der Weltgesundheitsorganisation WHO wies am Donnerstag 18 Fälle der Virusinfektion, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann, in der Türkei aus; drei davon sind tödlich verlaufen. Allerdings ist der Regierungsbezirk Antalya noch nicht betroffen. Die Provinzhauptstadt und ihr Einzugsgebiet im Südwesten des Landes mit den bei Fußballern beliebten Anlaufstellen Belek, Kemer oder Side hat in diesem Winter rund 1500 Fußball-Klubs aller Klassen aus ganz Europa angelockt.
Doch es gibt auch Absagen. Ex-Meister Grasshopper Zürich aus der Schweiz entschied sich kurzfristig, seine Vorbereitung auf dem heimischen Gelände zu absolvieren. Zahlreiche Spieler hatten Bedenken zu einer Reise an die türkische Riviera geäußert. Dabei gehört Antalya nicht zu den Risikoprovinzen des Landes. Die Region erwirtschaftet Zitrusfrüchte wie Zitronen oder Pampelmusen oder Gemüse wie Aubergine und Paprika. Viehzucht dagegen wird in und um Antalya vernachlässigt. Dennoch gehören auch in dieser Provinz freilaufende Hühner oder Gänse zum Alltag. Betroffen davon war Werder Bremen, das am Samstag aus Belek zurückkehrt. Der Klub entdeckte eine neugierige Geflügelfamilie in unmittelbarer Nähe seines Trainingsplatzes. Auf Bremer Gesuch sorgten die Hotelbetreiber dafür, dass die Tiere eingesperrt wurden. "Vornehmlich aus psychologischen Gründen", sagte Werder-Sprecher Tino Polster. Einige Spieler hatten zuvor Sorge geäußert.
Spieler bleiben vorsichtshalber im Hotel
Sorge, die sich auch bis nach Deutschland verbreitet. "Unsere Spieler stehen in regelmäßigem Kontakt mit ihren Angehörigen, auch um ihnen zu sagen, dass sie über die Gefahren bestens informiert sind", sagt der Mannschaftsarzt Hartmut Thamke von Zweitligist Energie Cottbus, der ebenfalls in Belek trainiert. Um jeglicher Gefahr aus dem Weg zu gehen, verzichteten zahlreiche Profis auf Ausflüge und blieben auch während der Freizeit in ihren Hotelanlagen.
Klubs wie Zweitligist SpVgg Unterhaching, der sich mit dem MSV Duisburg ein Hotel geteilt hatte, wähnten sich zwar "in einem sicheren Bereich". Doch ein Stück Ungewissheit begleitet die Vereine trotz aller Umsicht und Vorsicht. Dynamo Dresdens Mannschaftsarzt Sigurd Hegner hält die erhöhte weltweite Aufmerksamkeit für berechtigt: "Keiner weiß, wie schnell sich das Virus ausbreitet", sagt Hegner.