War am Mittwoch im Pokalspiel zwischen Bremen und Hamburg noch SVW-Keeper Tim Wiese der Held, weil er seinen großen Worten Taten folgen ließ, war es diesmal Sebastian Kehl, der der Partie mit einer sehenswerten Aktion seinen Stempel aufdrückte.
Nuri Sahin hatte in der 32. Minuten einen langen Pass auf den durchstartenden Ex-Freiburger gespielt. Kehl guckte, justierte kurz den Fuß und schob das Leder volley durch die Beine von HSV-Keeper Frank Rost. Ein Treffer für die Galerie, der bestens das gestiegene Selbstvertrauen des 29-Jährigen widerspiegelt.
Anders als Wiese hatte Kehl vor der Partie jedoch nicht die Offensive gesucht, sondern nur aufmerksam den Blätterwald durchforstet. Irgendwo im Dickicht der Zeilen wurde er fündig: Frank Rost, sein gestriger Konkurrent, hatte sich leicht abfällig über den BVB geäußert.

Will kein Notnagel sein: Sebastian Kehl.
Wer den „Sechser“ kennt, weiß, dass gegnerischer Spott wie eine Spritze voller Motivationsdoping auf Kehl wirkt. Und so freute er sich anschließend: „Der eine oder andere wollte uns in den letzten Wochen bereits erfolglos auf die falsche Fährte locken. Ich denke, in Frank Rost fließt noch immer blau-weißes Blut, deshalb hätte er hier mit Sicherheit lieber gewonnen. Es war allerdings keine Absicht, ihm den Ball durch die Beine zu schießen.“
Kontinuierlich zeigt die Formkurve des 31-fachen Nationalspielers seit Monaten nach oben. Eine Rückkehr in die Elf von Bundestrainer Jogi Löw hält er jedoch für unwahrscheinlich. Zumal er nicht - wie zuletzt spekuliert - als möglicher Notnagel bei der Asientour herhalten möchte: „Wir hatten zuletzt vor einem Jahr Kontakt. Natürlich würde ich mich freuen, wenn ich ins Team zurückkehren könnte. Aber nur, wenn man ernsthaft mit mir plant.“