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„Kuba“ im RS-Interview über verletzte Muskel und verschobene Hierarchien
„Die Zeit arbeitet für uns“

BVB: "Kuba" im großen RevierSport-Interview

Mit seinen Tempodribblings und teils irrwitzigen Eins-gegen-Eins-Duellen zauberte sich Jakub „Kuba“ Blaszczykowksi in der Hinrunde der letzten Saison in die Herzen des BVB-Anhangs und die Notizblöcke der Scouts.

Zahlreiche Muskelfaserrisse zwangen den 23-Jährigen im weiteren Verlauf der Spielzeit jedoch immer wieder zu Pausen und bremsten den Angriffsgeist des Polen spürbar aus.

Doch diese Zeiten sollen vorbei sein, wie „Kuba“ im Interview mit RevierSport verrät. Der Muskel hält wieder, die neue Saison kann beginnen. Jakub Blaszczykowksi, am Samstag ist die Zeit der Testspiele gegen weitestgehend namenlose Gegner vorbei. Beim Jubiläumsturnier anlässlich des 100. Vereinsgeburtstags trifft Ihre Mannschaft auf Udinese Calcio und den FC Valencia. Freuen Sie sich auf die erste richtige Standortbestimmung?

Jakub Blaszczykowski (Foto: firo).

Ja, für mich ist es der erste Härtetest der Saison. Man gibt zwar auch in den anderen Tests 100 Prozent, aber unsere bisherigen Gegner waren qualitativ natürlich längst nicht so gut wie Udinese und Valencia. Für mich ist das Turnier, gemeinsam mit dem Test gegen Mainz, eine Art Generalprobe für unser Pokalmatch und den Liga-Auftakt gegen Köln.

Sie mussten in den letzten Tagen Ihr Programm dosieren. Ist Ihr Einsatz am Samstag gefährdet?

Auf keinen Fall. Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ich hatte leichte Probleme mit den Adduktoren und habe deshalb ein, zwei Tage pausiert. Das hat gereicht.

Schleppen Sie immer noch die Altlasten ihrer Muskelfaserrisse aus der letzten Saison mit sich herum?

Nein, damit habe ich inzwischen gar keine Probleme mehr. Ich hoffe, dass dieses Kapitel endgültig vorbei ist.


Haben Sie deshalb auch die Teilnahme an den Länderspielen mit der Polnischen Nationalmannschaft abgesagt, die im Anschluss an die Saison stattfanden?

Es war sowohl mit Jürgen Klopp als auch mit meinem Nationaltrainer Leo Beenhakker so abgesprochen, dass ich auf die Reise nach Südafrika verzichte. Nach den ganzen Problemen mit dem Muskel im Oberschenkel brauchte mein Körper einfach eine längere Pause. Und die hat sich gelohnt. Ich muss nicht mehr speziell behandelt werden, mache aber weiterhin ein wenig Krafttraining, um den Muskel zu stärken.

Wie gut tut Ihnen in dieser Hinsicht die aktuelle Vorbereitung nach den vielen Pausen in der letzten Spielzeit?

Grundsätzlich ist die Vorbereitung für jeden Profi die schwerste Zeit des ganzen Jahres. Das gilt auch für mich. Nach dem Trainingslager brauchten wir alle ein paar ruhigere Tage, damit die Frische wieder zurückkommt. Wir haben die Intensität im Training inzwischen verringert. Jetzt bleiben uns noch zwei Wochen, um topfit zu werden. Ich spüre, wie die Form bei mir langsam zurückkommt.

Sie werden beim BVB mittlerweile wieder als Mittelfeldspieler geführt. Ist Ihr Ausflug in den Sturm, der in der letzten Hinrunde die meiste Zeit erfolgreich verlief, beendet?

Für mich ist der Unterschied zwischen beiden Positionen eigentlich nicht so groß. Natürlich, wenn ich rechts in der Raute spiele, muss ich defensiv etwas mehr arbeiten. Aber auch im Sturm wird bei uns viel Defensivarbeit verlangt. Ich halte es weiterhin so, dass ich da spiele, wo der Trainer mich aufstellt. Ich kann, denke ich, beide Rollen ausfüllen.

Für Ihren Körper dürfte es allerdings nicht das Schlechteste sein, aus der vordersten Front herausgenommen worden zu sein. In der letzten Hinrunde gehörten Sie zu den meistgefoulten Spielern der Liga.

"Kuba" als Maskenmann (Foto: firo).

Von der körperlichen Belastung ist es eigentlich egal, wo ich spiele. Da spielt es keine Rolle ob rechts in der Raute oder vorne im Sturm. Die Tritte bekomme ich so oder so.

Mit Alex Frei hat der erfolgreichste Dortmunder Stürmer der letzten Jahre den Verein verlassen. Wie groß ist die Lücke, die er hinterlässt?

Alex war sicherlich sowohl auf als auch außerhalb des Feldes ein sehr wichtiger Spieler mit einer starken Persönlichkeit. Aber ich denke, dass wir einige andere Spieler im Kader haben, die ebenfalls Tore schießen und die Lücke schließen können. Könnte der BVB nach Freis Wechsel ein Hierarchie-Problem bekommen?

Das denke ich nicht. Wir haben zahlreiche Spieler, die schon lange im Klub sind und in eine Führungsrolle hineinwachsen können. Ich sehe da überhaupt keine Probleme.

Kann man daraus entnehmen, dass auch Sie sich zu diesen Spielern zählen?

Ich bin jetzt im dritten Jahr beim BVB. Ich denke, ich kann dem Team am meisten helfen, wenn ich auf dem Platz meine Qualitäten abrufe. Für den anderen Job gibt es bei uns Kandidaten, die das weitaus besser können als ich.


Das Geld, das der BVB durch den Verkauf von Alex Frei eingenommen hat, soll in einen neuen Stürmer investiert werden. Offiziell ist es Spielern verboten, Beratertätigkeiten zu übernehmen. Haben sie dennoch bei BVB-Sportdirektor Michael Zorc die Werbetrommel für Ihren Freund Robert Lewandowski gerührt?

Ich habe schon gesagt, dass er ein guter Spieler ist. Ich kenne ihn ja aus der Nationalmannschaft. Aber es ist zum Glück nicht meine Aufgabe, einen neuen Stürmer zu suchen. Man muss schließlich einen Angreifer finden, der sofort Tore macht und sich schnell akklimatisiert. Das ist keine leichte Aufgabe.

Blicken Sie manchmal neidisch auf die Konkurrenz, die scheinbar mühelos Millionen in die Mannschaft investieren kann?

Nein, denn so ist der Fußball nun einmal, und das weltweit. Egal ob man sich Real Madrid oder die Vereine aus der Bundesliga anschaut: Wer Geld hat, geht einkaufen. In Dortmund hatte man dagegen vor einigen Jahren eine schwierige finanzielle Situation, die auch heute noch spürbar ist. Ich denke, die Vereinsführung schafft es, gut damit umzugehen. Denn die Qualität der Mannschaft geht kontinuierlich und spürbar nach oben.

Welche Erklärung haben Sie dafür?

Wir kennen uns mittlerweile alle sehr gut und spielen schon länger zusammen. Das Verständnis auf dem Platz ist groß. Ich bin davon überzeugt: Die Zeit arbeitet für uns.

Wäre es dann nicht auf an der Zeit, offensiv ein Ziel auszugeben. Etwa den Einzug ins internationale Geschäft?

Nein, wir haben es bereits im letzten Jahr so gemacht, dass wir kein konkretes Ziel ausgegeben haben. Und ich denke, damit sind wir gut klar gekommen. Ich halte es ohnehin so, dass ich ausschließlich von Spiel zu Spiel denke. Was am Ende der Saison ist, kann doch jetzt noch niemand vorhersagen.

Haben Sie sich denn zumindest persönlich konkrete Ziele gesetzt? Etwa die Verbesserung Ihrer Torquote?

Ich möchte noch mehr zeigen, als im letzten Jahr. Das ist logisch. Und ich denke, das kann ich auch einhalten. Ich nehme mir aber keine konkreten Zahlen vor, was Tore oder Vorlagen angeht. Wer einen Treffer erzielt hat, steht zwar am nächsten Tag in der Zeitung. Aber mir ist es wichtiger, mit der Mannschaft erfolgreich zu sein.

Mit Ihrer Devise, von Spiel zu Spiel zu schauen, sind Sie in der Schlussphase der letzten Saison erfolgreich gefahren. Können Sie daran im neuen Jahr anknüpfen?

Geht es nach mir, könnten wir gerne jedes Spiel gewinnen, aber das wird wohl nichts. Mit den sieben Siegen in Serie war ich schon sehr zufrieden. Das würde ich natürlich gerne wiederholen. Mal schauen, vielleicht gelingt es uns ja sogar...

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