Die Teamkollegen waren unterdessen noch beim Torschusstraining. Über den Inhalt der Vier-Augen-Unterredung wurde nur wenig bekannt. Doch eigentlich kann sich jeder ausrechnen, worum es ging. Spielt „Leitwolf“ Dabrowski auf Schalke oder wählt Koller die offensivere Variante mit Mimoun Azaouagh auf links? Slawo Freier würde dann den freien Platz von Dabrowski einnehmen. Samstagmittag mochte Marcel Koller sich noch nicht festlegen, bestätigte aber dieses Gedankenmodell. Und auch Dabrowski war sich sicher: „Die Entscheidung fällt zwischen Slawo und mir.“
Doch eines hat Marcel Koller schon zu Wochenmitte klar unterstrichen: „Dabro ist nicht der Sündenbock vom letzten Sonntag. Ich habe ihn ausgewechselt, aber ich hätte auch neun andere Feldspieler ohne Bedenken vom Platz holen können.“ Der Betroffene sieht es ähnlich: „Es ist doch klar, dass der Trainer etwas ändern musste. Es war für mich zwar eine riesige Enttäuschung, dass es mich getroffen hat. Denn anschließend hatte ich keine Möglichkeit mehr, den schlechten Eindruck der ersten 45 Minuten zu korrigieren.“
Es wäre schon bitter, wenn Dabrowski in der Arena Auf Schalke zunächst auf der Bank Platz nehmen müsste. Zu frisch sind im Lager der VfL-Anhänger die Erinnerungen an seinen letzten Derbyauftritt gegen Königsblau am 14. Februar. Damals war der lange Mittelfeldspieler der „Held des Tages“, wurde von RevierSport zum „Mann des Spiels“ gekürt. Nicht zuletzt, weil ihm in der 57. Minute der für den VfL so überlebenswichtige 2:1-Siegtreffer gelang. Damals bescheinigten wir ihm einen „Kampf bis zum Umfallen“ und dass er „sein Team mitriss“.
Dabrowski: „Schöne Erinnerungen, aber das ist ganz weit weg.“ Zwei Tage lang hat er sich nach seiner Auswechslung gegen Mönchengladbach Gedanken gemacht. Jetzt geht der Blick wieder nach vorne: „Ich habe in meiner Karriere schon so viel durchlebt, ich werde auch mit dieser Situation fertig.“
Und dann denkt er schon wieder an das Team und blickt auf die Sonntagspartie: „Schalke hat einen neuen Trainer, muss sich als Mannschaft noch finden. Warum sollen wir keine Chance haben, wenn wir an die zweite Halbzeit gegen Gladbach anknüpfen?“ Natürlich wurmt es den Hünen, dass bei den letzten Auftritten in der Nachbarstadt sein Team jeweils mit einem Treffer Differenz unterlag. Dabrowski: „Das war sehr ärgerlich, da war immer mehr drin. Ich hoffe, dass wir jetzt den Knoten durchschlagen können.“ Die Betonung liegt auf „wir“. Auch wenn er zur Stunde noch nicht weiß, ob er überhaupt dabei ist. Ein „Teamplayer“, der vor allem deshalb einen festen Platz im Mannschaftsrat hat.