Schneller als gedacht, muss sich der Meistermacher nach drei Siegen seiner Mannschaft in Folge und dem Vorpreschen auf den dritten Tabellenplatz mit dem euphorisierten Schalker Umfeld auseinandersetzen.
Sollten die Königsblauen am Sonntag gegen den Hamburger SV den vierten Dreier in Folge landen, winkt punktgleich mit dem Spitzenreiter aus Leverkusen der Sprung auf den zweiten Rang. Und der berechtigt bekanntlich zur Teilnahme an der Champions League. Vor dem Duell gegen Bayer 04 am kommenden Samstag würde das traditionell dazu führen, dass in Gelsenkirchen die leicht angestaubten Plastikmeisterschalen von 2007 schon mal aus dem Keller geholt werden.
„Ich rede nicht über die Meisterschaft“, tritt Magath daher vorab schon einmal ganz kräftig auf die Spaßbremse, als man ihn auf die Möglichkeit ansprach, seinen Vier-Jahres-Plan mit dem Titelgewinn vielleicht schon in der erste Saison in die Tat umsetzen zu können.
Ihm dürfte auch nicht geschmeckt haben, dass sich ausgerechnet der vorsichtige Benedikt Höwedes unter der Woche ein wenig aufs Glatteis hat führen lassen. Es sei „natürlich nicht verboten“ von der Meisterschaft zu träumen, sagte „Bene“ und gab damit den lauernden Medien die Vorlage, die sie brauchten. „Ich habe meinen Spielern gesagt, dass wir uns von außen nicht anstecken lassen dürfen. Um den Titel geht es für uns derzeit nicht. Mit zwei, drei Niederlagen kann sich das Tabellenbild schnell drehen. Daher ist für uns zunächst wichtig, unsere Position in der Spitzengruppe der Liga möglichst lange zu behalten“, kennt Magath das Geschäft zu genau. Mahnend fügt er an: „Das wird schon schwer genug. Es ist ja noch gar nicht gesichert, dass wir überhaupt da oben bleiben. Daher interessiert mich das Thema Meisterschaft derzeit auch gar nicht.“
Der 56-Jährige weiß um die Labilität der Aussagekraft des Rankings zum jetzigen Zeitpunkt. „Das gilt auch, sollten wir gegen Hamburg gewinnen“, baut Magath deshalb vor.
Seinen Ex-Klub kennt er nur zu gut, um weder die Belastung der Hanseaten am Donnerstagabend im internationalen Wettbewerb noch vom etwas enttäuschenden 0:0 am Samstag vergangener Woche im Spitzenspiel gegen Leverkusen als Maßstab für einen möglicherweise etwas durchhängenden Gegner zu nehmen. „Der HSV hat mit dem Sieg in Glasgow in der Europaliga gezeigt, dass er eine absolute Spitzenmannschaft auf europäischem Niveau ist. Sie sind die derzeit vielleicht beste Mannschaft in Deutschland. Da wollen wir erst hin“, hat Magath mit der gleichen Methode schon in Wolfsburg gerne die Kontrahenten stark und seine Mannschaft aus dem Blickfeld geredet. Bis er dann allerdings im Mai mit den Papierschnipseln an seinen Schuhen im Konfetti stand.
Und so redet der Zampano weiter von der Überlegenheit der „Rothosen“, mit denen er unter Ernst Happel mit dem Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1983 den größten Erfolg seiner eigenen Karriere als Spieler feierte. Dass seine Mannschaft aber durchaus selbstbewusst und in der Lage sei, gegen den Tabellennachbarn zu gewinnen, erwähnt Magath eher beiläufig.
Gegen die Schweinegrippe will er seine Spieler übrigens gegebenenfalls impfen lassen, sollten weitere gesicherte Informationen über die Nebenwirkungen vorliegen und das „erforderlich werden.“ Bislang sei das Team nur gegen die normale Grippe gepiesackt worden. „Weil die Schweinegrippe bislang nur dort einen schweren Verlauf genommen hat, wo Menschen bereits durch einen anderen Infekt bereits geschwächt waren“, erklärt Magath.
Für das Umfeld in Gelsenkirchen und ihrer Sehnsucht nach der Meisterschaft gilt das ganz sicher nicht.