Etwas Besonderes war Marcio Amoroso schon immer seit er beim BVB kickt. Die Liste der positiven Schlagzeilen, die der Angreifer als Bundesliga-Torschützenkönig oder als "Milan-Bezwinger" im Europapokal schrieb, ist ebenso lang wie die seiner Eskapaden oder Verletzungsmisere. Zur Zeit rückt jedoch wieder der letzte Aspekt in den Vordergrund. Seit dem 11. September steht der Brasilianer nach einem im Training erlittenen Teilabriss im Innenband seinem Arbeitgeber nicht mehr zur Verfügung. Die Genesung sollte in seiner Heimat gelingen.
Ursprünglich war seine Rückkehr für Anfang November angesetzt, doch jetzt scheint sich der Flug über den großen Teich eventuell um ein halbes Jahr oder sogar acht Monate zu verzögern. Das durch Vorverletzungen strapazierte Kreuzband muss vielleicht stabilisiert werden und dieses Unterfangen ist nur in Form einer Operation durchzuführen. Doch ob nun der Eingriff erfolgen muss oder nicht, steht offenbar vollkommen in den Sternen. Mannschaftsarzt Doktor Markus Braun wollte sich eigentlich vor Ort in Südamerika ein eigenes Bild von dem lädierten Knie machen, davon ist nun keine Rede mehr. Ein Flug in die umgekehrte Richtung ist dem Stürmer zur Zeit wiederum nicht zuzumuten, da er momentan krank danieder liegt und nicht transportfähig ist.
Noch am Dienstag telefonierte Henrique Ewerthon mit seinem Landsmann und Vereinskameraden und der hat nicht unbedingt negative Informationen über das Befinden von Marcio Amoroso: "Er sagt, dass es ihm gut geht und es keinesfalls sicher ist, dass er operiert werden muss." Aber Ewerthon fügt auch hinzu: "Doch das ist bei Marcio immer so, denn er sagt fast immer, dass alles gut ist und wird." Dafür soll der teuerste Bundesligaspieler, wenn es nach der 25 Millionen Euro-Ablösesumme geht, selbst einiges getan und täglich in Brasilien mehrere Stunden hart an seinem Comeback gearbeitet haben. Dabei unterstützte ihn, wie immer, Nivaldo Baldo, der brasilianische Arzt des Torjägers, der bei den Dortmunder Verantwortlichen nicht unbedingt auf den vorderen Plätzen der Beliebtheitsskala rangiert. Es bleibt zu hoffen, dass in den kommenden Tagen Klarheit herrscht, ob Marcio Amoroso bereits zu Beginn der Rückrunde, was ohne OP realistisch ist, oder erst zur neuen Saison wieder seiner stürmenden Arbeit nachgehen kann.
Grundsätzlich werden sich die Borussen aber spätestens in der Winterpause ihre Gedanken machen müssen, inwiefern die medizinischen Tätigkeiten für alle Beteiligten in Zukunft transparenter und gebündelter angegangen werden können und müssen. Vielleicht ist es ja wirklich nur Pech, dennoch ist auffällig, die ursprünglichen Prognosen stimmen in vielen Fällen nicht. Das traf ebenso auf Christoph Metzelder zu, der in diesem Sommer wieder einsteigen sollte, wie auf Flavio Conceicao, für den nach seinem Muskelfaserriss nur eine Pause von zwei Wochen diagnostiziert wurde oder auch auf Leoanrdo Dede, der mit einer siebentägigen Trainingspause davon kommen sollte. Alle werden in diesem Jahr nicht mehr spielen. Durch Marcio Amoroso wird aus diesem Trio ein Quartett