Als das Plakat, das auch die Stadionzeitung „Mein VfL“ ziert, entworfen wurde, da hat noch niemand daran gedacht, dass einer der Protagonisten des Endspiels 1988 beim Derby in den Fokus rückt. Am Montag um Punkt 13 Uhr gab Frank Heinemann, der seit frühster Jugend beim VfL aktiv war und seit 1996 als Co-Trainer an gleicher Stelle arbeitet, seine erste Pressekonferenz als Chef-Coach.
Ernst stärkt Heinemann den Rücken
Wie lange „Funny“, wie das Bochumer Urgestein seit Jahrzehnten gerufen wird, den Chefsessel inne hat, wird sich zeigen. Fakt ist, dass der VfL einen neuen Cheftrainer sucht, für den noch am Sonntagabend ein internes Anforderungsprofil erstellt wurde. Sportvorstand Thomas Ernst schloss nichts aus, dass es an Stelle eines der üblich Verdächtigen, auch eine völlig überraschende Lösung in Bochum geben kann. Doch zunächst einmal hat die uneingeschränkte sportliche Verantwortung der neue Cheftrainer Heinemann. Ernst: „In die sportlichen Belange wird ihm keiner hereinreden. Er ist ganz allein für die Aufstellung verantwortlich.“
Heinemann will Fans zurückerobern
Bevor die Mannschaft um 16 Uhr das Abschlusstraining absolvieren wird, wird Heinemann erstmals zur Mannschaft sprechen. „Ich werde viele Dinge ansprechen, die für uns wichtig sind, denn das Spiel ist eine sehr große Chance, bei den Anhängern verlorenen Boden gutzumachen.“ Und dann kündigte er seine erste Maßnahme an: „Ich werde bestimmt etwas ändern.“
Während sich das Bochumer Urgestein in Sachen Mannschaftsaufstellung nicht vor dem Training äußern wollte, nahm er schon eine Änderung im Tagesablauf vor. Statt wie bisher am Abend in das Mannschaftshotel zu fahren, wird er die Spieler nach Hause schicken. „Wir treffen uns dann am Spieltag noch einmal um elf Uhr zu einer kleinen Übungseinheit“, erklärt Heinemann.
Koller hat sich verabschiedet
Beim Derby gegen Schalke muss der Coach weiterhin auf Stanislav Sestak, Philipp Heerwagen und Shinji Ono verzichten. Auch Jugendnationalspieler Kevin Vogt (Innenbandriss) steht nicht zur Verfügung.
Ist Geschichte: Ex-Coach Marcel Koller (Foto: firo).
Bevor Heinemann in der Kabine das Kommando übernahm, hatte sich am Morgen Marcel Koller auf der Geschäftsstelle von einigen Mitarbeitern sowie vom Vorstand verabschiedet, nachdem er schon am Vortag mit der Mannschaft gesprochen hatte. Sportvorstand Ernst gestand ein: „Angesichts der kurzen Zeitspanne zwischen den beiden Spielen war die Entscheidung für Heinemann die einzig sinnvolle Lösung. Er kennt das Team, besitzt unser volles Vertrauen und wird selbständig entscheiden.“
Damit könnte das Plakat, das die Marketingabteilung zum Pokal-Derby entworfen hat, vielleicht sogar eine kleine historische Bedeutung bekommen, schließlich ist darauf zu lesen: „Zeit für neue Helden“ Und bei einem gelungenen Cheftrainer-Einstand gegen Königsblau wäre der Interimscoach auf dem besten Wege, diesen Anspruch gerecht zu werden.
Co-Trainer Dariusz Wosz, der sich bei allen zu bewältigen Problemen auf die Aufgabe freut, hat auch schon eine Idee, wie die Mannschaft gegen Schalke auftreten soll: "Ideal wäre, wenn sie die Leidenschaft und Einsatzfreude eines Funny Heinemann und die Spielfreude sowie die Technik von mir auf den Platz bringen würden."